Jagdtrieb aus der Steinzeit: Über 100 Fälle von Wilderei

dpa/lsw Stuttgart. Wildern ist auch im Südwesten kein unbekanntes Phänomen. Das Landeskriminalamt registrierte 115 Fälle im Jahr 2020, ein Höchststand in den vergangen Jahren. Im Jahr 2013 wurde die geringste Zahl von 73 Fällen genannt. Der mutmaßlich von Wilderern begangene tödliche Angriff auf eine Polizistin und ihren Kollegen bei Kusel wirft ein Schlaglicht auf ein Verbrechen, das im Verborgenen, Dunklen, begangen wird.

Ein Reh steht in einem Wald auf einem Weg. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Ein Reh steht in einem Wald auf einem Weg. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Deshalb ist auch die Aufklärungsquote mit um die 25 Prozent sehr mager. Die Ermittler gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Die Statistik nennt als Tatmittel neben Feuerwaffen aller Art Armbrust, Pfeil und Bogen, Säge, Kabel und Schlingen. Wildern ist ein von Männern dominiertes Delikt: Von den 30 Tatverdächtigen 2020 waren nur sechs weiblich.

Aus Sicht des Naturschutzbundes Nabu sind zwei Motive für die Wilderei von Bedeutung. Der Nervenkitzel mache sie für manche attraktiv, meint Rolf Müller, ehrenamtlicher Nabu-Experte für das Thema Jagd: „Der Jagdtrieb ist seit der Steinzeit ganz fest in uns verwurzelt.“ Hinzu kommen die wirtschaftlichen Interessen beim Verkauf von Reh-, Hirsch- oder Wildschweinfleisch.

Wilderer umgehen auch einen erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand, den die landesweit 53.000 legalen Jäger bewältigen müssen. Die Jagd ist insbesondere am Anfang ein kostspieliges und zeitraubendes Hobby. Wer einen Jagdschein anstrebt, muss laut Landesjagdverband 130 Stunden Ausbildung absolvieren, davon 40 Stunden Schießtraining. Kostenpunkt: 2500 bis 3000 Euro. Hinzu kommen Munition und Waffe, so dass unterm Strich Kosten von etwa 5000 Euro entstehen.

© dpa-infocom, dpa:220216-99-147394/3

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Erstellt:
16. Februar 2022, 05:27 Uhr

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