Sprachfit-Programm in BW
Ist das Murks, oder gibt es nur Erklärungsbedarf?
Die Sprachförderung in der Grundschule in Juniorklassen wird im Land Pflicht. Aber nur für deutschsprachige Kinder? Das klingt nach Schildbürgerstreich, findet Autorin Bärbel Krauß.

© Marijan Murat/dpa
Die frühe Sprachförderung stellt Kultusministerin Theresa Schopper ins Zentrum ihrer Schulpolitik.
Von Bärbel Krauß
Ist das ernst gemeint? Sind bei der grün-schwarzen Sprachförderung an Grundschulen in Juniorklassen ausgerechnet die Kinder ausgeschlossen, die eine andere Muttersprache als Deutsch sprechen? Obwohl die Juniorklassen der zentrale Baustein zum Abbau von Deutschdefiziten sind?
Das klingt nach Schilda, ist laut dem Wortlaut des frisch novellierten Schulgesetzes und den aktuellen Auskünften des Kultusministeriums aber so. Die einjährige Juniorklasse an Grundschulen, sollte – so war es angekündigt – ab 2028 in Baden-Württemberg für alle Kinder mit lernhemmenden Sprachrückständen Pflicht werden. Sie geht aber offenbar an Schülern vorbei, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist. Zudem ist aus der angekündigten Sprachförderung irgendwann ein Mischkonzept auch zur Beseitigung kognitiver, motorischer und sozialer Schwächen geworden. Wann? Und wieso wurde das nie erklärt?
Bewahrheitet sich dieser Sachstand, dann geht das grün-schwarze Sprachfit-Programm in seinem Kern am größten Deutsch-Nachholbedarf vorbei. Den haben, wie viele Studien belegen, Kinder mit Migrationshintergrund.
Im mindesten Fall hat die Kultusministerin jetzt viel zu erklären. Im schwierigeren Fall ist das Gesetz Murks und die Kommunikation irreführend. „Auf den Anfang kommt es an“, sagt Theresa Schopper stets über die Schule. Da hat sie recht. Deshalb ist Aufklärung nötig.