Schlimmste Dürre seit 50 Jahren
Iran will Wolken für Regen „impfen“
So trocken wie in diesem Jahr war es im Iran seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Regierung versucht, Regen mithilfe von Cloud Seeding künstlich herbeizuführen.
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Von Markus Brauer/AFP
Der Iran leidet derzeit unter der schlimmsten Dürre seit 50 Jahren - nun sollen Cloud-Seeding-Flüge helfen, also das „Impfen“ von Wolken. Ein entsprechender Flug sei über dem Urmia-See im Nordwesten des Landes absolviert worden, berichtet die Nachrichtenagentur Irna.
Am Wochenende gab es Berichte über Regenfälle im Westen und Nordwesten des Landes. Ob ein Zusammenhang mit der Aktion bestand, war zunächst unklar.
Was bringt das „Impfen“ von Wolken?
Beim Cloud Seeding werden gewöhnliches Salz oder eine Mischung aus verschiedenen Salzen von einem Flugzeug aus in Wolken versprüht. Die Salzkristalle fördern die Kondensation und auf diese Weise die Entstehung von Regen.
Die Technik wird bereits von dutzenden Ländern genutzt, darunter die USA, China und Indien. Der Iran hatte im vergangenen Jahr verkündet, seine eigene „Wolkenimpfungs“-Methode entwickelt zu haben.
See verwandelt sich in Salzwüste
Die Cloud-Seeding-Flüge starteten am Samstag (15. November) über dem Urmia-See. Weitere sollen laut Irna in den Provinzen Ost- und West-Aserbaidschan folgen. Der Urmia ist der größte See Irans, wegen der anhaltenden Dürre ist er aber weitgehend ausgetrocknet und hat sich in eine riesige Salzwüste verwandelt.
Örtliche Medien zeigten am Sonntag (16. November) Videos von Regenfällen, die womöglich aber auch ohne Cloud-Seeding niedergingen. Am Samstag hatte Irna berichtet, Regen sei im Westen und im Nordwesten gefallen.
An einigen Orten hätten die intensiven Niederschläge zu Überschwemmungen geführt. Staatliche Medien zeigten auch Aufnahmen von Schneefall im Skigebiet Tochal, das sich nahe der Hauptstadt Teheran im Albors-Gebirge befindet.
„Trockenster Herbst seit 50 Jahren“
Der Iran erlebt laut Irna derzeit den „trockensten Herbst seit 50 Jahren“. Die Niederschlagsmenge liege laut staatlichem Wetterdienst in diesem Jahr 89 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. In der Hälfte der iranischen Provinzen hat es seit Monaten keinen Tropfen Regen gegeben. Im gesamten Land herrscht Wasserknappheit.
In der vergangenen Woche hatte der iranische Präsident Massud Peseschkian erklärt, dass Teheran evakuiert werden müsse, wenn es bis zum Jahresende nicht regnet. Nach Angaben der lokalen Behörden gab es seit einem Jahrhundert noch nie so wenig Regen in der Hauptstadt wie in den vergangenen Monaten.
