Interesse an Pflegeberuf lässt nach

Bewerberzahlen im Rems-Murr-Kreis sinken auch im Bereich Erziehung

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Die Schülerzahlen an den beruflichen Schulen im Rems-Murr-Kreis sind kaum zurückgegangen. Sie liegen nach wie vor über der Schwelle von 11000 Schülern und mit 11016 immer noch nah am Allzeithoch aus dem Jahr 2016 mit 11233 Schülern. Dafür verantwortlich ist vor allem die brummende Wirtschaft: Es gibt, wie Michael Vogt, im Landratsamt zuständig für Schulen, Bildung und Kultur, jetzt berichtete, wieder mehr Ausbildungsverträge. Das schlägt sich in einem Plus von drei Prozent im Bereich des dualen Systems nieder – ein Zuwachs, den vor allem die gewerblichen Schulen in Waiblingen und Schorndorf spüren.

Über alle Schularten hinweg liegt der Rückgang bei 0,8 Prozent

Bei allen anderen Bildungswegen sind die Zahlen rückläufig. Das liegt, so Vogt im Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss des Kreistags, zum einen an der demografischen Entwicklung, die sich besonders auf die Berufskollegs und die beruflichen Gymnasien auswirkt. Zum anderen spielt auch da die wirtschaftliche Lage eine Rolle: Viele haben derzeit einen guten Job und kaum berufliche Zukunftssorgen, das bremst das Interesse an einer Höherqualifizierung.

Infolgedessen gibt es auf dem Gebiet der Weiterbildung – dazu gehören etwa die Techniker- und Meisterschulen – einen Rückgang um rund zehn Prozent. Noch etwas stärker fällt der Rückgang im sogenannten Übergangssystem aus, zu dem Angebote wie AVdual und Vabo (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit dem Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen) zählen.

Letzteres wurde insbesondere von jungen Flüchtlingen besucht, die inzwischen nach und nach in andere Bildungs- und Berufswege wechseln. Eine Zunahme gibt es derweil bei Schülern aus verschiedenen Ländern der EU.

Unterm Strich ergeben sich deshalb für alle Schulen – außer den gewerblichen Schulen in Waiblingen und Schorndorf – mehr oder weniger starke Rückgänge. Der Gesamtwert liegt bei minus 0,8 Prozent, wobei der stärkste Rückgang mit vier Prozent auf die kaufmännische Johann-Philipp-Palm-Schule Schorndorf entfällt. Betroffen sind auch die Backnanger Schulen, wenn auch in geringerem Maß: Eduard-Breuninger-, gewerbliche und Anna-Haag-Schule.

Bei den Ausbildungsberufen verzeichnet Vogt gegensätzliche Entwicklungen. Während die Schülerzahlen in der Holz-, Elektro- und Bautechnik kräftig anziehen, teilweise mit über zehn Prozent mehr als im Vorjahr, geht es in den Bereichen Pflege und Erziehung stark zurück: minus elf Prozent. Für diese schulischen Ausbildungswege werde es immer schwerer, Bewerber zu finden. Das bedauerte auch Landrat Richard Sigel, zumal in diesem Sektor angesichts des steigenden Bedarfs „beste berufliche Aussichten“ bestünden. Er verband dies mit einem Appell an jugendliche Schulabgänger, diese Chance zu nutzen.

Besondere Anstrengungen unternimmt der Landkreis, um Jugendlichen, die nach dem Besuch der allgemeinbildenden Schule noch Förderbedarf haben, einen Weg in den Beruf zu ebnen. Die duale Ausbildungsvorbereitung (AVdual), die mit AV-dual-Begleitern zusätzlich gefördert wird, setzt stark auf Betriebspraktika. Laut Vogt haben im vergangenen Jahr rund zwei Drittel der Absolventen einen Ausbildungsplatz gefunden oder sind in eine weiterführende Schule gewechselt.

Größter Einnahmeposten sind die Sachkostenbeiträge vom Land

Andere haben eine Beschäftigung aufgenommen, besuchen Maßnahmen der Agentur für Arbeit oder wiederholen das Vorbereitungsjahr. 19 Prozent sind übrig geblieben, sie sind weggezogen oder ohne bekannten Anschluss von der Schule abgegangen. Diese Quote sei „viel niedriger als früher“, zieht Vogt eine positive Bilanz des Programms.

Bei den Sonderschulen (sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren und Schulkindergärten) steigen die Schülerzahlen erneut an. Sie erreichen mit 639 Schülern nun beinahe wieder das Allzeithoch (644) im Jahr 2007.

Der Schuletat für 2019 hat ein Volumen von 26,4 Millionen Euro in den Aufwendungen. Größter Einnahmeposten sind die Sachkostenbeiträge vom Land mit 12,8 Millionen Euro. Zusammen mit anderen Posten ergeben sich Erträge von 14,1 Millionen Euro.

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Erstellt:
18. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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