Kein Parteiausschlussverfahren gegen Wilhelm

FDP-Kreisvorsitzender Haußmann findet deutliche Worte für den Frontalangriff der Ortsvereinsvorsitzenden gegen die eigene Partei

Gudrun Wilhelm

© Pressefotografie Alexander Beche

Gudrun Wilhelm

Von Matthias Nothstein

KIRCHBERG AN DER MURR. Trotz der Kampfansage von Gudrun Wilhelm an die Regional-FDP, mit einer eigenen Liste „Freie Regionale Rems-Murr“ bei der Regionalwahl anzutreten, muss die Kirchbergerin derzeit mit keinem Parteiausschlussverfahren rechnen. Dies erklärte zumindest der FDP-Kreisverbandsvorsitzende Jochen Haußmann gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Zu dem Affront war es gekommen, nachdem Wilhelm bei der Nominierungswahl gegen Hartfrid Wolff unterlegen war (wir berichteten). Gesten erklärte Jochen Haußmann: „Ein Ausschlussverfahren steht derzeit nicht zur Debatte und ist in einem solchen Fall auch kein Automatismus, wenngleich es grundsätzlich diese Möglichkeit gibt.“ Er kündigte gleichzeitig an, der Frontalangriff der Vorsitzenden des FDP-Ortsverbands Backnanger Bucht gegen die eigene Partei werde bei der nächsten Kreisvorstandssitzung auf der Tagesordnung stehen. An der Tatsache, dass die abtrünnige Kandidatin auf der FDP/FW-Liste für die Kreistagswahl steht, ändere sich derzeit ebenfalls nichts.

Dass Wilhelm nach fünf Jahren engagierter Arbeit von ihrer Abstimmungsniederlage enttäuscht ist, ist für Haußmann nachvollziehbar, schließlich habe sie unter allen Umständen ihre Arbeit in der Regionalversammlung fortsetzen wollen. Aber sie hätte auch auf Platz zwei der Liste Chancen gehabt, einen Sitz in der Regionalversammlung zu erringen. Dies sei zwar schwierig, aber nicht unmöglich, rechnete Haußmann vor. Zudem gebe es immer die Chance, als Nachrücker ins Gremium zu kommen. Haußmann attestierte der 64-Jährigen einen „gewissen Egoismus“. Ihr Vorgehen sei von Ehrgeiz geprägt, „sie nimmt keine Rücksicht“ und zieht ihr Ding durch, „koste es was es wolle“.

Haußmann erinnerte daran, dass sich Wilhelm vor fünf Jahren bei der Nominierung knapp gegen Wolff durchgesetzt habe. Dieser habe sich damals trotz der Niederlage weiter für die Partei eingesetzt. Auch Hartfrid Wolff rief die damalige Wahlniederlage ins Gedächtnis zurück: „Wilhelm hatte damals nur zwei Stimmen mehr als ich. Ich habe aber dieses Ergebnis akzeptiert, weil ich glaube, dass auch das Verlierenkönnen zur Demokratie dazugehört.“ Grundsätzlich wollte sich Wolff nicht zu den Vorwürfen äußern. „Es macht keinen Sinn, weil sie einfach Quatsch sind.“ Dann ging er aber doch darauf ein. Es sei nicht richtig, dass er sich nicht direkten Wahlen stellen würde. Der 48-Jährige listet auf, dass er 1989 schon als 18-Jähriger für den Gemeinderat Grenzach-Wyhlen kandidiert habe, 1994 dann nochmals, zudem auch für den Kreistag. Später sei er bei Landtags- und Bundestagswahlen Kandidat gewesen und habe den Wahlkreis zwei Legislaturperioden in Berlin vertreten. Selbst im Jahr 2013, als die Liberalen aus dem Bundestag geflogen sind, habe er das zweitbeste Ergebnis für die FDP in Baden-Württemberg eingefahren. Wolff bestritt, dass er seinerseits Wilhelm vorgeworfen habe, sie sei zu wenig präsent gewesen. „Ich weiß nicht, woher sie das hat.“ Dass er dieses Mal nur zur Regionalwahl antrete, begründete der Schorndorfer damit, dass er nichts von Ämterhäufung halte.

Die Erfolgsaussichten der neuen Liste schätzte Haußmann eher gering ein. Und auch Wolff glaubt nicht an einen Erfolg der Liste und fragt zweifelnd: „Wofür steht sie denn, außer für Frau Wilhelm?“

Wilhelm erklärte gestern, dass Haußmann ihr gegenüber sehr wohl das Parteiausschlussverfahren angesprochen habe. Etwas trotzig fügte sie hinzu: „Das ist mir aber egal, tief in meinem Herzen bleibe ich Liberale, das ist ein Lebensgefühl und hängt nicht mit handelnden Personen zusammen.“ Die erste Reaktion konnte sie auch schon vermelden. Eine Kandidatin ihrer Liste, die eigentlich die FDP bei einer Veranstaltung vertreten sollte, wurde gestern Morgen von Haußmann mit den Worten „ich kann die Veranstaltung nun doch selbst übernehmen“ ausgeladen.

Hartfrid Wolff

Hartfrid Wolff

Info
Niederlage mit 60 zu 42

Gudrun Wilhelm hat bei der FDP-Kreismitgliederversammlung am 14. Januar in Allmersbach die Wahl auf Platz eins der FDP-Regionalwahlliste gegen Hartfrid Wolff mit 60 zu 42 Stimmen verloren.

Mit über 100 Mitgliedern war die Mitgliederversammlung sehr gut besucht.

Der FDP-Kreisverband Rems-Murr sieht sich für die Regionalwahl gut gerüstet. Auf dem Bezirksparteitag am 16. März wird das Wahlprogramm für die Regionalwahl verabschiedet.

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Erstellt:
6. März 2019, 06:00 Uhr

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