Landtagswahl 2026
Jung, weiblich, links – das ist das Spitzentrio der Linken
Für die Landtagswahl setzt Die Linke auf drei junge Frauen als Spitzenkandidatinnen. Was zeichnet Kim Sophie Bohnen, Amelie Vollmer und Mersedeh Ghazaei aus?

© Die Linke, Marijan Murat/dpa
Die drei Spitzenkandidatinnen: Kim Sophie Bohnen, Amelie Vollmer und Mersedeh Ghazaei (v.l.).
Von Valentin Schwarz
Kim Sophie Bohnen Beste Freunde dürften die Finanzbranche und Die Linke wohl nicht mehr werden. Etwas stutzig macht deshalb ein Eintrag auf dem Lebenslauf von Kim Sophie Bohnen: Die heute 26-Jährige ist gelernte Bankkauffrau. Als Schlüsselmoment ihrer Politisierung nennt Bohnen ein Gespräch mit einer Rentnerin, die ob ihrer schmalen Rente am Bankschalter in Tränen ausbrach.
Kurz nach der Ausbildung entschied sie sich, Politikwissenschaft und Soziologie zu studieren. Dafür verschlug es die in Schleswig-Holstein geborene und aufgewachsene Bohnen 2020 vom Norden in den Süden, genauer: nach Heidelberg. Inzwischen ist Bohnen wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bundestagsfraktion und steht nun auf Platz eins der Liste für die Landtagswahl, gewissermaßen an der Spitze des Spitzentrios. Eine ihrer Kernkompetenzen sieht sie beim Thema Mieten und Wohnen, was zum derzeitigen Fokus ihrer Partei auf diesen Bereich passt. Und auch Bohnens Antwort auf die Frage nach dem politischen Vorbild ist – im Gegensatz zu ihrem Start ins Berufsleben – wenig überraschend für eine Linke: Rosa Luxemburg.
Amelie Vollmer In den ursprünglichen Plänen ihrer Partei war Amelie Vollmer noch als die eine Hälfte eines Spitzenduos für die Landtagswahl vorgesehen, zusammen mit Ellena Schumacher Koelsch. Doch nach einer Kampfabstimmung auf einem Parteitag im September kam es anders: Aus dem Duo wurde ein Trio – ohne Schumacher Koelsch. Geblieben ist die 22-jährige Vollmer. Trotz ihres jungen Alters bringt die Politikerin aus Offenburg bereits Wahlkampferfahrung bei einer Landtagswahl mit: 2021 ging sie als damals jüngste Kandidatin an den Start.
Noch weiter zurück reicht der Moment, den Vollmer als die Urszene ihrer politischen Biografie einordnet: eine Rede für die Linksjugend auf einer Demonstration gegen Rechts – im Alter von 15 Jahren. Kurz darauf organisierte sie Proteste gegen die Schließung von Krankenhäusern im badischen Ortenaukreis, wo Vollmers Geburtsort Gengenbach liegt. Noch heute hadert Vollmer mit der damaligen Krankenhausreform in ihrer Heimatregion und fordert „das Ende der Profitlogik“ im Gesundheitswesen.
Mersedeh Ghazaei Obwohl sie die 30er-Marke noch nicht erreicht hat, ist Mersedeh Ghazaei mit ihren 28 Jahren die Älteste im Bunde der drei Spitzenkandidatinnen. Die gebürtige Esslingerin fand zwar erst im vergangenen Jahr den Weg in die Parteipolitik. Das bedeutet jedoch nicht, dass politisches Engagement für sie Neuland darstellt. Vor ihrem Beitritt bei Der Linken hatte Ghazaei bereits bei verschiedenen aktivistischen Initiativen mitgewirkt. Unter anderem ist sie Mitgründerin von „Migrantifa Stuttgart“, einer Organisation, die sich für die Belange von Menschen mit Migrationsgeschichte einsetzt.
2023 erschien ihr Buch “entwurzelter Körper, verwurzelter Kopf”, das vom Leben zwischen zwei Kulturen handelt. Darin bezieht sich Ghazaei auf eigene Erfahrungen, ihre familiären Wurzeln reichen in den Iran. Nach abgeschlossenem Studium der Philosophie und Anglistik arbeitet sie inzwischen für den Bundestagsabgeordneten Luigi Pantisano und sitzt im Stuttgarter Kreisvorstand ihrer Partei.