Kaiser Barbarossa als Comicfigur

Historiker Gerhard Fritz und Grafiker Heinz Renz stellen beim jüngsten Geschichtstreff im Murrhardter Carl-Schweizer-Museum ihr gemeinsam ausgearbeitetes Buch „Kaiser Friedrich Barbarossa: Eine Biografie in Comicform“ vor.

Gerhard Fritz (links) und Heinz Renz mit ihrem Werk. Renz begleitet Barbarossa in den Szenen durch dessen Leben, lässt aber auch mal Randfiguren erzählen. Foto: Elisabeth Klaper

© Elisabeth Klaper

Gerhard Fritz (links) und Heinz Renz mit ihrem Werk. Renz begleitet Barbarossa in den Szenen durch dessen Leben, lässt aber auch mal Randfiguren erzählen. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Eine Zeitreise ins Mittelalter ermöglicht lebendig und anschaulich, leicht verständlich und auf solider wissenschaftlicher Basis das Buch „Kaiser Friedrich Barbarossa“, eine Biografie in Comicform zum 900. Geburtstag des Stauferkaisers. Damit haben der Murrhardter Historiker Professor Gerhard Fritz und der Kirchberger Grafiker Heinz Renz in kongenialer Zusammenarbeit ein attraktives historisch-biografisches „Bilderbuch“ geschaffen. Beim jüngsten Geschichtstreff des Geschichtsvereins und des Carl-Schweizer-Museums Murrhardt informierten die Autoren über die historischen Hintergründe und Entstehung ihres Werks. Fritz umriss das Leben und Wirken Friedrichs, der wohl 1122 geboren wurde. Sein Vater war der staufische Schwabenherzog Friedrich II., seine Mutter Judith kam aus der Familie der Welfen. Er war wohl mittelgroß und hatte einen rötlichen Bart, daher der Name Barbarossa.

Beatrix von Burgundschenkte Friedrich elf Kinder

Als Vorbild für seine Darstellung diente der „Cappenberger Kopf“, ein Reliquienbehälter aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, der lange als Bildnis des Kaisers galt, was aber heute umstritten ist. „Er war für damalige Verhältnisse hochgebildet“, mehrsprachig und machte seinen Hof zum geistigen Zentrum des Reichs. Friedrich war zweimal verheiratet, zuerst mit Adela von Vohburg, doch „sie mochten sich nicht“, so blieb die Ehe kinderlos. Friedrich nutzte ein „Hintertürchen“ des katholischen Eherechts und ließ die Verbindung 1152 wegen angeblicher Verwandtschaft für ungültig erklären.

In der erst 16-jährigen, hübschen und intelligenten Beatrix von Burgund fand Barbarossa die ideale Partnerin: Sie konnte politisch denken, er hörte auf ihren Rat und sie bekamen elf Kinder. 1152 wählten die mächtigsten Adeligen Friedrich zum deutschen König. Die Krönung war im Aachener Dom. Gerhard Fritz erläuterte die Bedeutung der Insignien. Das Zepter etwa ist ein Rechtssymbol für den Stab, den ein Richter über einem Verurteilten brach. Mit großem Gefolge reiste der neue König quer durchs Reich, um sich bekannt zu machen, und blieb zeitweise in größeren Städten. Er erließ Gesetze, sprach Recht, regelte Streitfälle, gewährte Armen Unterstützung und begnadigte ausgewählte Verurteilte. Es folgten die Krönungen zum König von Burgund, von Italien und schließlich zum Kaiser in Rom. Friedrich band geistliche und weltliche Fürsten per Eid an sich, woraus sich der mittelalterliche Feudalstaat entwickelte. Als Sultan Saladin 1187 Jerusalem eroberte, rief der Papst zum dritten Kreuzzug auf: 1188 verpflichtete sich der Kaiser trotz seines Alters zu diesem Kriegszug. 1189 brach das Heer auf und zog auf dem Landweg nach Kleinasien, doch am 10. Juni 1190 ertrank Barbarossa im Fluss Saleph in Südanatolien wohl nach einem Herzschlag.

Projekt läuft seit etwa zehn Jahren

Wie aufwendig, arbeits- und zeitintensiv es war, die Biografie des Kaisers in realitätsnahen Bildern zu veranschaulichen, erläuterte der Grafiker. Vor zehn Jahren begann er mit intensiven Recherchen, um herauszufinden, wie Adelige, Ritter und einfache Leute sich im 12. Jahrhundert kleideten, aus welchen Materialien die Bauten errichtet waren und wie sie aussahen, wie die Pferde gezäumt waren und ob die Rheinschiffe kleinen Wikingerschiffen ähnelten. „Mir war wichtig, keine Geschichte zu erfinden, sondern mich an die Urkundenlage zu halten“, betonte Renz. Der Historiker gab die Stationen vor, wofür es die infrage kommenden Urkunden herauszufinden galt, was sehr mühsam war.

Der Grafiker gestaltete die Szenen so, dass die Inhalte für die Leser gut verständlich sind: Sie werden in chronologischer Reihenfolge durch Friedrichs Leben geführt mit wichtigen Entwicklungen, Orts- und Personenwechseln sowie parallelen Handlungen. Dabei schaut Renz nicht stets dem Kaiser über die Schulter, sondern erzählt die Geschichte auch aus der Perspektive von Randfiguren. „Für eine Seite benötigte ich etwa eine Woche Recherche und Ausführung“, so der Grafiker. Als Fritz alles geprüft und freigegeben hatte, schuf Renz die Reinzeichnungen und kolorierte sie von Hand mit Aquarell- und Lasurfarben. Er scannte die 255 Bilder ein und bearbeitete sie digital, bevor er sie ins Layout einfügte, die 16 Karten zeichnete er meist direkt am Computer.

Kleine Ausstellung zum Buch

Ausstellung Zum Welterbetag am Sonntag, 4. Juni, zeigt das Carl-Schweizer-Museum Murrhardt in der kloster- und stadtgeschichtlichen Abteilung eine kleine Ausstellung zum Buch.

Comic Friedrich von Hohenstaufen – Kaiser Friedrich Barbarossa: Eine Biografie in Comicform. 64 Seiten, Zeichnungen und Text: Heinz Renz, wissenschaftliche Betreuung: Gerhard Fritz. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden 2021. ISBN 978-3-948138-3. 19,80 Euro.

Zum Artikel

Erstellt:
17. Mai 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Achtung: Diese Aufnahme stammt nicht aus Bartenbach, sondern ist ein Symbolfoto. Jene Fotos, die am Mittwoch im Sulzbacher Teilort aufgenommen worden sind, wurden bisher nirgendwo veröffentlicht. Sie werden erst noch von Experten überprüft. Quelle: FVA Baden-Württemberg
Top

Stadt & Kreis

Zeigt die Wildtierkamera einen Wolf?

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg untersucht derzeit die Aufnahmen eines Tiers, die am Mittwoch auf der Gemarkung des Sulzbacher Teilorts Bartenbach entstanden sind. Vor Abschluss der Untersuchung hüllen sich die Experten in Schweigen.

Stadt & Kreis

Wieland Backes: "Ich bin ein altes Zirkuspferd“

Als Moderator der SWR-Talkshow „Nachtcafé“ war Wieland Backes ein bekanntes Fernsehgesicht. Heute ist der 77-Jährige schriftstellerisch tätig: Am Montag präsentiert er in Backnang sein neues Buch. Im Interview verrät Backes, warum es für ihn auch eine Rückkehr zu seinen Wurzeln ist.

Stadt & Kreis

Biovergärung: Aus Abfall entstehen Strom und Wärme

Energiewende vor der Haustür (5) Die Biovergärungsanlage der AWRM in Backnang-Neuschöntal verwertet Bioabfall aus dem Kreis und gewinnt daraus Energie. Der Strom der Anlage deckt den Jahresbedarf von etwa 3000 Haushalten.