Was geschah am . . . 10. Mai 1924?
John Edgar Hoover gründet die US-Bundespolizei FBI
10. Mai 1924: John Edgar Hoover wird Chef des von ihm initiierten Federal Bureau of Investigation (FBI), einer US-Bundesbehörde zur Bekämpfung von Verbrechen, im Zuge derer Staatsgrenzen überschritten werden. Er behält das Amt des Direktors 48 Jahre lang bis zu seinem Tod.

© Imago/Zuma Wire
Der ehemalige FBI-Chef John Edgar Hoover (1895-1972) auf einer Fotografie von 1948
Von Markus Brauer/dpa
Die Abkürzung FBI ist weltweit bekannt. In unzähligen Kriminalromanen und -filmen wurden die Verbrecher von Beamten des Federal Bureau of Investigation, der amerikanischen Bundespolizei, gejagt und – in den meisten Fällen – verhaftet.
Fast ebenso berühmt wie die Organisation war der Mann, der sie von ihrer Gründung im Jahre 1924 an 48 Jahre lang leitete. Der erste Chef des FBI und jahrzehntelang einer der mächtigsten Männer der USA, John Edgar Hoover, starb am 2. Mai 1972.
Oberster Polizeichef unter acht US-Präsidenten
Der Mann, der unter acht Präsidenten als höchster Polizeibeamter der USA diente und über mehr Macht verfügte als fast jeder andere Amerikaner, stammte aus kleinen Verhältnissen. John Edgar Hoover wurde am 1. Januar 1895 in Washington geboren, wo sein Vater in einer Regierungsdruckerei arbeitete.
Seit seiner Kindheit zeigte Hoover eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Vom ersten Schultag an war er ein Musterschüler, der fast immer Bestnoten nach Hause brachte. Wie sein Biograf Anthony Summers anmerkt, „konnte er es einfach nicht ertragen, an zweiter Stelle zu stehen“.
Die einzige Vertraute war seine Mutter
Auf dem Gebiet menschlicher Beziehungen hatte Hoover allerdings weitaus weniger vorzuweisen. Alle, die ihn kannten, beschreiben ihn als zurückgezogenen Menschen, dem man nicht nahe kommen konnte. Lediglich zu seiner Mutter scheint er ein enges Verhältnis gehabt zu haben.
Nach erfolgreichem Jurastudium trat Hoover in den Staatsdienst ein. Im Dezember 1917 wurde er in die damals noch kleine Abteilung für Sondereinsätze im Verteidigungsministerium versetzt. In diesem Geheimdienst machte er eine schnelle Karriere und wurde 1924 zu ihrem Chef ernannt. Innerhalb weniger Jahre machte Hoover aus dem Bureau of Investigation eine höchst erfolgreiche Polizeiorganisation.
Im Gegensatz zur bestehenden Polizei hatte Hoovers Abteilung bundesweite Kompetenzen und konnte somit Verbrecher in den gesamten USA verfolgen. Im Jahr 1935 wurde dieser Tatsache Rechnung getragen und die Organisation erhielt den Namen Federal Bureau of Investigation.
159 Millionen Karteikarten von Amerikanern
Grundlage für den Erfolg des FBI waren zahlreiche Neuerungen, die Hoover einführte. Besonders wichtig war eine Zentralkartei, in der alle Fingerabdrücke gesammelt waren, die in den USA genommen wurden. Zu Hoovers Tod war die Sammlung auf 159 Millionen Karten angewachsen.
Im Mittelpunkt des Erfolges wie des ganzen FBI stand J. Edgar Hoover. Summers betont: „Er brachte für diese Aufgabe seine eigenen brillanten Eigenschaften als Organisator mit und besaß zudem die Fähigkeit, die nationale Stimmung zu erahnen und sich selbst in unnachahmlicher Weise in der Öffentlichkeit darzustellen.“
Besonders die Erfolge des FBI bei der Jagd auf landesweit bekannte Verbrecher wie John Dillinger und „Maschinengewehr-Kelly“ sorgten für Popularität, zumal sie in Radioserien dramatisiert wurden. Bereits 1935 war Hoover so bekannt, dass ihm das Magazin „Time“ eine Titelgeschichte widmete.
Aufsteig zum mächtigsten Mann der USA
Im Jahr 1936 erhielt Hoover die Aufgabe, die ihn vermutlich zum mächtigsten Mann der USA hinter den Kulissen werden ließ. Besorgt wegen der politischen Entwicklung in Europa befürchtete Präsident Franklin D. Roosevelt, auch in den USA könnten radikale Gruppierungen erstarken. Um dieser Entwicklung vorzubeugen, sollte das FBI geheime Erkundungen einziehen.
Hoover hatte damit einen Freibrief zur Bespitzelung unzähliger Bürger erhalten. Er richtete sein Augenmerk besonders auf Menschen, die er verdächtigte, Kommunisten zu sein, wobei er diese Definition eher weit fasste. Zugleich sammelte er aber auch Material gegen alle, die ihm einmal gefährlich werden könnten.
Der Tod kam im Schlaf
So schuf sich Hoover eine Machtposition, die ihn bis zu seinem Tode an der Spitze des FBI hielt. Selbst den Präsidenten Harry S. Truman und John F. Kennedy, die sich seiner entledigen wollten, konnte er widerstehen.
Erst der Tod, der ihn in der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1972 in Form eines Herzversagens im Schlaf ereilte, vertrieb ihn aus seinem Amt. Hoover wurde die außergewöhnliche Ehre zuteil, im Kapitol aufgebahrt zu werden. Tausende Amerikaner erwiesen ihm die letzte Ehre.
Verblichener Ruhm
Bald darauf wurden die kritischen Stimmen laut, die Hoover während seiner Amtszeit zum Schweigen hatte bringen können. Es hatte des Öfteren Gerüchte gegeben, Hoover sei homosexuell, was jedoch stets geleugnet worden war.
In seinem Buch „J. Edgar Hoover: Der Pate im FBI“ geht Anthony Summers sogar noch weiter. Er behauptet, die Mafia habe Hoover wegen seiner Homosexualität erpresst, der organisierten Kriminalität keine große Aufmerksamkeit zu widmen.
Auch wenn diese Anschuldigungen nicht endgültig bewiesen sind, so ist diese Lücke in den Aktivitäten des FBI bemerkenswert. Vom einstigen Ruhm des J. Edgar Hoover ist 25 Jahre nach seinem Tod nicht mehr viel geblieben.