„Keine Frau muss abgewiesen werden“

Im Interview spricht die Backnanger Abgeordnete Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen, über die Koalitionsgespräche der vergangenen vier Wochen. Sie hat sich bei den Gesprächen vor allem für mehr Gleichberechtigung eingesetzt.

„Bei finanzpolitischen Themen prallten Welten aufeinander“, sagt Ricarda Lang über die Gespräche. Archivfoto: A. Becher

© Alexander Becher

„Bei finanzpolitischen Themen prallten Welten aufeinander“, sagt Ricarda Lang über die Gespräche. Archivfoto: A. Becher

Frau Lang, wie verliefen aus Ihrer Sicht die Koalitionsgespräche?

Die Gespräche waren von großem Vertrauen und Professionalität geprägt. Man hat zu jeder Zeit gemerkt, dass die drei Parteien trotz teilweise großer Unterschiede ein klares Ziel vor Augen hatten: Eine Regierung zu bilden, die bei allen Krisen und Herausforderungen auf der Höhe der Zeit ist. Natürlich war es in einigen Bereichen schwierig Kompromisse zu finden, dennoch denke ich, dass wir einen sehr guten Koalitionsvertrag vorgelegt haben.

Sie waren Mitglied der Arbeitsgruppe „Gleichstellung, Vielfalt“. Was konnten Sie erreichen?

Gesellschaftspolitisch wird es in den nächsten Jahren spürbare Verbesserungen geben. Der Bund steigt zum Beispiel in die Regelfinanzierung für Frauenhäuser ein – so wollen wir dafür sorgen, dass keine Frau mehr abgewiesen werden muss. Wir werden endlich Fortschritte im Bereich gleicher Lohn für gleiche Arbeit machen, Ehrenamt stärken und ein Demokratiefördergesetz auf den Weg bringen.

Was ist gut am Koalitionsvertrag?

Wir steigen bis 2030 aus der Kohle aus, erhöhen den Mindestlohn auf zwölf Euro und gehen die dringend nötige Modernisierung unseres Landes an. Der Anteil der erneuerbaren Energien beim Strom soll bis 2030 auf 80 Prozent erhöht werden, das Rentenniveau wird stabilisiert und die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert.

Welche Themen kommen im Koalitionsvertrag aus Ihrer Sicht zu kurz?

Natürlich gab es auch einige Punkte, bei denen es nicht einfach war, Kompromisse zu finden. Gerade bei finanzpolitischen Themen prallten da teilweise Welten aufeinander. Ich denke aber insgesamt, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann.

Wie sieht Ihre Zukunft nun aus?

Erst mal bin ich froh, dass ich in den Verhandlungen meine Ziele, also vor allem die Stärkung von Familien, auch erreichen konnte. Mit diesem Koalitionsvertrag kommen wir endlich einen Schritt näher zu einer gleichberechtigten Gesellschaft. Ich bin sehr gespannt auf die kommende Zeit und freue mich auf die Arbeit in dieser Legislaturperiode.

Von anderen Medien werden Sie bereits als Bundesvorsitzende gehandelt, ist da was dran?

Jetzt stehen erst mal der Beginn der Regierungsarbeit und die Fraktionsbildung im Mittelpunkt. Die Aufstellung des neuen Bundesvorstands wird die Partei im Anschluss diskutieren.

Das Gespräch führte Florian Muhl.

Ricarda Lang

Ausbildung Ricarda Lang ist in Filderstadt geboren und in Nürtingen aufgewachsen. Nach dem Abitur am dortigen Hölderlin-Gymnasium begann sie ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Heidelberg, 2014 wechselte sie nach Berlin. Seit 2019 ruht ihr Studium.

Politik Im Alter von 18 Jahren trat Ricarda Lang den Grünen bei, im Studium engagierte sie sich bei Campusgrün, dem Bundesverband grün-alternativer Hochschulgruppen und war zwei Jahre lang dessen Sprecherin. 2017 wurde sie zur Bundessprecherin der Grünen Jugend gewählt, seit 2019 ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen. Bei der Bundestagswahl holte die Kandidatin des Wahlkreises Backnang/Schwäbisch Gmünd ein Zweitmandat über die Landesliste.

Privatleben Ricarda Lang ist ledig, lebt aber in einer festen Beziehung. In ihrer Freizeit liest sie Bücher zu politischen Themen, aber auch Fantasyromane. Außerdem reitet sie gerne, früher hatte sie ein eigenes Pferd.

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Erstellt:
29. November 2021, 11:00 Uhr

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