In der Schule sprang der Funke über

Das Ehepaar Irma und Jakob Reisbich aus Backnang feiert am heutigen Sonntag das Fest der goldenen Hochzeit.

Irma und Jakob Reisbich lernten sich bereits in Kasachstan kennen. Foto/Repro: Alexander Becher

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Irma und Jakob Reisbich lernten sich bereits in Kasachstan kennen. Foto/Repro: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Zarte 16 seien sie gewesen, als sie sich kennengelernt haben, so erinnert sich Irma Reisbich. Im heimischen Kasachstan hatten sie zwar nicht weit voneinander gewohnt, doch ins Auge gestochen war dem jungen Jakob Reisbich das hübsche Mädchen erst in der Schule. Schnell war beiden klar, dass sie gut zusammenpassen könnten. Gern gingen sie zusammen ins Kino und danach machten sie oft einen Abstecher in die Diskothek, um gemeinsam zu tanzen.

Mit einem Lächeln erinnert sich die heute 72-Jährige daran und meint: „Es hat sich so entwickelt. Wir waren immer zusammen.“ Mit 22 gaben sie sich schließlich das Jawort am 4. September 1972. Die gelernte Bibliothekarin arbeitete zunächst in einer Bäckerei, ihr Ehemann fand eine Anstellung bei einem landwirtschaftlichen Betrieb als Kraftfahrer (Traktorist). Zwei Söhne und eine Tochter vervollständigten später die junge Familie. Ende der 1980er-/Anfang der 1990er-Jahre öffnete sich der Eiserne Vorhang und für zahlreiche deutschstämmige Bewohner der damaligen Sowjetunion ergab sich die Möglichkeit, in das Land der Vorväter zurückzukehren. So auch für Familie Reisbich. Einige von Irma Reisbichs Verwandten nutzten die Gelegenheit und zogen nach Süddeutschland.

Schließlich entschieden sich auch Jakob und Irma Reisbich, zu ihren Wurzeln zurückzukehren und kamen 2003 nach Backnang. Schnell fanden beide eine Anstellung, sie in einer Werkstatt in Oppenweiler, er auf dem Stadtfriedhof der Murr-Metropole.

In Backnang sind sie gut angekommen. Ab und zu denken sie zwar noch an Kasachstan, doch im Rems-Murr-Kreis fühlen sie sich wohl. „Wir sind hier heimisch geworden“, sagt Irma Reisbich. Mittlerweile sind beide zwar im wohlverdienten Ruhestand, doch umtriebig ist die Seniorin dennoch. Zweimal in der Woche engagiert sie sich in der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes. Mit einem Augenzwinkern gibt Jakob Reisbich zu, dann einige Momente häuslicher Ruhe zu genießen.

„Wir haben alles mitgemacht – Gutes und Schlechtes“, sinniert die Jubilarin, wenn sie an die vergangenen fünf Jahrzehnte zurückdenkt. „Und wir haben immer zusammengehalten. Es gibt alles im Leben.“ Noch sind sie nicht ganz sicher, wie sie denn die goldene Hochzeit am heutigen Sonntag würdigen möchten, „vielleicht eine kleine Feier mit den Kindern“, überlegt sie. Auf die drei Kinder ebenso wie auch auf die sechs Enkelkinder sind die beiden sehr stolz. Und froh, dass die Familie in der Nähe wohnt. Den weiten Weg aus Kasachstan ins Ländle haben sie nie bereut.

Die Hochzeit war am 4. September 1972.

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Die Hochzeit war am 4. September 1972.

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Erstellt:
4. September 2022, 10:00 Uhr

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