Unwetter in Baden-Württemberg

In Sipplingen türmt sich der Hagel einen halben Meter hoch

Ganz Baden-Württemberg schwitzt. Doch am Bodensee sieht es plötzlich aus, als ob man sich mitten im Winter befindet.

Mitten im Sommer stapft ein Feuerwehrmann durch tiefen Schnee.

© Feuerwehr Sipplingen

Mitten im Sommer stapft ein Feuerwehrmann durch tiefen Schnee.

Von Eberhard Wein

Über dem Bodensee verdunkelt sich der Himmel. Nebel zieht auf. Es fängt an zu regnen, dann zu prasseln und schließlich zu hageln. „Es sah aus wie ein kleiner Weltuntergang“, sagt Magdalini Kehl von der Ortsverwaltung der Gemeinde Sipplingen. Kurze Zeit später rauschen Eiswassermassen die steilen Straßen hinunter zum Bodenseeufer. „Es war richtig krass.“

Für die Sipplinger Feuerwehr und den Bauhof der Gemeinde ist es ein eisiger Einsatz mitten im Hochsommer gewesen, was am Dienstag gegen 11.07 Uhr seinen Lauf nahm. Die Leitstelle der Feuerwehr habe zahlreiche Hilferufe registriert. Vor allem Keller seien betroffen gewesen, sagte Kehl.

In 14 Gebäuden musste eingedrungenes Wasser abgepumpt werden. Die Hagelkörner seien meist zwei Zentimeter groß gewesen, manche hätten aber auch einen beachtlichen Durchmesser von vier bis fünf Zentimetern erreicht, sagte der Feuerwehrkommandant Mirko Schirmeister.

Es sieht aus wie im Herbst

Auf Teilen der alten Bundesstraße habe sich der Hagel in Senken gesammelt und sei bis zu einem halben Meter hoch gelegen. Dies habe zu erheblichen Verkehrsbehinderungen geführt. Der Niederschlag sei lokal sehr begrenzt auf das Gemeindegebiet niedergegangen, dort aber mit großer Heftigkeit, sagte Schirmeister. Auf den Straßen liege viel Laub – fast wie im Herbst. „Jedes Blatt ist durchlöchert. Das sieht wild aus.“

Eine halbe Stunde dauerte der Spuk, dann war es wieder vorbei. Gegen 11.52 Uhr hörte es zu regnen auf und die Sonne kam wieder hervor. In kurzer Zeit seien die Eismassen weggetaut. Am Nachmittag habe wieder Sommerstimmung im Ort geherrscht, sagte Kehl. „Mit weiteren Unwettern ist nicht zu rechnen.“ Die Schäden hielten sich nach einer ersten Einschätzung in Grenzen.

Neuer Hitzerekord in Sicht?

Kai-Uwe Nerding vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärte, es habe auch andernorts Hitzegewitter gegeben, unter anderem im mittleren Schwarzwald, südlich von Böblingen und auf der Schwäbischen Alb. Meist hätten die Hagelkörner die Größe von zwei Zentimetern aber nicht überschritten. Von Schäden war zunächst nichts bekannt.

Für den Mittwoch seien keine weiteren Unwetter zu erwarten. Allerdings seien insbesondere im Raum Mannheim Temperaturen von 40 Grad denkbar. Der bisherige Hitzerekord in Baden-Württemberg stammt vom 13. August 2003. Damals wurden in Freiburg 40,2 Grad gemessen. Den Julirekord hält bisher Waghäusel im Kreis Karlsruhe mit 39,8 Grad. Dies wurde im Jahr 2019 erreicht.

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Erstellt:
1. Juli 2025, 17:18 Uhr
Aktualisiert:
1. Juli 2025, 17:41 Uhr

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