Kawagkreisel wird nicht revolutionär anders

Die Backnanger Stadtverwaltung präsentiert vier Ausbaumöglichkeiten und spricht sich eindeutig für die einfachste Variante aus. Die Belange von Radfahrern und Fußgängern sollen gleichwertig berücksichtigt werden, weshalb Überlegungen mit neuen Bypässen keine Chance haben.

Noch ist der Kreisverkehr beim Backnanger Stadtfriedhof nur ein Provisorium. Wenn eine optimale Lösung gefunden wird, kann der Kreisel bis 2024 ausgebaut werden. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Noch ist der Kreisverkehr beim Backnanger Stadtfriedhof nur ein Provisorium. Wenn eine optimale Lösung gefunden wird, kann der Kreisel bis 2024 ausgebaut werden. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Das Provisorium hat bald ein Ende, bis 2024 soll der Kawagkreisel endgültig ausgebaut werden. Die Planer der Stadtverwaltung haben sich schon länger die Köpfe über die optimale Ausbauvariante zerbrochen und nun im Ausschuss für Technik und Umwelt ein Zwischenergebnis präsentiert. Demnach wird der Kreisel wohl auch künftig einspurig bleiben und keinen weiteren Bypass erhalten. Baudezernent Stefan Setzer baute deshalb möglicher Kritik vor, indem er sagte: „Es ist vielleicht für einige ernüchternd, weil wir keine neue revolutionäre Variante vorstellen können.“ Andererseits sprechen die Ergebnisse eindeutig für den favorisierten Vorschlag.

Bisherige Planung mit Bypass vor dem Stadtfriedhof spielt keine Rolle mehr

In einer Übersicht hatten Setzer und Planungsamtsleiter Tobias Großmann vier Varianten verglichen. Dabei überhaupt nicht mehr enthalten war die bisherige Überlegung, wonach es einen neuen Bypass von der Weissacher in die Stuttgarter Straße gegeben hätte. Mehrere Argumente sprachen dagegen. Unter anderem der große Platzbedarf und die Konsequenz, dass dann einige der Bäume vor dem Stadtfriedhof gefällt werden müssten. Daher wurde die bisherige Planung von der ISTW Planungsgesellschaft überarbeitet mit dem Ziel, den Flächenbedarf zu reduzieren, ohne die Leistungsfähigkeit des Kreisels einzuschränken. Das Ergebnis waren vier Varianten:

  • einspuriger Kreisverkehr
  • einspuriger ovaler Kreisverkehr
  • kleiner Kreisverkehr mit Bypass Blumenstraße/Stuttgarter Straße Süd
  • Turbo-Kreisverkehr

Eines der Hauptkriterien ist laut Großmann, dass alle Verkehrsarten gleichberechtigt berücksichtigt werden müssen, dass also auch die Belange von Radlern oder Fußgängern Eingang in die Bewertung der Leistungsfähigkeit finden. Dadurch kassieren alle Varianten mit einem Bypass dicke Minuspunkte. Denn Bypässe sind zwar nett für motorisierte Verkehrsteilnehmer, aber Gift für Fußgänger und Radler. So müssten etwa Querungshilfen und Fußgängerüberwege entfallen oder weit vom Kreisel entfernt platziert werden. Dann aber würden Fußgänger laut Setzer nicht nur behindert, sondern sogar gefährdet, weil sie in einem solchen Fall vermutlich die Straße trotzdem in Kreiselnähe queren würden.

Während sich Setzer und Großmann für den einspurigen, einfachen Kreisel starkmachten, konnten sich Karl Scheib (BfB) und Heinz Franke (SPD) auch mit der Variante drei anfreunden. Scheib sagte: „Mir gefällt die Variante drei ganz gut, weil dann 30 Prozent des Verkehrs aus dem Kreisel herausgehalten werden könnten. Ich hätte gerne die Lösung mit dem Bypass.“ Franke erklärte, er wollte die Vorschläge „sich erst einmal setzen lassen“. Spontan urteilte auch er: „Mir gefällt Variante drei am besten.“

Ein Grund hierfür war wohl auch seine Befürchtung, dass der Verkehr auf der Weissacher Straße nicht weniger werde, „der Kreisel wird künftig noch mehr Verkehr aus dieser Richtung bewältigen müssen“. Grund ist laut Franke die große Bautätigkeit der Gemeinden im Weissacher Tal. Doch Setzer widersprach: „Nicht diese Aufsiedelung ist schuld am gestiegenen Verkehrsaufkommen, sondern die Attraktivität der Einkaufsmärkte in der Weissacher Straße.“ Und Großmann erklärte, auf Basis verschiedener Verkehrszählungen könne man gar nicht von einer „exorbitanten Zunahme des Verkehrs“ sprechen.

Die Einfahrt zum Gebiet Dichterberg bereitete Scheib Bauchweh. Auch Ute Ulfert (CDU) sagte, diese Frage sei „nicht gut gelöst“. Großmann jedoch relativierte, nur neun Fahrzeuge pro Stunde würden dort abbiegen, „das ist kein Unfallschwerpunkt, die Zahlen sind völlig vernachlässigbar“.

Zu der nun favorisierten Variante eins sagte Ulfert: „Auf den ersten Blick scheint es, als würde sich nichts ändern, alles bleibt so, wie es ist.“ Nun wird die Verwaltung Variante eins ausarbeiten und klären, wie viel sie kostet. 2022 wird die erweiterte Planung nochmals im Gremium vorgestellt.

Vor- und Nachteile der vier Varianten

Favorit Der einspurige Kreisel, der aktuell von der Verwaltung favorisiert wird, soll einen Außendurchmesser von 35 Metern erhalten. Die Kreisfahrbahn wird 7 Meter breit, der Durchmesser der Mittelinsel beträgt 17 Meter. Für Fußgänger sind Querungsmöglichkeiten an allen wichtigen Armen möglich, für Busse gibt es keine Einschränkungen.

Ovaler Kreisverkehr Der Außendurchmesser des ovalen Kreisverkehrs würde 45/30 Meter betragen. Einen Minuspunkt gibt es für den erhöhten Flächenbedarf. An den Zufahrten Blumen- und Weissacher Straße kann die Geschwindigkeit durch bessere Ablenkung gedämpft werden, im Kreis ist mit höheren Geschwindigkeiten zu rechnen.

Kleiner Kreisel mit Bypass Der Außendurchmesser beträgt 30 Meter, der Innendurchmesser 15 Meter, die Fahrbahnbreite 6 Meter. Fußgänger müssen große Umwege in Kauf nehmen, um Knotenarme queren zu können. Für Busse ergibt sich eine ganze Latte an Nachteilen, so ist etwa eine Vorsortierung schon in der Blumenstraße erforderlich.

Turbo-Kreisel Weil bei dieser Variante separate Radverkehrsführungen erforderlich sind, erhöht sich der Flächenbedarf. Zudem ist es möglicherweise problematisch, die Verkehrsführung zu verstehen. Kritisch ist auch die Zufahrt zur Haltestelle Weissacher Straße stadtauswärts. Einziger Vorteil: die hohe Leistungsfähigkeit für Kfz-Verkehr.

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Erstellt:
30. November 2021, 06:00 Uhr

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