Jäger und Tierschützer im Streit wegen der Fuchsjagd

Während die Tierrechtsorganisation Peta ein Jagdverbot fordert, verstehen sich die Jäger im Rems-Murr-Kreis als Artenschützer.

Auf den Rotfuchs haben es die Jäger in der kommenden Woche abgesehen. Symbolfoto: Pixabay

Auf den Rotfuchs haben es die Jäger in der kommenden Woche abgesehen. Symbolfoto: Pixabay

Von Florian Muhl

Rems-Murr. Die Tierrechtsorganisation Peta übt wegen der sogenannten Fuchswoche scharfe Kritik am Hegering Backnang. Vom 30. Januar bis zum 5. Februar findet die Fuchswoche im Raum Backnang statt. „Dabei wollen die Jäger und Jägerinnen unter dem Deckmantel des Artenschutzes möglichst viele Füchse töten“, heißt es in einer gestern von Peta verbreiteten Pressemitteilung. Der Vorwurf: Das sind sinnlose Tötungen. Die erschossenen Tiere sollen dann beim „Streckelegen“ am 5. Februar im Schützenhaus in Allmersbach am Weinberg zur Schau gestellt werden, so Peta weiter.

Die Tierrechtsorganisation kritisiert deshalb den Jägerverein, da laut Tierschutzgesetz ein „vernünftiger Grund“ für das Töten eines Tieres vorliegen müsse. Bei der flächendeckenden Jagd auf Füchse ist nach Auffassung von Peta ein solcher nicht gegeben. Die Organisation fordert die Landesregierung deshalb auf, im Landesjagdgesetz ein Verbot der Fuchsjagd zu ergänzen.

Die Argumente von Peta lauten:

Füchse dienen den Hobbyjägern hauptsächlich als lebendige Zielscheibe, denn weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht besteht ein Grund für die massenhafte Bejagung der Beutegreifer.

Die zum Teil noch immer geäußerten Vorurteile gegenüber den Tieren beruhen auf widerlegten Annahmen: So ist die Gefahr einer Krankheitsübertragung durch Füchse nahezu auszuschließen.

Die Jagd auf Füchse hat keinerlei regulierenden oder reduzierenden Auswirkungen auf die Population, weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden.

Auch das von den Jägern vorgeschobene Argument des Artenschutzes ist Augenwischerei. Füchse ernähren sich vornehmlich von Mäusen. Populationsrückgänge betroffener Arten wie beispielsweise dem Feldhasen sind überwiegend auf den Lebensraumverlust und das schwindende Nahrungsangebot zurückzuführen. Hinzu kommt, dass die Jägerschaft bundesweit selbst jedes Jahr über 100000 Feldhasen tötet.

Das Fazit von Peta: Jagd ist unnötig und leistet keinen Beitrag zum Artenschutz.

Die Tollwut gibt es nicht mehr, da fehlt eine natürliche Auslese

Kreisjägermeister Markus Laiblin von der Kreisjägervereinigung Backnang bezeichnet die Fuchswoche als sinnvoll und notwendig und weist die Vorwürfe zurück. Es werde jeder Revierpächter dazu aufgerufen, sich an der Jagd zu beteiligen. Muttertiere stünden dabei natürlich unter Schutz. „In Aufzucht befindliche Tiere darf man nicht erlegen. So steht es im Jagdgesetz.“

Früher hat es die Tollwut gegeben, sagt der Jäger. Aber seit den Tollwutimpfungen in den 80er-Jahren sei diese Krankheit beim Fuchs ausgestorben. „Da fehlt eine natürliche Auslese.“ Deshalb nehme der Fuchs überhand. Zudem weist Laiblin darauf hin, dass Fuchs und Waschbär Kulturfolger sind, das heißt, sie gehen immer mehr in die Zivilisation. „Dort plündern sie Mülleimer. Sie finden im urbanen Bereich einfach deutlich mehr zu fressen, als es früher der Fall war. Dadurch sind die Bestände deutlich gestiegen.“ Man spüre das beispielsweise daran, dass es immer weniger Niederwild wie Rebhühner, Fasane und Hasen gebe. Der Sulzbacher bekennt, dass der Rückgang des Niederwilds auch auf die moderne Landwirtschaft zurückgeht. „Aber die wenigen, die da sind, da ist das Gleichgewicht mit den Füchsen nicht gegeben.“

Ein weiteres Argument: „Wir haben im Rems-Murr-Kreis vermehrt die Staupe und die Räude.“ Die beiden Krankheiten würde der Fuchs übertragen. Das sei auch für Hunde nicht schön. „Wenn Leute ihren Hund frei laufen lassen, der verliert alle Haare.“ Auch um Krankheiten vorzubeugen versuche man bei der Fuchswoche, das Raubwild etwas zu dezimieren.

Momentan haben die Füchse eine stärkere Aktivität, sind wegen der Paarungszeit auch schon tagsüber aktiv. Laiblin weist auf das neue Jagd- und Wildtiermanagementgesetz (JWMG) hin, das eine allgemeine Jagdruhezeit vom 16. Februar bis zum 15. April vorschreibt. „Da wird dann auch nicht mehr der Fuchs gejagt.“

Der Kreisjägermeister weist auch auf die Aktion Fellwechsel des Landesjagdverbands hin. Dabei werden Felle vom Haarwild, die sogenannten Bälge, zu Krägen oder Muffs sowie Kissen, Decken oder Handschuhen verarbeitet. Sein Fazit: „Da stirbt kein Tier umsonst, was Peta immer vorwirft.“

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Erstellt:
27. Januar 2023, 06:00 Uhr

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