Karlsruher Theaterbeschäftigte fordern grundlegende Reformen

dpa/lsw Karlsruhe. Kurz vor der Verwaltungsratssitzung zur Führung des Badischen Staatstheaters haben Vertreter der Ensembles eine gründliche Reform gefordert. „Was jetzt benötigt wird, ist nicht ein schneller Wechsel an der Spitze, sondern Zeit, um im Haus gründlich zu klären, welche Anforderungen eine künftige Theaterleitung überhaupt erfüllen muss“, sagte Christina Niessen aus dem Opernensemble den „Badischen Neuesten Nachrichten“ (Samstag). Ein wichtiger Faktor ist dabei laut dem Sprecher des Schauspielensembles, Gunnar Schmidt, dass die Verlängerung der Verträge jährlich neu verhandelt werden müsse. Die Spartenvertreter fordern dem Bericht zufolge einen Kündigungsschutz bis zum Ende der Spielzeit 2023/24, um sichere Arbeitsbedingungen während des Reformprozesses zu schaffen.

Das Badische Staatstheater in Karlsruhe. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Das Badische Staatstheater in Karlsruhe. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Der Verwaltungsrat soll am Montag in Karlsruhe über die geplante Auflösung des Vertrags des umstrittenen Generalintendanten Peter Spuhler entscheiden. Die Vorsitzende des Gremiums, Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), und ihr Vize, Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD), haben sich dafür ausgesprochen, dass der Vertrag für eine dritte Intendanz aufgelöst werden soll. Damit würde Spuhler schon im Sommer das Haus mit rund 850 Mitarbeitern verlassen und nicht erst 2026. Der Theaterchef steht seit Monaten wegen seines angeblich autoritären Verhaltens in der Kritik. Er hat sich entschuldigt und Besserung gelobt.

Die CDU Karlsruhe will hingegen, dass Spuhler sofort freigestellt wird. Ihn noch über neun Monate im Amt zu belassen, wäre wegen des „absoluten Vertrauensverlustes“ unverantwortlich, erklärte der Kreisverbandschef und Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther. „Eine weitere Zusammenarbeit ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angesichts der Umstände nicht zuzumuten und nicht vorstellbar.“ Ex-Staatstheater-Schauspieler Michel Brandt, für die Linke im Bundestag, sagte dem „Badischen Tagblatt“: „Wir müssen Staatstheater neu denken. In Karlsruhe können wir jetzt damit beginnen.“

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Erstellt:
28. November 2020, 11:39 Uhr

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