Kampagne „Wilde Sau“ mit ersten Erfolgen

dpa/lsw Baden-Baden. Sie laufen frei herum, sind nicht massentierhaltungstauglich und ihr Fleisch ist schon deshalb bio. Im Gegensatz zu Rehbraten aber ist Wildschweinfleisch nicht sonderlich begehrt. Ein Pilotprojekt will das ändern - und stößt auf Resonanz.

Ein Wildschwein steht in einem Wildgatter. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild

Ein Wildschwein steht in einem Wildgatter. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild

Wildschweinfleisch schmeckt gut und ist auf jeden Fall bio - beim Verbraucher aber noch nicht sehr populär. Das auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt „Wilde Sau“ des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord will Abhilfe schaffen und zog am Dienstag in Baden-Baden nach rund einem Jahr eine erste, positive Bilanz.

„Im Rahmen des Projektes arbeiten mittlerweile über 100 Netzwerk-Partner zusammen“, sagte Projektleiter Uwe Baumann. Dazu zählten unter anderem Jäger, Metzger, Köche und auch der Lebensmittelhandel in der Region. Ziel sei, die Nachfrage nach dem Fleisch der „Wilden Sau“ zu verankern, zu stärken und für mehr Wertschätzung des Produktes zu sorgen. „Die Förderung des Landes ist in diesem Pilotprojekt gut angelegt“, sagte Landwirtschafts-Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, die sich am Dienstag vor Ort ein Bild machte. Baden-Württemberg gibt für die Kampagne 246 000 Euro aus.

Wie viel Kilo Wildschweinfleisch im ersten Jahr vermarket werden konnten, wird laut Baumann nicht erhoben. „Die Struktur der Wertschöpfungsketten ist lokal und regional angelegt und funktioniert im persönlichen und meist direkten Dialog“, sagte er. Das Projekt habe eine ungeheure Dynamik entwickelt.

„Die Erfolge zeigen, dass wir mit der Kampagne goldrichtig liegen“, sagte Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker. Inzwischen wurde auch ein Youtube-Kanal „Wilde Sau TV“ eingerichtet. Nach Ablauf der drei Jahre soll das Projekt möglichst auf alle anderen interessierten Naturparke - insgesamt gibt es sieben - im Südwesten übertragen werden.

Laut Jagdverband wurden im Südwesten im Jagdjahr 2018/19 knapp 48 000 sogenannte Schwarzkittel geschossen. Der eigentliche Bestand im Land wird auf das dreifache geschätzt. Da sie keine natürlichen Feinde haben und wegen des Klimawandels mit milden Wintern immer mehr Tiere überlebten, hat sich ihre Zahl in den letzten Jahren bundesweit rasant nach oben entwickelt. Immer wieder richten sie in Feldern große Schäden an.

„Wir wünschen uns deshalb auch, dass die Bestandszahlen mindestens stabil bleiben“, sagte Dunker. Bisher werde die Wildschweinpopulation von Jahr zu Jahr größer - „und dieses Jahr wird ein Mastjahr wegen des reichen Nahrungsangebotes für die Tiere“.

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Erstellt:
1. September 2020, 06:34 Uhr

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