BBC in der Krise
Journalistische Standards unter Druck
Wie unparteiisch ist die BBC? Ihre Fehler machen die britische Rundfunkanstalt leicht angreifbar für mächtige Gegner, kommentiert Rainer Pörtner.
© AFP/Henry Nicholl
BBC-Zentrale in London: seit dem 18. Oktober 1922 ist die britische Rundfunkanstalt auf Sendung.
Von Rainer Pörtner
Die britische BBC ist seit über einem Jahrhundert Vorbild für Medienschaffende in aller Welt. Sie steht für einen öffentlich finanzierten Rundfunk, der unabhängig von kommerziellen und parteipolitischen Interessen berichtet. Sie hat Standards gesetzt für journalistische Ethik und Qualität – insbesondere im Nachrichtenjournalismus. Die Krise, von der die BBC jetzt erfasst wird, berührt deshalb nicht nur die Menschen im Vereinigten Königreich.
Der Generaldirektor und die Nachrichtenchefin der BBC sind zurückgetreten, vom BBC-Chef wurde eine öffentliche Entschuldigung erwartet. Der Sender reagiert damit auf Vorwürfe, er habe in einer Fernsehdokumentation unmittelbar vor der US-Präsidentschaftswahl 2024 Aussagen von Donald Trump zum Sturm auf das Washingtoner Kapitol im Jahr 2020 irreführend zusammengeschnitten. Auch in einer Reihe anderer Fälle wird die BBC beschuldigt, ihren selbst gesetzten Anspruch zu verletzen, unparteiisch und unvoreingenommen zu berichten.
Schutz oder Zerstörung eines fairen Journalismus?
Bei näherer Betrachtung der Einzelfälle ist nicht zu bestreiten, dass der Sender Fehler gemacht hat. Insofern ist es richtig, dass er diese aufarbeitet und personell Konsequenzen zieht. Gleichzeitig ist aber nicht zu übersehen, dass es politische Kräfte innerhalb und außerhalb Großbritanniens gibt, denen es mit ihrer Kritik an der BBC nicht um den Schutz eines fairen Journalismus geht, sondern um das genaue Gegenteil: seine Zerstörung.
