Keine Blindgänger im Untergrund

Entwarnung nach der Auswertung von Luftbildern aus dem Zweiten Weltkrieg – Dem Weiterbau der B14 steht nichts im Weg

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs war auch Backnang Ziel alliierter Luftangriffe. Deshalb musste jetzt – bevor an der B14 weitergebaut wird – zuerst untersucht werden, ob eventuell noch Blindgänger im Untergrund für Gefahr sorgen. Die gute Nachricht: Es gibt keine Anhaltspunkte zu dieser Sorge, dem weiteren Ausbau der Bundesstraße steht nichts im Weg, zumindest nichts aus der Vergangenheit.

Zahlreiche Bombentrichter haben in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs das Backnanger Stadtgebiet überzogen, vor allem im Südwesten (der abgebildete Kartenausschnitt ist nicht nach Norden ausgerichtet). Die Einschläge direkt neben der B14 sind alle explodiert, von ihnen geht heute keine Gefahr mehr aus. Foto: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung

Zahlreiche Bombentrichter haben in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs das Backnanger Stadtgebiet überzogen, vor allem im Südwesten (der abgebildete Kartenausschnitt ist nicht nach Norden ausgerichtet). Die Einschläge direkt neben der B14 sind alle explodiert, von ihnen geht heute keine Gefahr mehr aus. Foto: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Lange Zeit blieb die Stadt Backnang von den direkten Auswirkungen des alliierten Bombenkriegs verschont. Doch in den letzten Monaten des Weltenbrands ereilte das Schicksal vieler Städte auch die Murr-Metropole. Vor allem im April 1945 überzogen ganze Bombenteppiche das Gebiet im Backnanger Südwesten. Die Bomben aus der Luft galten vermutlich vor allem der Infrastruktur, konkret sollten das Murrtalviadukt und die Reichsstraße (B14) rund um Backnang getroffen werden.

Ausgerechnet die B14 also, die in den nächsten Jahren als leistungsstarke Stadtumfahrung von Backnang vierspurig ausgebaut werden soll. Die ersten Arbeiten dazu laufen bereits an, dies sind umfangreiche Untersuchungen des Untergrunds. Aber: Noch bevor diese Bohrarbeiten begonnen wurden, hat das Regierungspräsidium wegen der früheren Bombenangriffe die Untersuchung des Gebiets im Hinblick auf alte Kampfmittel angeordnet. Insgesamt standen den Gutachtern 36 Luftaufnahmen zur Auswertung zur Verfügung, überwiegend aus den Beständen des Britischen Militärarchivs.

Und in der Tat. Im konkreten Untersuchungsgebiet der künftigen Baustelle wurden zwölf Sprengbombentrichter entdeckt. Die Folge war, dass noch vor den eigentlichen Bohrungen, mit denen die Bodenbeschaffenheit erkundet werden sollte, zuerst zusätzliche Bohrungen für die Kampfmittelerkundung vorgenommen werden mussten.

Das Ergebnis dieser Voruntersuchungen fiel erfreulich aus. Die Pressestelle des Regierungspräsidium schreibt dazu: „Im Vorfeld wurden Sondierungsbohrungen und Oberflächenmessungen bezüglich Kampfmittelfreiheit an den Bohrpunkten, in diesem möglicherweise belasteten Gebiet, durchgeführt. An diesen Bohrpunkten wurde nichts gefunden, sodass anschließend auch die Erkundungsbohrungen an denselben Stellen, um Erkenntnisse über die Bodenbeschaffenheit zu gewinnen, ebenfalls durchgeführt werden konnten.“

Die Bohrungen konnten dieser Tage erfolgreich abgeschlossen werden. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Bohrungen konnten dieser Tage erfolgreich abgeschlossen werden. Foto: A. Becher

Info
56 Bohrungen insgesamt

Insgesamt wurden 56 Bohrungen vorgenommen, davon 4 Schrägbohrungen mit einem Neigungswinkel von 45 Grad. 31 vertikale Bohrungen gingen in eine Tiefe von 6 bis 20 Metern mit einem Bohrdurchmesser von 178 bis 146 Millimeter. Eine Bohrung hatte die Tiefe von etwa 12 Metern und einen Bohrdurchmesser von 273 Millimetern. Sie diente zum Ausbau einer Grundwassermessstelle.

Weitere 20 Bohrungen gingen lediglich 80 Zentimeter in die Tiefe, sie dienten zur Klärung des Straßenaufbaus.

Ziel der Bohrungen war, Erkenntnisse über die Bodenbeschaffenheit zu gewinnen (Baugrunduntersuchung). Die Bohrkerne wurden von einem Ingenieurbüro aus Stuttgart untersucht.

Die Bohrarbeiten fanden im Bereich der B14 zwischen den Bahnbrücken südlich des Murrtalviadukts (bei der Anschlussstelle Backnang/Mitte) und der Brücke über der B14 am Wasserturm – nördlich von Backnang – statt.

Im Einsatz waren zwei Bohrkolonnen mit einem Raupenbohrgerät und einem Lkw-Bohrgerät mit jeweils zwei Mann und einem Bauleiter.

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Erstellt:
24. Oktober 2019, 11:30 Uhr

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