Junge Helfer beeindrucken den DRK-Rettungsdienst
Als ein Mann in Remshalden zusammenbricht, leisten zwei Jugendliche in beeindruckender Weise Erste Hilfe. Beim DRK lobt man ihren vorbildlichen Einsatz.

Nach dem Einsatz treffen (von links) Semi Russ und Filip Vrbetic den Notfallsanitäter Kai Frinke und Notärztin Stefanie Haaf. Foto: DRK/Siekmann
Waiblingen. Semi Russ und Filip Vrbetic werden an diesem Tag über sich hinauswachsen. Sie fahren mit dem Roller durch Remshalden-Grunbach. Das Thermometer klettert am frühen Nachmittag auf fast 30 Grad. Plötzlich sehen sie am Straßenrand einen Mann auf dem Gehsteig liegen. Daneben eine aufgeregte Frau mit Handy am Ohr. Die beiden Jugendlichen wenden, steigen ab und leisten Erste Hilfe. Die nächsten Minuten werden sie nicht vergessen. Der DRK-Rettungsdienst spricht von einer beeindruckenden Leistung. „Die beiden haben souverän und vorbildlich reagiert“, sagt Notfallsanitäter Kai Frinke, der vor Ort war.
„Es war klar, dass der Mann etwas Schlimmes hat“, erinnert sich Semi Russ bei einem Gespräch mit Kai Frinke. Der Notfallsanitäter hat es in vielen Dienstjahren selten erlebt, wie Laien, 17 und 16 Jahre alt, eine Ausnahmesituation so meistern konnten. „Sie haben den Notruf alarmiert, eine sehr gute Reanimation durchgeführt, den Defibrillator eingesetzt und den Patienten wieder mit Herzfrequenz an uns übergeben“, lobt Kai Frinke. Semi und Filip blicken sich an. „Wir haben nur abgeliefert. Wenn wir nicht geholfen hätten, wer macht es sonst?“ Ihr Einsatz war vorbildlich, betont Kai Frinke.
„Der Mann atmete nicht, sabberte, hatte sich eingenässt“
Was war passiert? Als die beiden bei dem schweren Mann eintreffen, knien sie nieder, sprechen ihn an. Keine Reaktion. Sie versuchen, ihn auf den Rücken zu drehen. Das gelingt erst mit vereinten Kräften. „Der Mann atmete nicht, sabberte, hatte sich eingenässt“, beschreibt Filip Vrbetic die Szenerie. Dann gerät die Frau in ihren Fokus. Sie hatte den Notruf gewählt, wirkt aber überfordert, sagt Semi Russ. Er zeigt Initiative, übernimmt den Notruf. Er erinnert sich an die konzentrierten Fragen des Disponenten der Integrierten Leitstelle Rems-Murr: „Wo genau befinden Sie sich? Der Rettungswagen ist auf dem Weg. Was ist geschehen? Atmet der Mann? Hat er Puls?“ Semi und Filip helfen. Der Disponent wird zum wichtigen Hinweisgeber.
Semi spürt keinen Puls. Der Disponent weist ihn an, sie müssten nun reanimieren. Kurz habe er sich an den Erste-Hilfe-Kurs in der 6. Klasse erinnert. „Ich habe kurz Filip angeguckt und dann Hemd und T-Shirt aufgerissen. Der Mann von der Leitstelle hat mir gesagt, was ich machen soll!“ Semi drückt auf den Brustkorb. „Die Leitstelle hat mir den Rhythmus vorgegeben.“ Der Disponent merkt, dass Semi zu vorsichtig ist, denn noch zeigt der Patient keine Reaktion. Er solle tiefer drücken. „Ich war unsicher“, sagt er, „denn ich habe Kraft.“ Er überwindet sich, drückt tief. „Ich habe sofort gespürt und gehört, wie die Rippen gebrochen sind.“ Das sei nicht so schlimm, erklärt ihm der Disponent sofort. Er drückt weiter. „Ich habe gesehen, dass der Kopf weniger blau wurde.“ Filip registriert kurze Atemstöße, der Kopf schlägt hoch. „Es war gut, dass wir früh gemerkt haben, dass da noch ein Hauch Leben im Körper war. So haben wir Hoffnung gesehen.“
„Es war ein Schock, aber wir sind ruhig geblieben“
Der Disponent lotst Filip zur Filiale der Volksbank, mit Defi kehrt er zur Notfallstelle zurück. Sie bringen die Elektroden auf dem Brustkorb an. Der Defibrillator löst einen Stromschlag aus. Der Mann zuckt. Semi reanimiert erneut. Dann übernehmen die Helfer vor Ort, die inzwischen eingetroffen sind. Nach wenigen weiteren Augenblicken erscheint der Rettungsdienst.
Wie war der Einsatz für die beiden jungen Männer? „Es war ein Schock, aber wir sind ruhig geblieben“, sagt Semi Russ. Filip Vrbetic ergänzt: „Ein wichtiger Faktor war, dass wir die Person nicht kannten. Ich hätte nicht gewusst, wie ich reagiert hätte, wenn dort mein Opa gelegen hätte.“ Semi erinnert sich, wie erleichtert sie waren, als sie endlich das Blaulicht gesehen hatten. Der permanente Kontakt zur Leitstelle sei enorm wertvoll gewesen. Der Disponent habe Ruhe ausgestrahlt, klare Anweisungen gegeben. Auch die Rückmeldungen war wichtig. „Wir haben gemerkt: Das, was wir gerade machen, kann dem Mann vielleicht das Leben retten“, sagt Semi.
„Wir haben viel gelernt an diesem Tag“, sagt Filip. Beeindruckt waren die beiden auch vom Rettungsdienst, wie professionell die Rettungskräfte vorgehen würden. „Alle waren ruhig. Alle wussten, was sie machen sollten. Das war eine Fünf-Sterne-Reanimation“, beschreibt Semi es in seinen Worten. Das Kompliment kann Kai Frinke nur zurückgeben. pm
Erste Hilfe Informationen zur Ersten Hilfe findet man unter t1p.de/erstehilfedtl.