In den Backnanger Schulen geben Handwerker den Ton an

Die Sommerferien sind auch dazu da, Bildungsstätten auf Vordermann zu bringen. In Backnang werden derzeit fünf Schulen sowie eine Kita saniert. Die Gesamtkosten liegen in diesem Jahr bei fast drei Millionen Euro. Hochbauamtsleiter Andreas Stier führt durch Baustellen.

Die Dämpfung wird in der Mörike Gemeinschaftsschule von unten nach oben verlegt. Die Aufgabe des Schallschluckens, die seither der Filzboden übernommen hat, wird die Akustikdecke übernehmen. Hochbauamtsleiter Andreas Stier erläutert die Maßnahmen. Fotos: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Dämpfung wird in der Mörike Gemeinschaftsschule von unten nach oben verlegt. Die Aufgabe des Schallschluckens, die seither der Filzboden übernommen hat, wird die Akustikdecke übernehmen. Hochbauamtsleiter Andreas Stier erläutert die Maßnahmen. Fotos: Jörg Fiedler

Von Florian Muhl

Backnang. Maler und Gipser, Elektriker und Bodenverleger – es wuselt gerade von Handwerkern in der Mörike Gemeinschaftsschule. Dort, wo üblicherweise Mädchen und Jungen sich die Köpfe heiß rechnen und Englischvokabeln büffeln, werden derzeit Pinnwände gestrichen, Kabel und Böden verlegt und Akustikdecken angebracht. Im Innenhof stehen Schuttcontainer, gefüllt mit altem Mobiliar und Tafelanlagen.

Die Sommerferien sind ideal, um Lehranstalten zu renovieren. Sechs Wochen leere Klassenräume, da lässt sich einiges umsetzen. In Backnang finden heuer in fünf Schulen Sanierungsarbeiten statt. Der Gesamtumfang aller Schulbaumaßnahmen 2022 liegt voraussichtlich bei 2,7 Millionen Euro. Das Land fördert die Sanierungen mit einer Quote zwischen 40 und knapp 60 Prozent. „Wir sind insgesamt sehr gut im Zeitplan“, sagt Andreas Stier. „Im Gymnasium in der Taus und im Max-Born-Gymnasium werden wir sogar schneller fertig als geplant“, so der Leiter des städtischen Hochbauamts weiter.

Stier tritt durch den Haupteingang der Mörike Gemeinschaftsschule, eines denkmalgeschützten und geschichtsträchtigen Gebäudes auf dem alten Burgberg der Stadt. Dieses Bauwerk war seit der Einweihung im Mai 1909 für verschiedene Menschengruppen Bildungseinrichtung oder eine vorübergehende Unterkunft. Es diente unter anderem als Lehrerseminar mit Internat, amerikanisches Lazarett, Unterkunft für jüdische Bürger, Auffanglager für Flüchtlinge aus dem Osten. 1961 wurde dort die Mörikeschule eröffnet. Heute unterrichten rund 40 Lehrkräfte über 500 Schülerinnen und Schülern in 25 Klassen.

Stier geht in den ersten Stock und dann in den Westflügel. „Hier werden insgesamt sechs Klassenräume komplett saniert und oben im zweiten Stock noch ein Fachraum. Wir sanieren in Schulen in der Regel in Bauabschnitten, über mehrere Jahre verteilt, sodass Teile der Schule, die nicht betroffen sind, benutzt werden können.“ In einem Raum ist eine Malerin gerade dabei, Pinnwänden mit der Walze einen neuen Farbton zu verleihen, im nächsten Raum bauen drei Arbeiter eine abgehängte Akustikdecke ein. „Im Anschluss kommt hier noch der alte Nadelfilzfußboden raus, der aus den 80er-Jahren stammt, und wird durch einen neuen Kunstkautschukboden ersetzt. Ganz am Ende beschichten wir noch die Wände neu. Und jeder Raum erhält eine neue elektronische Tafel, ein sogenanntes Smartboard“, erklärt der Amtsleiter. Nicht zu vergessen die Elektrik, die erneuert wird, inklusive neuer Datendosen. Voraussichtliche Kosten für die Klassenraumsanierung: 225000 Euro.

In den Backnanger Schulen geben Handwerker den Ton an

© Jörg Fiedler

Beim Verlassen des Zimmers weist Stier auf einen weiteren Bestandteil der Baumaßnahmen hin: „Die Klassenraumtüren werden in der ganzen Schule in zwei Bauabschnitten erneuert. Einige sind verschlissen, andere müssen aus Brandschutzgründen ersetzt werden. Dieses Jahr ist der erste Bauabschnitt.“ Voraussichtliche Kosten für den ersten Bauabschnitt: 165000 Euro.

„Hier an der Schule sind wir auch noch an der Beleuchtungsumstellung“, erläutert der Hochbauamtsleiter. „Wir tauschen Altleuchten dieses und nächstes Jahr sukzessive komplett gegen LED-Leuchten aus.“

In der Pestalozzischule werden insgesamt fünf Klassenzimmer im ersten und zweiten Geschoss komplett saniert. Erneuert werden die Fliesenspiegel und Waschbecken, die Wände und Decken werden gestrichen und es erfolgt die Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik. In insgesamt sechs Klassenzimmern werden sogenannte Akustiksegel montiert. Wie Stier sagt, werden auch einige Tafelanlagen durch Smartboards erneuert und wird eine Netzinfrastruktur eingebaut. Voraussichtliche Kosten für den ersten Bauabschnitt: 257000 Euro.

Die Sanierung eines Physik-Fachraums steht in der Schickhardt-Realschule auf dem Plan. Dazu zählt die Montage einer Akustikdecke, die Umstellung auf LED-Einlegeleuchten in die Decke, Maler- und Lackierarbeiten, die Erneuerung des Bodenbelags (Kunstkautschuk) und der Einbau von entsprechender Ausstattung mit Experimentiertischen. Kosten: 334000 Euro.

Vierte Bauabschnitte in zwei Gymnasien

Der vierte Bauabschnitt „Sanierung und Brandschutz“ war im Max-Born-Gymnasium angesagt. Auf dem Plan standen das Rektorat und Konrektorat, das Sekretariat und das Lehrerzimmer im ersten Stock sowie die Erhöhung der Treppengeländer. Es mussten abgehängte Akustikdecken eingebaut, Linoleum- und Teppichboden gegen Kautschukboden ausgetauscht und Malerarbeiten erledigt werden. Zudem war eine Betonsanierung im Fahrradkeller des Untergeschosses fällig. Kosten: 192000 Euro.

Ebenfalls der vierte Bauabschnitt wurde im Gymnasium in der Taus durchgeführt. Was war insgesamt zu machen? Stier listet auf: Abgehängte Akustikdecken, Naturkautschukboden statt Teppichboden, Malerarbeiten – jedes Stockwerk erhält eine eigene Farbe anstelle der durchgängigen Farbe in rosa-beige, neue Elektro- und Netzwerkinstallation für Digitalisierung und neue Lüftungsauslässe in abgehängten Decken. Voraussichtliche Kosten: 374000 Euro.

Zudem wird das Dach der Kita ob der Ekertsklinge saniert. Hier rechnet die Stadt mit Kosten in Höhe von 226000 Euro. Zunächst war die asbesthaltige Dachkonstruktion zu entfernen. Au dem neuen Dach wird eine Fotovoltaikanlage installiert.

Millionenschwere Fenstersanierung in der Mörike Gemeinschaftsschule

Einfachglas „Diese Schule hat zum Teil noch bauzeitliche Doppelverbundfenster, so wie dieses“, erklärt Stier und deutet auf die Fenstersprossen. „Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, erhalten wir die, sofern sie erhaltensfähig sind, zum Beispiel dieses hier.“ Die Fenster haben einen Innen- und Außenflügel, jeweils einfach verglast.

Austausch Eine Fachfirma wird die einzelnen etwa 20 mal 30 Zentimeter großen Glasscheiben aus dem Außenflügel ausbauen und gegen Thermoscheiben ersetzen. „Das sind Doppelglasscheiben mit einer Gasfüllung, die einen entsprechenden Rand haben, der in den vorhandenen Fensterfalz eingesetzt und eingekittet werden kann“, erläutert der Hochbauamtsleiter. „Durch die Isolierglasscheiben haben wir dann im Prinzip eine Dreifachverglasung und eine deutlich verbesserte Wärmedämmung.“ Die Firma habe allerdings derzeit noch Betriebsferien, die fange mit den Arbeiten erst später an.

Denkmalschutz „Es gibt ein paar Firmen, die darauf spezialisiert sind, historische Fenster instandzusetzen. Dafür braucht man auch eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung, mit der sichergestellt wird, dass wir a) das Erscheinungsbild nicht verändern und b) auch die fachliche Ausführung von Seiten des Landesamts für Denkmalschutz begleitet wird.

Bauabschnitte „Im ersten Bauabschnitt in diesem Jahr sanieren wir die historischen Fenster. Es gibt auch Fenster, die nicht historisch sind, die zu einem späteren Zeitpunkt eingebaut wurden, das sind alle die, die keine Sprosseneinteilung haben, die machen wir nächstes Jahr.“ Allein für den ersten Bauabschnitt rechnet die Stadt mit einem Kostenvolumen von 850000 Euro.

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Erstellt:
18. August 2022, 06:00 Uhr

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