Art Alarm Stuttgart
Kay Kromeier: „Galerien sind im Kunstmarkt unverzichtbar“
Am 20. und 21. September öffnen 22 Stuttgarter Galerien die Türen. Welche Rolle spielen Galerien im Kunstmarkt? Kay Kromeier, Mitlenker der Galerie Schlichtenmaier, gibt Antworten. .

© Schlichtenmaier
Kay Kromeier ist Geschäftsführer der Galerie Schlichtenmaier und lenkt das Galerienwochenende in Stuttgart mit
Von Nikolai B. Forstbauer
Am 20. und 21. September ist Galerienrundgang Art Alarm in Stuttgart: Unsere Zeitung macht das Wochenende zur Stuttgart Art Week und lädt am 18. September zur Standortdebatte in die Staatsgalerie . Gemeinsam mit Petra Olschowski, Wissenschafts- und Kunstministerin in Baden-Württemberg, und Stefanie Patruno, Direktorin der Städtischen Galerie Karlsruhe auf dem Podium: Kay Kromeier, Geschäftsführer der Galerie Schlichtenmaier. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, Anmeldungen nehmen wir gerne entgegen – unter www.zeitung-erleben.de/ueberkunst.
Herr Kromeier, geht es beim Galerienrundgang Art Alarm am 20. und 21. September um mehr als um offene Türen zur gleichen Zeit?
In der Tat ist das Ganze mehr als die Summe von 22 gleichzeitig geöffneten Stuttgarter Privatgalerien. Der Galerienrundgang eröffnet die Möglichkeit der zeitgenössischen Kunst in ihrer enormen Bandbreite zu begegnen. Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Performance, Installation. Man kann geballt brandneue Kunst erleben und die Künstlerinnen und Künstler dahinter kennen lernen. Unsere kostenlosen geführten Touren durch die Galerien sind ein weiterer Mehrwert, den nur der Galerienrundgang bietet.
Sie haben es gesagt – der Art Alarm verzeichnet 22 Stationen. Gibt es nicht viel mehr Galerien in Stuttgart?
Es gibt Gott sei dank weit mehr als 22 Orte in Stuttgart, an denen man Kunst erleben kann. Kunst im Öffentlichen Raum, Öffentliche Museen und reine Ausstellungshäuser, Produzentengalerien, Temporäre Pop-Up Stores mit Kunst, den Einblick beim Atelier-Rundgang an der Kunstakademie; in jüngerer Zeit auch hybride Formate, in denen ein künstlerisches Angebot mit Architektur- und Agenturdienstleistungen verbunden wird, oder der Fokus eher auf Veranstaltungen, Clubkultur oder dem gastronomischen Angebot liegt. Typisch für den Art-Alarm ist die inhabergeführte Galerie mit klarem Programm und stabilem Standort, in der Kunst als der ganz wesentliche Inhalt auf Augenhöhe erlebt werden kann und professionell vermittelt wird. Umso mehr freut es uns, dass wir immer wieder auch neue Galeriepositionen präsentieren können.
Wie etabliert ist eigentlich der Galerienrundgang Stuttgart?
Den Art Alarm-Galerienrundgang Stuttgart gibt es seit dem Jahr 2000, also im 26. Jahr. Er hat sich als feste Größe des Kunststandortes Stuttgart bestens etabliert und genießt große Wertschätzung bei Sammlern, Künstlern und dem Interessierten Publikum. Auch bei den Kuratorinnen und Kuratoren der öffentlichen Galerien und Kunstmuseen ist der Termin fest im Kalender. Deshalb veranstalten wir seit einigen Jahren den Art Alarm auch zwei mal im Jahr.
Das klingt nach Allianzen mit öffentlichen Kunstbühnen . . .
Kooperationen sind immer interessant – schon allein im Interesse des Publikums. Und so freut sich der Galerienrundgang über Plakate in der Staatsgalerie und dem Kunstmuseum und gemeinsame Social Media Auftritte. Wichtig ist dabei, dass der der Art Alarm als Galerienrundgang immer klar erkennbar bleibt.
Sie sind Geschäftsführer der Galerie Schlichtenmaier mit Standorten in Grafenau und Stuttgart. Was macht eine Galerie für Sie aus?
Ein unverwechselbares künstlerisches Programm, mit dem das eigene Haus identifiziert wird. Die Orientierung an der hohen künstlerischen Qualität der Positionen. Die leidenschaftliche Vermittlung von Kunst bei Sammlern und Publikum und die professionelle Arbeit dahinter.
Was Sie beschreiben, ist Teil des Primärmarktes, des ersten Marktes. Wie wichtig ist dieser im Gesamtgefüge des Kunstmarktes?
Galerien bereiten Ihren Künstlerinnen und Künstlern den wirtschaftlichen Boden, auf welchem ihre Arbeit gedeihen kann. Daher sind die Galerien als erstvermittelnde Instanzen unverzichtbarer Stein im Gefüge.
Das Land bietet Förderprogramme für Künstlerinnen und Künstler sowie für Ausstellungsbühnen. Die Stadt Stuttgart sichert einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit für den Art Alarm. Würden Sie sich auch direkte Förderprogramme für Privatgalerien wünschen?
Die unkomplizierteste und beste Förderung von Galerien ist der Kunstkauf und in diesem Fall der Ankauf durch Museen und öffentliche Sammlungen bei den Galerien. Die Galerienlandschaft ist vielfältig. Da könnte es sein, dass es kein Förderprogramm der öffentlichen Hand gibt, dass allen gerecht wird. Zumal Entwicklung und Handhabung von Förderinstrumenten für alle Beteiligten neue Herausforderungen schafft. Die eigene Kunstsammlung durch den Ankauf in Galerien weiter zu qualifizieren, ist das wirtschaftlichste Instrument, Galeriearbeit zu fördern und selbst auch etwas davon zu haben.
Ihre Galerie versucht zum Art Alarm das Publikum mit Werken von Cornelia Schleime zu begeistern. Was ist für Sie das Besondere an den Bildwelten dieser international bekannten deutschen Malerin?
Die radikale Kraft und die unmittelbare Wucht, mit der ihre Bilder auf den Betrachter treffen und ihn sofort und voll und ganz für sich einnehmen. Im Mittelpunkt ihrer Malerei steht das Portrait des Menschlichen ohne dabei Individuen abzubilden oder Klischees zu bedienen. Cornelia Schleimes Werk ist Immer ist durchdrungen von „Tragik, Liebe, Leidenschaft“, wie sie selbst meint. „Ich will Opulenz, das große Gefühl“ – ohne Wenn und Aber, einfach so.