Todesfälle im Hotel

Istanbul, Sri Lanka, Ägypten - Bettwanzengift immer wahrscheinlicher

Tödliche Gefahr im Urlaubsparadies: In Istanbul stirbt eine Familie, in Sri Lanka eine Influencerin. Auch anderswo wird von Zwischenfällen berichtet – das Gift ist schwer zu riechen.

Bettwanzen werden zum Teil mit drastischen Mitteln bekämpft.

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Bettwanzen werden zum Teil mit drastischen Mitteln bekämpft.

Von Michael Maier

Erschütterung in Istanbul: Was zunächst als Lebensmittelvergiftung interpretiert wurde, zeigt sich nun womöglich in einem anderen Licht – und die von der Polizei verhafteten Imbissbetreiber könnten unschuldig sein.

Eine türkischstämmige Hamburgerin und ihre zwei Kinder waren während ihres Aufenthalts im Hotel Harbour Suites Old City verstorben. Der Vater überlebte, liegt jedoch auf der Intensivstation. Vier weitere Hotelgäste wurden mit ähnlichen Vergiftungssymptomen ins Krankenhaus eingeliefert.

Die vierköpfige Familie aus Hamburg war am Sonntag in Istanbul eingetroffen und hatte ihr Zimmer im Hotel bezogen. Zwei Tage später machte die Familie einen Ausflug ins Touristenviertel Ortaköy am Bosporus. Am selben Tag sei das Hotelzimmer der Familie desinfiziert worden, berichtete die Zeitung „Sabah“ am Sonntag.

Tödliches Bettwanzengift in Istanbul?

Experten vermuten, dass in vielen Hotels in der Istanbuler Altstadt Bettwanzen mit gefährlichen Mitteln bekämpft werden. Die Biologin Emel Öykü Kanbuk Kayikci erklärte gegenüber der Zeitung „Hürriyet“, dass Hotelbesitzer oft billige Firmen ohne notwendige Zulassungen beauftragen und dabei schwarz eingekaufte Pestizide aus der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, die tödlich sein können.

Influencerin starb in Sri Lanka an Bettwanzengift

Der tragische Fall in Istanbul reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Vorkommnisse. Erst im Februar 2025 erschütterte ein Vorfall in Sri Lanka die Öffentlichkeit: Eine 24-jährige britische Influencerin namens Ebony McIntosh und eine 27-jährige Deutsche starben nach ihrem Aufenthalt in einem Hostel in Colombo.

Beide Frauen wohnten im „Miracle Colombo City“-Hostel, wo kurz zuvor ein Mittel gegen Bettwanzen versprüht worden war. Eine dritte Person wurde mit ähnlichen Vergiftungssymptomen in ein Krankenhaus eingeliefert.

Die britische Influencerin brach kurz nach ihrer Ankunft auf Sri Lanka zusammen. Sie litt unter Übelkeit, Erbrechen und Atemnot. Das deutsche Paar, das im selben Gemeinschaftszimmer übernachtete, zeigte ähnliche Symptome. Während die Deutsche und die britische Touristin an den Folgen starben, überlebte die Begleitung der Deutschen.

Bettwanzen-Tote in Thailand

Solche Fälle sind leider keine Einzelerscheinungen. In Thailand starben 2011 innerhalb von drei Monaten sieben Personen, darunter ein britisches Ehepaar und eine Neuseeländerin, die im „Downtown Inn“ in Chiang Mai übernachtet hatten.

Nach verdeckten Ermittlungen wurde ein hochgiftiges Insektenspray gegen Bettwanzen als wahrscheinliche Todesursache identifiziert. Der UN-Wissenschaftler Ron McDowell vermutete, dass der übereifrige Einsatz eines Kammerjägers zu einer Überdosierung des Giftes geführt haben könnte.

Tödliches Gift in Ägypten

Besonders aufschlussreich ist ein Fall aus dem Jahr 2018, bei dem ein britisches Seniorenpaar während ihres Urlaubs im ägyptischen Badeort Hurghada verstarb. Erst 2023 ergab eine richterliche Untersuchung, dass sie an einer Kohlenmonoxidvergiftung starben, nachdem ein angrenzendes Hotelzimmer mit einer Mischung aus Chemikalien gegen Bettwanzen behandelt worden war.

Es handelte sich um ein Pestizid, das mit der Substanz Dichlormethan verdünnt worden war. Diese Substanz wird im Körper zu Kohlenstoffmonoxid umgesetzt und kann zu einer tödlichen Vergiftung führen.

Bettwanzengift schwer zu riechen

Dichlormethan (DCM), auch bekannt als Methylenchlorid, hat einen süßlichen, angenehmen, chloroform- oder etherartigen Geruch. Man solle sich aber nicht auf den Geruchssinn verlassen, um die Sicherheit zu beurteilen, warnt eine US-Behörde. Der Geruch sei kein zuverlässiger Indikator für eine gefährliche Konzentration in der Luft, da die Geruchsschwelle hoch sein kann und die Dämpfe bei Konzentrationen, die bereits gefährlich sind, möglicherweise nicht mehr wahrgenommen werden.

Dichlormethan ist giftig, leicht flüchtig und kann schwere gesundheitliche Schäden verursachen, weshalb stets geeignete Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen

Bettwanzengift: weltweites Muster erkennbar

Diese Vorfälle zeigen ein besorgniserregendes Muster: Im Kampf gegen Bettwanzen greifen offenbar manche Hotel- und Hostelbetreiber zu gefährlichen Mitteln, ohne ausreichende Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Mitunter werden Räume nicht lange genug gelüftet oder Gäste zu früh in behandelte Zimmer einquartiert. In manchen Fällen werden auch unzugelassene oder falsch dosierte Pestizide verwendet.

Bettwanzenplage 2024 in Frankreich

Auch in Frankreich, wo insbesondere vor den Olympischen Spielen 2024 von einer regelrechten Bettwanzen-Plage berichtet wurde – teilweise auch über dubiose Social-Media-Accounts mit Russland-Nähe – kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen durch unsachgemäße Schädlingsbekämpfung.

Statt den teuren Kammerjäger zu rufen greifen einige Franzosen in ihrer Verzweiflung zu fragwürdigen Methoden der Selbsthilfe und bestellen hochgiftige Insektizide ohne ausreichende Schutzmaßnahmen aus dem Internet. Schon mehrfach wurde in Wohnungen in Frankreich und Großbritannien von Vergiftungen berichtet, selten auch mit tödlichem Ausgang.

Kein Bettwanzengift im Internet bestellen

Gesundheitsexperten warnen daher eindringlich vor der Selbstbehandlung von Bettwanzenbefall mit nicht zugelassenen oder falsch angewendeten Mitteln, da diese zu schweren Vergiftungen führen können. Die Bettwanzen-Probleme in Frankreich wurden 2024 zwar von einigen als reine „russische Desinformation“ dargestellt, scheinen jedoch zumindest teilweise real zu sein und sich nicht auf Westeuropa zu beschränken.

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Erstellt:
17. November 2025, 12:16 Uhr
Aktualisiert:
17. November 2025, 17:43 Uhr

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