Im Wald ist weiterhin Obacht geboten

Im Rems-Murr-Kreis zeigt sich nach Sturmtief Sabine an verschiedenen Stellen ein unterschiedliches Schadensbild im Forst

Das Kreisforstamt mahnt Wanderer und Spaziergänger in den Wäldern weiterhin zur Vorsicht. Von wirklich dramatischen Folgen könne nur punktuell die Rede sein. Im Murrhardter Wald fiel eine Übungsstation desTrimm-dich-Pfads dem Orkan zum Opfer.

Auch in dem Gebiet rund um den Trimm-dich-Pfad in Murrhardt tobte der Orkan. Eine der Stationen wurde völlig zerstört. Foto: D. Seitz

© D. Seitz Revierförster Murrhardt

Auch in dem Gebiet rund um den Trimm-dich-Pfad in Murrhardt tobte der Orkan. Eine der Stationen wurde völlig zerstört. Foto: D. Seitz

Von Christine Schick und

Bernhard Romanowski

BACKNANG/MURRHARDT. „Bis zu 15000 Festmeter Holz sind durch das Sturmtief Sabine zum Liegen gekommen“, berichtet Ulrich Häußermann auf Nachfrage der Backnanger Kreiszeitung am Donnerstag. Hierbei handle es sich aber nur um eine erste Schätzung, so der stellvertretende Leiter des Forstamts Rems-Murr-Kreis, dessen Hoheitsgebiet der öffentliche Forst der 31 waldbesitzenden Kommunen im Kreisgebiet (mit knapp 23000 Hektar) und der Privatwald (rund 11500 Hektar) sind. Denn auch für die Forstleute gilt das Gebot der Vorsicht, sodass sie erst seit Kurzem wieder im Wald zu Werke gehen. Dafür aber mit Volldampf, wie Häußermann schildert. Derzeit sind die Waldarbeiter dabei, die Wege wieder freizuräumen. In zwei Wochen, so Häußermann, werde es schon wieder weitaus aufgeräumter im Wald aussehen als jetzt.

Bis dahin und mit Blick auf den Umstand, dass am Wochenende wieder starker Wind auftreten soll, sei für Spaziergänger und Wanderer höchste Vorsicht geboten, da sehr viele Bäume „abgeschoben“ seien, wie der Fachmann das nennt — also mehr oder minder in ihrer Standfestigkeit erschüttert. Auch angebrochene Äste und angeknackste Zweige sind als Gefahrenquelle zu nennen.

Insgesamt betrachtet seien die Schäden, die Sabine hinterließ, indessen „nicht dramatisch ausgefallen“, könnten aber den einzelnen Waldbesitzer dennoch hart getroffen haben, so der Forstchef.

Der Borkenkäfer hat den Fichten arg zugesetzt

Es handle sich um kleinflächige Windwürfe, die besonders die Fichtenbestände getroffen hätten. Die Fichte hat derzeit ohnehin zu knabbern, weil ihr ein garstiges Insekt zusetzt. Käferkalamität heißt das in der Fachsprache. Der Borkenkäfer hat die Fichten befallen und sie so geschwächt, dass sie einem stärkeren Wind nicht mehr standhalten können.

Auch andere Baumarten hätten unter Sabine gelitten, so Häußermann weiter. Die Laubhölzer böten derzeit mangels Blattwerk jedoch keine so große Angriffsfläche. Häußermann: „Die Segelwirkung ist nicht gegeben.“ Mit Blick auf die laufenden Forstmaßnahmen in Backnang betont Häußermann, wie wichtig der Einschlag im Bereich des Freibads sei, der gerade von den Forstleuten in Angriff genommen wurde. Konkret geht es um den riesigen Bereich vom Freibad bis zum Biotop Pfaffenrinne (wir berichteten). Dort müssen auf einer Länge von mehreren Hundert Metern nahezu komplett alle Bäume gefällt werden. Das größte Problem in dem Bereich ist das Eschentriebsterben. Der zweite Problembaum ist die Buche, die in den beiden Hitzesommern 2018 und 2019 extrem gelitten hat.

Das Sturmtief „Sabine“ hat freilich auch im Murrhardter Wald, insbesondere auf dem Gebiet, in dem sich auch der Trimm-dich-Pfad befindet, beachtliche Schäden hinterlassen. Auf die Barren-Übungsstation ist ein Baum gestürzt. Sie muss wohl komplett neu aufgebaut werden. Aber auch sonst gibt es für die Revierförster Dieter Seitz und Andreas Schlär sowie ihr Team jede Menge zu tun. Rund um den Trimm-dich-Pfad sind es etwa 200 Festmeter, auf dem gesamten nördlichen Gebiet von Dieter Seitz schätzungsweise 1000 Festmeter an Sturmholz, das anfällt. Ähnlich hoch veranschlagt er die Schäden, die im Privatwald zu verzeichnen sind, hinzu kommen die Flächen, die Schlär im südlichen Revier betreut. Die lange Dauer des Sturms und die Vorschädigung des Waldes könnten eine Rolle gespielt haben, warum es den Forst so hart getroffen hat.

Wichtig ist es nun, das Sturmholz aus dem Wald zu holen

„Der trockene Boden hat den Bäumen beim Sturm keinen Spielraum gelassen, sie sind einfach abgeknickt, weil sie wie in einem Schraubstock saßen“, sagt Dieter Seitz. Zudem kam dazu, dass sie von Dürre, Trockenheit und Käfern geschwächt waren und der Sturm teils auch in Schneisen und offenen Stellen stärkere Angriffsflächen hatte. Nach einer ersten Einschätzung seien vor allem die Tannen stark betroffen. Die Aufräumarbeiten werden noch einige Zeit dauern, mindestens vier bis fünf Wochen. Wichtig sei, dass das Sturmholz aus dem Wald geholt wird, um den Käfern nicht den Tisch zu decken. Der Revierförster warnt davor, in den Forst zu gehen. Es bestehe immer noch Gefahr, von umstürzenden Bäumen, herabfallenden Ästen genauso wie von großen Wurzelstöcken, die jemanden unter sich begraben können, verletzt zu werden.

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Erstellt:
14. Februar 2020, 06:00 Uhr

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