Rekord: 585 Milliarden Euro
Immer mehr Waffen für eine unsichere Welt
Kriege an sich, aber auch ihr Verhindern sind ein ruinöses Unterfangen. Immer mehr Geld wird für das Militär ausgegeben und das weltweit. Forscher sehen dafür erkennbare Gründe.
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Ein US Air Force B-2 Spirit Stealth Bomber während der Luft-Betankung über Australien (Archivfoto).
Von Markus Brauer/KNA
Die 100 größten Rüstungsunternehmen der Welt haben im vergangenen Jahr laut einem aktuellen Bericht Rekordumsätze erzielt.
Die zusammengenommenen Umsätze stiegen um knapp sechs Prozent auf rund 679 Milliarden US-Dollar (585 Milliarden Euro), wie aus dem am Montag (1. Dezember) veröffentlichten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervorgeht. Nach Angaben der Forscher war das der höchste jemals vom Institut ermittelte Wert.
SIPRI Top 100 arms producers see combined revenues surge as states rush to modernize and expand arsenals. The arms revenues of the SIPRI Top 100 companies totalled $679 billion in 2024, +5.9% from 2023.Learn more: https://t.co/txUxYEgmnx#SIPRI#ArmsIndustry#Top100pic.twitter.com/UQ7FZyev5i — SIPRI (@SIPRIorg) December 1, 2025
Das Institut führt das starke Umsatzplus auf die gestiegene Nachfrage insbesondere durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten zurück. Der hohe Rüstungsbedarf in der Ukraine habe sich dabei gerade bei den Produzenten aus Europa bemerkbar gemacht, deren zusammengenommener Umsatz um etwa 13 Prozent auf 151 Milliarden Dollar (129,6 Milliarden Euro) gestiegen sei.
Deutsche Unternehmen sind die großen Gewinner
Insbesondere für die deutschen Rüstungsproduzenten war das vergangene Jahr erfolgreich:
Das Düsseldorfer Unternehmen Rheinmetall konnte seinen Umsatz demnach um über 46 Prozent steigern und steigt mit einem Jahresumsatz von rund 8,2 Milliarden Dollar (8,2 Milliarden Euro) in die Top 20 der Rüstkonzerne auf.
Die Nürnberger Diehl-Gruppe kommt sogar auf eine Steigerung um knapp 53 Prozent und belegt mit einem Umsatz von 2,1 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) Platz 67 im globalen Vergleich.
Auch die beiden weiteren in der Rangliste vertretenen deutschen Unternehmen Thyssen-Krupp (plus 12,3 Prozent) und Hensoldt (plus 17,9 Prozent) konnten ihre Umsätze deutlich steigern.
Russische Rüstungsfirmen boomen
Trotz Sanktionen hätten auch die beiden in der Liste vertretenen russischen Konzerne Rostec und United Shipbuilding ihre Umsätze steigern können. Das zeige, dass der Waffenbedarf Russlands zur Weiterführung des Krieges in der Ukraine gewachsen sei.
Jedoch fehlten der dortigen Industrie zunehmend die ausgebildeten Fachkräfte. „Das könnte die Produktion verlangsamen und Innovationen begrenzen“, erläutert der Sipri-Forscher Diego Lopes da Silva. Dennoch sei bei Voraussagen zur russischen Waffenindustrie weiterhin Vorsicht geboten, diese habe sich „entgegen der Erwartungen während des Kriegs in der Ukraine als sehr widerstandsfähig erwiesen“.
Probleme mit Rohstoffversorgung
Erstmals seit 2018 hätten zudem die fünf größten Rüstungsproduzenten, die US-Unternehmen Lockheed Martin, RTX, Northrop Grumman und General Dynamics sowie das britische Unternehmen BAE Systems alle ihre Umsätze steigern können. Gleichzeitig meldeten weltweit Unternehmen zunehmende Probleme bei der Rohstoffbeschaffung.
Das Sipri untersucht seit 1989 die Umsätze der Rüstungsindustrie. Die Aufstellung ist eine der drei jährlichen Veröffentlichungen des Stockholmer Instituts neben einer Untersuchung des weltweiten Waffenhandels sowie der weltweiten Ausgaben für Rüstungsgüter.
Ökonomische Kosten von Kriegen: Verlierer und Gewinner
Was kriegerische Konflikte generell kosten, haben Forscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel und der Universität Tübingen ermittelt. Dafür haben sie die Daten von mehr als 150 Kriege seit 1870 ausgewertet.
Betroffenes Land: Am meisten zu leiden hat der Analyse zufolge das Land, in dem ein Waffengang ausgetragen wird. So würden enorme Sachwerte (der sogenannte volkswirtschaftliche Kapitalstock) zerstört, die Wirtschaftsleistung breche um durchschnittlich 30 Prozent ein, die Inflation steige um rund 15 Prozentpunkte über fünf Jahre.
Nachbarländer: Auch die Nachbar- sowie Drittländer zahlen laut „Kiel Policy Brief“ „The Price of War“ aufgrund höherer Inflation und niedrigeren Wachstums einen hohen Preis. Demnach fällt das Bruttoinlandprodukt (BIP: die gesamtwirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft) nach fünf Jahren durchschnittlich um zehn Prozent, während die Inflation um fünf Prozentpunkte steigt.
Entferntere Länder: Für weiter entfernte Länder könnten die Effekte allerdings positiv sein: „Es gibt auch in der Weltwirtschaft Gewinner und Verlierer von Kriegen“. heißt es in der Analyse.
Zwischenstaatliche Kriege: „Die Berechnungen beruhen auf den Kosten ‚typischer‘ zwischenstaatlicher Kriege in der Vergangenheit. Je nach Dauer und Intensität des Krieges sind weniger oder mehr schwerwiegende Szenarien denkbar“, erklärt Jonathan Federle vom IfW Kiel.
„Die von uns berechneten Übertragungseffekte auf andere Länder berücksichtigen vor allem die durch geografische Nähe bedingten Handelsverflechtungen und die Größe der jeweiligen Volkswirtschaft, in der ein Krieg ausbricht“, so Federle.
