Koblenz
In Westerwald gefundene Leiche ist Dreifachmörder von Weitefeld
Vier Monate Angst und Sorgen in Weitefeld im Westerwald haben ein Ende. Der zunächst geflohene Mörder einer Familie ist tot. Doch noch sind Fragen ungeklärt.

© Markus Klümper/dpa/Markus Klümper
Drei Menschen wurde in Weitefeld im Westerwald tot aufgefunden. Nun scheint auch der Mörder gefunden (Archivfoto).
Von red/AFP/dpa
Der Dreifachmörder von Weitefeld im Westerwald ist tot. Bei der am Dienstag gefundenen Leiche handele es sich um den Verdächtigen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Damit dürfte die Angst vieler Menschen in Weitefeld zunächst vorbei sein.
Ein Bürger hatte die tote Person nur rund einen Kilometer von Weitefeld entfernt gefunden. Ein Polizeisprecher hatte von einer längeren Liegezeit der Leiche gesprochen. Nicht weit davon entfernt wurde laut Staatsanwaltschaft eine Waffe gefunden, bei der es sich um die Tatwaffe handeln könnte.
Todesursache des Täters lässt sich nicht mehr klären
In der Rechtsmedizin in Mainz sei eine DNA-Vergleichsanalyse in Auftrag gegeben worden und ein Abgleich des Zahnstatus erfolgt. Demnach handele es sich um den mit internationalem Haftbefehl gesuchten Mann, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
„Aufgrund des fortgeschrittenen Verwesungszustandes der Leiche lassen sich die Todesursache und der genaue Todeszeitpunkt nicht mehr klären“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. „Ob der mutmaßliche Täter Selbstmord begangen hat oder an den Verletzungen verstorben ist, die er sich bei Begehung der Tat zugezogen hat, oder eine sonstige Todesursache vorliegt, lässt sich dementsprechend nicht mehr sicher feststellen.“
Getötete Mutter wählte noch selbst den Notruf
Anfang April dieses Jahres hatte die Polizei drei Tote in einem Einfamilienhaus entdeckt. Die Mutter wählte selbst noch den Notruf. Doch die 44-Jährige, ihr 47 Jahre alter Mann und der 16-jährige Sohn starben. Wenig später stand fest: Das Ehepaar verblutete nach Stich- und Schussverletzungen, der Jugendliche starb an einer Schussverletzung.
Von dem Täter aber fehlte lange jede Spur. Er wohnte in einem Nachbarort von Weitefeld. Im Juli hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass nach wie vor unklar sei, ob der Verdächtige noch lebe - und, falls er noch lebe, wo er sich aufhalte. Nun gibt es Gewissheit.
Ein Ort in Sorge
Durch die vier Monate lange Unklarheit hatten manche Einwohner und Einwohnerinnen Angst beim Spazierengehen, ließen ihre Kinder nicht gerne alleine raus. Ein ganzes Dorf hielt monatelang den Atem an – und kann jetzt erstmals Aufatmen.
Die Polizei begegnete der Unsicherheit im Ort mit Präsenz. Sie durchsuchte Felder, Wälder und einen Weiher rund um Weitefeld und war als Ansprechpartner für die Menschen vor Ort. Doch trotz Fahndung, Suchmaßnahmen und öffentlichen Aufruf im Fernsehen, gab es keinen entscheidenden Hinweis. Bis am Dienstag ein Zeuge die Leiche fand.
Frage nach dem Motiv noch offen
Während die Polizei am Fundort nach weiteren Beweisen wie Kleidung, Werkzeugen oder Tatwerkzeugen suchte, kamen immer wieder Menschen an dem Feld vorbei. Der Fall hatte deutschlandweit für Entsetzen gesorgt.
Allerdings bleiben nach dem Leichenfund und der Identifizierung Fragen offen, zum Beispiel die nach dem Motiv. Dies zu klären, dürfte schwer sein. Laut früheren Angaben der Staatsanwaltschaft könnte ein Treffen eskaliert sein und schließlich „in dem Exzess der Tötung der ganzen Familie“ geendet haben.
Bei den Ermittlungen seien keine Beziehungen zwischen der Opferfamilie und dem Täter festgestellt worden. Es sei „nicht unwahrscheinlich“, dass es in der Tatnacht zu einem zufälligen Zusammentreffen des Täters mit einem der Opfer vor dem Haus gekommen sei, hieß es seinerzeit.
Jetzt teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass das Ermittlungsverfahren wegen des Todes des Verdächtigen zu Ende sei. Es gebe eine erdrückende Beweislage.
Warum wurde die Leiche nicht früher entdeckt?
Auch die Frage, warum man die Leiche nicht früher gefunden hat, dürfte die Menschen beschäftigen. Das Gebiet war umfangreich abgesucht worden. Ein möglicher Erklärungsansatz ist nach den Worten eines Polizeisprechers vom Mittwoch, dass der Fundort der Leiche zum Zeitpunkt der Suche im Frühjahr überschwemmt und „mehr oder weniger ein Sumpfgebiet“ gewesen sei.
Die zentralen Schauplätze des Falls befinden sich in einem kleinen Umkreis: Die Stelle, die die Polizei nach dem Leichenfund durchsuchte, liegt weniger als einen Kilometer vom Ortsrand entfernt. Das Haus, in dem die Familie gefunden wurde, ist ebenfalls rund einen Kilometer weit weg. Der Ort, aus dem der Täter stammte, befindet sich nur ein paar Kilometer weiter.