Grenzkontrollen enden: Handel mit positivem Blick

dpa/lsw Stuttgart/Konstanz. Wenn in der Nacht zum Montag die Grenzkontrollen zu den Nachbarländern enden, fällt vielen Menschen im Südwesten ein Stein vom Herzen. Für die Händler muss sich aber erst noch zeigen, wie schwer die Folgen der wochenlangen Grenzschließungen wiegen.

Ein Blick auf das Logo der Industrie und Handelskammer. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Ein Blick auf das Logo der Industrie und Handelskammer. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Ein Zaun zwischen Konstanz und dem schweizerischen Kreuzlingen war das eindrücklichste Symbol für die Ausnahmesituation: Monatelang waren die Grenzen zwischen Baden-Württemberg und seinen Nachbarländern Frankreich und Schweiz wegen der Corona-Pandemie nahezu dicht. Überqueren durfte sie nur, wer einen triftigen Grund hatte. Darunter litten Händler und Menschen, die ihre Liebsten nicht mehr treffen konnten. Nachdem es bereits Lockerungen gegeben hatte, sollen die Grenzkontrollen laut Bundesinnenministerium nun endgültig um Mitternacht in der Nacht zum Montag enden. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) teilte dazu mit: „Nun kommt wieder zusammen, was zusammengehört!“

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) habe ihm versichert, dass seitens der Bundespolizei „synchron“ mit Frankreich und der Schweiz vorgegangen werde, hieß es von Strobl. Das bedeute, dass die Kontrollen gleichzeitig wegfallen, sowohl auf deutscher als auch auf französischer und schweizerischer Seite.

Der Handel in der Region, der auch von Einkaufstouristen aus der Schweiz lebt, hatte zuletzt enorme Umsatzverluste verbucht. Denn eidgenössische Kunden konnten nicht mehr so einfach zum Shoppen in den Südwesten kommen. „Wir freuen uns sehr auf und über diesen Moment“, teilte der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee, Claudius Marx, am Sonntag mit. Er sei für die Händler „das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels“. Kunden aus der Schweiz könnten nun wieder ungehindert im Südwesten einkaufen, einkehren und auch länger verweilen.

Kunden aus der Schweiz machen nach Marx' Angaben im Durchschnitt ein Drittel, in einzelnen Branchen bis zu zwei Drittel der Kundschaft aus. Etwa 1,5 Milliarden Euro fließen ihm zufolge jährlich in die Region. Wie hoch der Schaden am Ende der Corona-Pandemie sein und wie viele Insolvenzen es bis dahin geben wird, sei momentan schwer absehbar.

Das Thema Grenzöffnungen hatte im Südwesten und in den Grenzregionen zu den Nachbarländern zuletzt für Irritationen gesorgt. Während Frankreich und die Schweiz angekündigt hatten, ihre Kontrollen am Sonntag um Mitternacht einstellen zu wollen, gab es von deutscher Seite zunächst unterschiedliche Informationen zum Beginn der Grenzöffnung.

Thomas Strobl (CDU) spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Thomas Strobl (CDU) spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

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Erstellt:
14. Juni 2020, 11:29 Uhr

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