Jenseits von Schwarz: Soulages-Retrospektive in Baden-Baden

dpa Baden-Baden. Schwarzmalen heißt nicht gleich Schwarzsehen: Der Pariser Künstler Pierre Soulages hat sein Leben dem Dunklen gewidmet, um das Helle um so mehr strahlen zu lassen. Nun wird der Pionier der Abstraktion und „Magier der Farbe Schwarz“ in Baden-Baden mit einer großen Retrospektive gewürdigt. Von diesem Samstag an sind im Museum Frieder Burda bis zum 28. Februar nächsten Jahres rund 60 Werke des 100-jährigen Franzosen zu sehen. Im Anschluss wird die aus internationalen Sammlungen bestückte Schau in den Kunstsammlungen Chemnitz präsentiert.

Die Werke „Peinture 222 x 157 cm, 30 decembre 1990“ (links) und „ Peinture 222 x 157 cm, 5 janvier 1991“ (rechts) von dem Künstler Pierre Soulages. Foto: Uli Deck/dpa

Die Werke „Peinture 222 x 157 cm, 30 decembre 1990“ (links) und „ Peinture 222 x 157 cm, 5 janvier 1991“ (rechts) von dem Künstler Pierre Soulages. Foto: Uli Deck/dpa

Die vom Soulages-Freund Alfred Pacquement und dem Direktor der Berliner Nationalgalerie, Udo Kittelmann, kuratierte Schau zeigt die Entwicklung von den 1940er Jahren bis heute. Ganz schwarz sind die Arbeiten zu Beginn nicht. Seine ersten mit Nussbeize gemalten Bilder erinnern noch an chinesische Kalligraphie. Doch schnell verschwindet Gegenständliches. Ab 1979 kommt Soulages zum radikalen „Outrenoir“, seinem berühmten „Über-Schwarz“. Besonders eindrucksvoll sind riesige Tafeln, darunter auch eine, die er zum 100. Geburtstag schuf.

Ob mit Pinsel gemalt, gebeizt oder mit flachem Werkzeug gestrichen: Es ist die mal glatte, faserige oder gerillte Oberfläche, die das Schwarz zum Leuchten bringt. Titel haben die Bilder keine. „Ich sage nichts. Ich stelle nicht dar. Ich male, ich präsentiere“, so der Künstler über sein Schaffen.

Soulages wurde am 24. Dezember 1919 im südfranzösischen Rodez als Sohn eines Kutschenbauers geboren. Er lebt und arbeitet in Paris und Sète. Zum 100. Geburtstag widmete ihm der Louvre eine Ausstellung - eine Ehre, die zuvor nur Pablo Picasso und Marc Chagall zu ihrem 90. Geburtstag zuteil wurde.

Die Schau hierzulande ist für Henning Schaper, Direktor des Museum Frieder Burda, „eine kleine Sensation“. Es habe damit zu tun, dass Soulages seine Anfänge in Deutschland sieht: Die Teilnahme an der Wanderausstellung „Französische abstrakte Malerei“ 1948/49 als jüngster Künstler machte sein Werk früh bekannt.

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Erstellt:
16. Oktober 2020, 11:25 Uhr

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