Juze öffnet wohl erst wieder Ende Januar

Folgen des Brandes Anfang Dezember – Arbeiten an der Elektrik verzögern sich – Bereits geplante Veranstaltungen finden anderswo statt oder werden verschoben

Eigentlich war es nur ein kleiner Brand mit auf den ersten Blick vergleichsweise geringen Schäden. Doch seit dem Feuer, das Anfang Dezember im frei zugänglichen Backstagebereich des Backnanger Juze ausgebrochen war, ist das selbstverwaltete Jugendzentrum geschlossen. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit trifft das nicht nur die Besucher sondern auch den Vorstand besonders hart.

Daniel Schmidt, Natalia Grabke und Isabell Uber (von links) möchten am liebsten sofort wieder in „ihr“ Juze. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Daniel Schmidt, Natalia Grabke und Isabell Uber (von links) möchten am liebsten sofort wieder in „ihr“ Juze. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel

BACKNANG. „Der Brand selbst hat keine großen Schäden angerichtet, im Backstage-Bereich haben wir nicht viel, ein paar Kühlschränke und Sofas, die müssen wir jetzt eben ersetzen“, sagt Juze-Vorsitzende Isabell Uber. Das bereite ihr aber keine Sorgen, denn „keines der Sofas, die wir hier bislang hatten, war gekauft. Irgendjemand hat immer etwas Gebrauchtes daheim, das wir dann haben können.“

Netzwerk hilft dem Juze
bei geplanten Veranstaltungen

Schlimmer wiege vor allem, dass das Juze voraussichtlich noch bis Mitte oder Ende Januar geschlossen ist. Und das hängt vor allem mit der Elektrik zusammen. Denn bevor das Haus wieder geöffnet werden kann, muss diese in einwandfreiem Zustand sein. „Und in der Vorweihnachtszeit einen Elektriker zu finden, der das alles noch schnell macht, das war einfach nicht möglich.“ Für Uber und ihre Vorstandskollegen Daniel Schmidt und Natalia Grabke sowie den Rest der 14-köpfigen Vorstandsgruppe ist die Schließung ein harter Schlag. Denn zum einen ist das Juze bekannt für sein legendäres Programm vor und um Weihnachten herum, beispielsweise das Event „Heimathafen der Juzefossilien“, die Weihnachtsfeier am 24. Dezember oder auch das Beerpong-Turnier. Teilweise sind die Veranstaltungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Manche finden allerdings trotzdem statt – nur eben nicht im Juze, sondern an anderen Orten. Denn: „Wir können auf ein gutes Netzwerk von anderen selbstverwalteten Jugendzentren zurückgreifen, die uns unter die Arme greifen“, so die 23-jährige Uber. Dieses Netzwerk erstreckt sich über die Kreisgrenzen hinaus, reicht bis nach Ludwigsburg ins Demoz oder ins Esperanza nach Schwäbisch Gmünd, wo jetzt beispielsweise Konzerte stattfinden, die das Team des Juze für sein eigenes Haus schon geplant und organisiert hatte.

Uber, Schmidt und Grabke können von vielen Begegnungen und Gesprächen mit traurigen Juze-Besuchern berichten. „Natürlich, wir haben durch die Schließung auch finanzielle Einbußen. Aber das Juze ist für viele junge Leute ein fester Bestandteil in ihrer Freizeit, eine feste Anlaufstelle, wo sie ihre Freunde treffen können. Backnang bietet halt sonst nicht so viele Möglichkeiten. Und jetzt im Winter kann man ja auch nicht irgendwo ins Freie ausweichen“, sagt Schmidt. „Juze ist wie Familie und ein zweites Wohnzimmer“, ergänzt Uber. „Nicht nur für die Leute, die herkommen, sondern auch für uns vom Vorstand. Jeder von uns steckt hier in der Woche etwa 20 Stunden Arbeit rein, manche haben neben Schule oder Studium gar keine Zeit mehr für andere Hobbys, das ist einfach viel mehr für uns als nur ein Ehrenamt.“

Aber nicht nur auf emotionaler Ebene trifft die derzeitige Schließung des Jugendzentrums, sondern ganz pragmatisch auch auf der organisatorischen: „Seit fast einem Monat ist das Juze jetzt zu, unsere ganzen Büroarbeiten bleiben liegen. Und das ist ja nicht nur das, was sowieso immer wieder anfällt, sondern zum Beispiel auch der Abschluss des Geschäftsjahrs. Außerdem müssen wir den Jahresgetränkeumsatz berechnen, Zuschüsse beantragen, Protokolle schreiben und vieles mehr“, zählt Uber auf. „Es ist einfach wichtig, dass wir schnell wieder ins Juze können, damit wir unsere Arbeit erledigen können“, sind die drei sich einig. Und nicht nur Aktuelles bleibt liegen: „Eigentlich sind wir um diese Zeit schon mitten in den Planungen für unsere Veranstaltungen im kommenden Jahr: Murr-Regatta, die ganzen Abifeiern, das Beats for Freaks-Festival und dann natürlich das Straßenfest.“ Grabke ergänzt: „Da steckt unser ganzes Herzblut drin und wir können uns gerade einfach nirgends treffen, weil wir auch nicht an unsere Rechner kommen, die ja im Juze stehen.“ Sie betonen immer wieder, wie wichtig ihnen ihre Arbeit ist – und dass sie sie unglaublich gerne machen, trotz Stress. „Wir veranstalten hier eben auch die Sachen, die wir uns wünschen, buchen Bands, die wir sehen wollen und die sonst in Backnang nicht auftreten.“

Obwohl noch nicht genau klar ist wann: Die Wiedereröffnung des Juze nach dem Brand wird auf jeden Fall nicht leise von statten gehen, sondern zu einer Party werden.

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Erstellt:
22. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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