Keine Hundewiese am Freibad

Stadtverwaltung lehnt Antrag des Bürgerforums mit Verweis auf den Hochwasserschutz ab  –  Standortsuche gestaltet sich schwierig

1366 Hunde waren zum Jahresende 2018 in der Stadt Backnang angemeldet. Um ihren Haltern eine Möglichkeit zu bieten, die Tiere auf einer eingezäunten Fläche spielen zu lassen, hat das Bürgerforum Backnang angeregt, eine Hundewiese am Freibad auszuweisen. Dieses Vorhaben scheitert laut Stadtverwaltung aber bereits an den Hochwasserschutzrichtlinien für dieses Gebiet.

Auf einer eingezäunten Hundewiese können Halter ihre Tiere unbesorgt spielen lassen.Foto: Imago

Auf einer eingezäunten Hundewiese können Halter ihre Tiere unbesorgt spielen lassen.Foto: Imago

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Als Halterin von vier Hunden weiß Charlotte Klinghoffer, Fraktionsvorsitzende des Bürgerforums Backnang, wo viele Hundehalter mit ihren Haustieren spazieren gehen. „Der Weg am Freibad ist ziemlich beliebt“, sagt sie. Unter anderem deshalb hat das Bürgerforum den Antrag gestellt, an dieser Stelle eine umzäunte Hundewiese einzurichten, auf der die Tiere ohne Leine und somit nicht durch Verkehr oder Fußgänger eingeschränkt miteinander spielen können. „Ich kenne das Konzept aus dem Ausland. Da wird es stark angenommen“, erklärt Klinghoffer. Zudem sei sie, wie auch ihr Fraktionskollege Karl Scheib, schon mehrfach von Hundehaltern darauf angesprochen worden, ob sich so etwas auch in Backnang realisieren lasse.

Diesem Vorhaben erteilte die Stadt Backnang jedoch prompt eine Absage. Die Begründung: „Die Fläche entlang der Martin-Dietrich-Allee ist Bestandteil des Hochwasserregisters der Stadt Backnang. Es umfasst ein Volumen von rund 3 000 Kubikmeter und stellt ein technisches Bauwerk dar.“ Damit jenes Bauwerk auch im Hochwasserfall seine Funktion erfüllen kann, müsse sichergestellt sein, dass keine Abflusshindernisse eingebaut werden, erklärt Pressesprecher Hannes Östreich. Ein Zaun, wie für die Hundewiese vorgesehen, könne ein solches Hindernis sein, wenn sich etwa Treibgut aus der Murr im Zaun verfängt und damit innerhalb kürzester Zeit aus einem durchlässigen Zaun eine geschlossene Wand wird. „Die Nutzung der Fläche für Hundebesitzer kann daher nur ohne Zaun erfolgen.“

Bürgerforum will nach Alternativen suchen

Für Charlotte Klinghoffer ist eine Fläche ohne Zaun nicht die optimale Lösung. „Notwendig ist ein Zaun nicht“, räumt sie ein, aber wünschenswert sei er allemal. Vom Tisch sei das Thema mit der Absage der Stadtverwaltung nicht. „Wir werden nachhaken, Alternativen suchen und dann einen neuen Antrag stellen“, kündigt Klinghoffer an. Dass das Prinzip funktionieren kann, zeigt die Hundewiese im Stuttgarter Stadtteil Fasanenhof, die 2014 eröffnet wurde. Diese werde sehr gut angenommen, heißt es von der Pressestelle der Stadt Stuttgart. Die Anregung dafür sei aus der Bevölkerung gekommen. Die Verwaltung hat nicht lange gezögert: „Da der Bedarf nachvollziehbar war und eine geeignete Fläche vorhanden war, wurde der Hundewetzplatz eingerichtet.“ Der Standort im Fasanenhof habe sich als ideal herausgestellt, weil es dort „ohnehin sehr laut ist, keine Wohnbebauung unmittelbar angrenzt und der Standort im Anschluss an den städtischen Betriebshof liegt, sodass der Betrieb den Platz gut im Auge hat“. Der Betrieb Filder mäht die Fläche, eine ehrenamtliche Bürgerin ist dafür verantwortlich, dass der Platz sauber gehalten wird und die Leute die Hundehaufen in den Mülleimer entsorgen. An der Wiese selbst ist ein Schild mit Verhaltensregeln angebracht. „Bis auf gelegentliche Klagen der Anlieger – zum Beispiel, dass die Hundebesitzer die öffentlichen Parkplätze gänzlich zuparken – gibt es wenig Probleme“, bilanziert die Stadt Stuttgart.

Auch Charlotte Klinghoffer spricht sich für einen etwas abgelegeneren Platz in der städtischen Randzone aus: „Am besten wäre es, wenn eine solche Wiese nahe einer schon bekannten Hundestrecke ist“, findet die BfB-Fraktionsvorsitzende. Sie könne sich einen Standort in der Gegend des Plattenwalds ebenfalls gut vorstellen, beispielsweise zwischen Waldfriedhof und Strümpfelbach. Auch an der Straße in Richtung Heininger Kreuzung könne sie sich eine Hundewiese gut vorstellen. „Da gilt es zu schauen, ob die Stadt in den Gebieten Flächen besitzt.“ Sie findet es aber auch denkbar, einem privaten Besitzer eine Pacht für sein Grundstück anzubieten. „Die Stadt muss dann eben etwas Geld in die Hand nehmen, auch für den Zaun“, fordert sie. Dass Angebote für Hunde in Backnang „sehr gut angenommen“ werden, zeigt laut Klinghoffer das Hundeschwimmen im Freibad. Zudem ergebe sich aus einer Hundewiese ein weiterer wünschenswerter Effekt: „Das Problem mit dem Hundekot außerhalb der Fläche hält sich dann in Grenzen.“ Auf der Wiese selbst sei es schließlich im Interesse der Halter, die Häufchen zu beseitigen.

Da Hunde in den meisten Kommunen die einzigen Haustiere sind, auf deren Haltung eine Steuer erhoben wird, fordern die Halter vielerorts, dass im Gegenzug auch etwas für sie getan wird. Die Einnahmen der Stadt Backnang aus der Hundesteuer beliefen sich 2018 auf etwa 171 000 Euro. Nun fällt die Hundesteuer als Gemeindesteuer aber unter das Gesamtdeckungsprinzip. Sie ist folglich nicht an Gegenleistungen gebunden. Dennoch: Eine gewisse Leistung erbringt auch die Stadt Backnang speziell für Hundehalter. Denn in Backnang gibt es laut Pressestelle etwa 100 sogenannte Dog-Stationen, die jährlichen Kosten hierfür belaufen sich auf rund 30 000 Euro.

Stadt Backnang besitzt nach eigenen Angaben keine geeigneten Flächen

Die Stadtverwaltung habe immer wieder Anfragen aus der Bevölkerung und von professionellen Betreibern nach Standorten für Hundeübungsplätze, heißt es von der Pressestelle. Die gemeinsame Suche gestaltete sich jedoch extrem schwierig, „weil die Stadt keine eigenen geeigneten Flächen besitzt“. Entweder seien diese zu nahe an Wohnsiedlungen, oder die Erschließung für den Autoverkehr gestalte sich schwierig, da die Flächen oft nur über Feldwege erreichbar sind und Stellplätze erst angelegt werden müssten. In jüngster Vergangenheit sei es daher erst einmal gelungen, eine geeignete Fläche zu finden. Der Verein der Hundefreunde Backnang wurde in Maubach fündig auf der Fläche der ehemaligen Erddeponie. Aktuell gebe es bei der Stadt darüber hinaus keine signifikante Nachfrage, so die Pressestelle.

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Erstellt:
20. Februar 2019, 06:00 Uhr

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