Industrieproduktion in Deutschland bricht ein

dpa Frankfurt/Main. Gestörte Lieferketten, sinkende Nachfrage und Produktion: Die Corona-Krise belastet die deutsche Industrie. Es gibt aber auch Lichtblicke.

Roboter des Roboterbauers Kuka bauen im Ford-Werk in Köln eine Karosserie zusammen. (. Foto: Oliver Berg/dpa

Roboter des Roboterbauers Kuka bauen im Ford-Werk in Köln eine Karosserie zusammen. (. Foto: Oliver Berg/dpa

Die Corona-Krise hinterlässt immer tiefere Spuren in der deutschen Wirtschaft. Die Industrieproduktion brach im März ein, bei Maschinenbauern gingen weniger Bestellungen ein.

Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sackte zum Februar um 9,2 Prozent ab, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Dies sei der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991. Im Vergleich zum März 2019 war der Einbruch mit 11,6 Prozent sogar noch stärker.

Die deutschen Maschinenbauer erreichte die Krise zum Ende des ersten Quartals. Der Auftragseingang sank nach Angaben des Branchenverbandes VDMA im März gegenüber dem Vorjahreszeitraum bereinigt um Preiserhöhungen (real) um 9 Prozent. Ein deutliches Minus von 12 Prozent gab es bei den Auslandsbestellungen. „Dies lässt vermuten, dass sich hier die Ausbreitung der Pandemie zuerst in China und später dann auch in Europa bemerkbar macht“, erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Die Aufträge aus dem Inland verringerten sich nur um 2 Prozent.

Wiechers geht davon aus, dass sich die „volle Wucht der Krise“ im Maschinenbau erst in den kommenden Monaten zeigen wird. Die Corona-Pandemie macht nach einem relativ guten Start ins Jahr 2020 die Zuversicht der exportorientierten Schlüsselindustrie zunichte. „Zu Beginn des Jahres waren wir noch guter Hoffnung für einen besseren Jahresverlauf, das hatten die Frühindikatoren so angedeutet“, erläuterte Wiechers.

Im gesamten ersten Quartal waren die Bestellungen nur um 2 Prozent gesunken, die Inlandsnachfrage legte sogar um 1 Prozent zu. Die Bestellungen aus dem Ausland verringerten sich dagegen um 4 Prozent. Internationale Handelskonflikte hatten die Branche mit mehr als einer Million Beschäftigten bereits im vergangenen Jahr belastet.

Neben Störungen der Lieferketten beklagten die Maschinenbauer VDMA-Umfragen zufolge zuletzt vor allem eine gesunkene Nachfrage. Gehen bei Unternehmen weniger Bestellungen ein und fehlen ihnen wichtige Produkte für die Herstellung, fahren sie die Produktion herunter.

Im März zog vor allem die Autoindustrie die Industrieproduktion in Deutschland mit einem Rückgang um fast ein Drittel im Vergleich zum Vormonat nach unten. Auch in der Druck- und Bekleidungsindustrie sowie bei pharmazeutischen Erzeugnissen und Investitionsgütern ließ die Produktion um zweistellige Prozentzahlen nach. Nur im Baugewerbe gab es ein leichtes Plus, so die Statistiker.

„Im April dürfte die Produktion noch einmal deutlich fallen, bevor dann im Mai wohl die Erholung einsetzen wird“, analysierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Auch die Ökonomen der VP Bank sind überzeugt: „Die Lockerungsmaßnahmen und das Anfahren der Produktion in den großen deutschen Automobilfabriken verheißt (...) Besserung. Die Industrieproduktion wird im Mai einen Satz nach oben machen.“

Bislang halten viele Unternehmen der Krise aber offenbar noch Stand. Nach einer Erhebung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) blieb die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland im März und April 2020 auf Vorjahresniveau. Demnach meldeten wie in den beiden Vorjahresmonaten insgesamt 1936 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an.

IWH-Experte Steffen Müller sieht jedoch keinen Grund zur Entwarnung: „Zum einen verfügen viele Unternehmen über Reserven und melden nicht sofort bei Ausbruch einer Krise Insolvenz an.“ Zum anderen dürften staatliche Maßnahmen geholfen haben, eine Pleitewelle zumindest aufzuschieben. Das IWH wertete die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Gerichte aus.

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Erstellt:
7. Mai 2020, 12:18 Uhr

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