Illegaler Welpenhandel in Backnang ist kein Einzelfall

Die Tierrechtsorganisation Peta hat am Dienstagvormittag einen gesetzeswidrigen Welpenhandel aufgedeckt. Auf dem Kaufland-Parkplatz in der Industriestraße sollten zwei aus Rumänien importierte Malteser-Welpen verkauft werden. Der Versuch, Hunde illegal zu verkaufen, ist nicht der erste.

Sechs Wochen müssen die Welpen nun in Quarantäne. Diese verbringen sie im Tierheim in Großerlach. Fotos: © Peta Deutschland e.V.

© PETA Deutschland e.V.

Sechs Wochen müssen die Welpen nun in Quarantäne. Diese verbringen sie im Tierheim in Großerlach. Fotos: © Peta Deutschland e.V.

Von Melanie Maier

Backnang. Je 750 Euro hätten die beiden Malteserwelpen gekostet, die am Dienstagvormittag auf dem Kaufland-Parkplatz in der Industriestraße in Backnang verkauft werden sollten. Beim Züchter würde man zwischen 1000 und 1500 Euro pro Welpe bezahlen. Die kleinen Hunde sollten wohl ein günstiges Weihnachtsgeschenk werden, doch der illegale Welpenhandel ist von der Tierrechtsorganisation Peta und der Polizei rechtzeitig aufgedeckt worden.

Mit gefälschten Impfdokumenten waren die erst fünf bis sechs Wochen alten Tiere illegal aus Rumänien importiert worden. Bei einer Kontrolle des Hauses durch die Polizei seien noch zwei weitere Welpen aufgefunden worden, heißt es von Peta.

Amtstierärztinnen ordneten Quarantäne an

Das Veterinäramt des Rems-Murr-Kreises bestätigt die Schilderungen der Tierrechtsorganisation. Das Amt war aufgrund tierseuchenrechtlicher Verstöße hinzugezogen worden. Da die Welpen wegen ihres Alters keinen wirksamen Tollwutimpfschutz aufweisen konnten, ordneten die Amtstierärztinnen eine amtliche Quarantäne an. Diese wird im Großerlacher Tierheim umgesetzt und dauert voraussichtlich sechs Wochen. Vor der Aufnahme in das Tierheim wurden die Welpen tierärztlich untersucht.

Nach Angaben von Peta waren die Welpen so jung, dass ihre Milchzähne noch nicht durchgebrochen waren. „Sie wurden viel zu früh von der Mutter getrennt, waren gesundheitlich geschwächt und litten an Ohrentzündungen und Parasitenbefall“, teilt die Tierrechtsorganisation mit.

Vorbildliche Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure

Peta lobt die vorbildliche Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort, die die Rettung der Welpen möglicht gemacht habe. Gisela Blumer, Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts Backnang, bedankt sich ihrerseits bei Peta für den Einsatz. Zuständig für die Bearbeitung des Falles seien zwar die Landespolizei und das Veterinäramt des Rems-Murr-Kreises, doch der Schauplatz des Geschehens sei immerhin Backnang gewesen. „Es ist mir auch ein persönliches Anliegen, die Menschen, die ein Interesse am Kauf dieser Tiere haben, darauf hinzuweisen, welches Elend mit so einem Handel einhergeht“, betont Blumer.

Die Tiere sind mit gefälschten Dokumenten illegal aus Rumänien importiert worden.

© PETA Deutschland e.V.

Die Tiere sind mit gefälschten Dokumenten illegal aus Rumänien importiert worden.

Da die Person, die die Welpen verkaufen wollte, nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadt gemeldet und wohnhaft ist, habe die Backnanger Verwaltung bereits die Gewerbebehörde des Landkreises informiert und darum gebeten, zu überprüfen, ob eine entsprechende Gewerbeanmeldung vorliege, berichtet Blumer. Die Zulassung könne gegebenenfalls entzogen werden.

Welpenhandel ist ein Multimillionengeschäft

Das Geschäft mit kleinen Hundewelpen floriere gerade jetzt zur Weihnachtszeit, sagt Jana Hoger, Fachreferentin für Haustiere bei Peta. „Jeder Mensch, der einen Hund aus solch einem Handel kauft, macht sich mitschuldig am Leid der Tiere. Sie werden oftmals unter schlimmsten Bedingungen ‚produziert‘.“ Der Handel mit Welpen ist mittlerweile ein Multimillionengeschäft. Das EU-Parlament schätzt, dass pro Jahr mehr als 500000 Welpen innerhalb der Europäischen Union gehandelt werden.

Malteser werden Peta zufolge derzeit als sogenannte Trendhunderasse besonders häufig aus dem illegalen Handel verkauft. Baden-Württemberg liege auf Platz drei der Bundesländer, in welchen im vergangenen Jahr die meisten Welpen beschlagnahmt wurden. „Der Handel mit Jungtieren im Internet boomt – und durch Corona ist die Nachfrage nach tierischen Mitbewohnern noch einmal gestiegen“, so Peta.

Halter ahnen oft nicht, dass die Tiere illegal nach Deutschland gebracht wurden

Nach der Kontaktaufnahme über Onlineportale werden die Tiere oft mit gefälschten Heimtierausweisen an ihren neuen Halter oder ihre neue Halterin verkauft – die häufig nicht einmal ahnen, dass die Welpen illegal nach Deutschland gebracht wurden. Häufig kommen die Hunde aus Osteuropa, aus Rumänien, Bulgarien und Polen. Dort seien die Muttertiere auf Welpenfarmen gezwungen, teils ohne Tageslicht in engen Käfigen in ihren eigenen Fäkalien auszuharren, teilt Peta mit. „Viele von ihnen leiden an schmerzhaften Hautkrankheiten. Die Mütter erfüllen in ihrem kurzen Leben in der Branche nur einen Zweck: dauerhaft Welpen zu gebären. Sind sie für die Züchter nicht mehr ‚produktiv‘ genug oder zu alt, werden sie in der Regel getötet oder ausgesetzt. Ihre Kinder sind oft schwer krank, verwurmt, ohne Impfschutz und voller Parasiten.“ Die Transporte nach Deutschland schwäche die Tiere zusätzlich.

Der aktuelle Fall ist nicht der erste im Rems-Murr-Kreis. Bereits am 30. November 2021 beispielsweise konnte Peta unter Hinzuziehung der Polizei im Rahmen eines Scheingeschäfts zwei Shih-Tzu-Welpen aus Rumänien erwerben. Auch danach fiel auf, dass die Hunde keinen wirksamen Tollwutimpfschutz hatten. Das Veterinäramt des Rems-Murr-Kreises überführte sie daher zur amtlich angeordneten Quarantäne in das Tierheim Großerlach.

Kommentar
Keine Tiergeschenke

Von Melanie Maier

Jahr für Jahr schenken Eltern ihren Kindern Tiere zu Weihnachten. Für viele ist das Fest ein willkommener Anlass, um den lange gehegten Wunsch ihrer Kleinen endlich zu erfüllen. Und so ein Kätzchen oder Hundewelpe sieht ja auch sehr süß aus inmitten der Weihnachtsdeko. Dabei haben Tiere nichts unterm Weihnachtsbaum zu suchen. Sie sollten nicht aus einer Laune heraus verschenkt werden. Wie viel Arbeit und Verantwortung mit der Haltung einhergeht, das wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tierheime, in denen die lebenden Geschenke nach den Feiertagen oft landen, nur zu gut. Das schnelle und konsequente Vorgehen von Peta, der Polizei und des Veterinäramts kann daher nur gelobt werden.

m.maier@bkz.de

Illegaler Welpenhandel

Erkennen Käufer sollten stutzig werden, wenn die Hunde erst nach einer Anzahlung aus dem Ausland importiert werden oder die Tiere vorher nicht besichtigt werden können. Bei illegalen Geschäften lässt sich ein Verkäufer zudem häufig durch eine weitere Person vertreten. „Eine Übergabe auf einem Parkplatz oder an kurzfristig geänderten Orten sollte immer abgelehnt werden“, betont Sonja Ruffer, Referentin für Tiergesundheit im Veterinäramt Backnang.

Erwerben Aus Sicht des Tierschutzes und der Tiergesundheit sei es ratsam, Welpen mit gültigem Impfschutz bei zugelassenen Züchtern zu erwerben, sagt Veterinäramtsleiter Thomas Pfisterer. Wer Tieren mit einem guten Gewissen ein neues Zuhause geben möchte, kann sich auch an die Tierheime wenden. Die von dort abzugebenden Hunde sind alle gesund und geimpft.

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Erstellt:
22. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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