Grüne ziehen mit Veronika Kienzle in den OB-Wahlkampf

dpa/lsw Stuttgart. Mit seinem Verzicht auf eine zweite Amtszeit hat der Stuttgarter OB Kuhn alle überrascht. Veronika Kienzle geht jetzt für die Grünen in eine Wahl, die Bedeutung über die Stadt Stuttgart hinaus hat.

Veronika Kienzle spricht während ihrer Vorstellung. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Veronika Kienzle spricht während ihrer Vorstellung. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Mit Veronika Kienzle als Kandidatin wollen die Grünen das Oberbürgermeisteramt in der Stadt Stuttgart gegen die politische Konkurrenz verteidigen. Die 57-Jährige stellte sich am Dienstag der Öffentlichkeit vor. „Ich will aus dieser Wahl als Oberbürgermeisterin hervorgehen“, sagte Kienzle, die ehrenamtliche Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Mitte ist und hauptberuflich im Staatsministerium von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Bereich Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung arbeitet.

Kretschmann sagte zu Kienzle: „Ich glaube, dass sie die Richtige für die Stadt ist.“ Kienzle sei eine Frau mit guter Ausstrahlung, und sie bringe große Erfahrung mit. Die beiden Grünen-Landesvorsitzenden Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand bezeichneten Kienzle als „führungsstarke Frau mit Herz“, die genau das lebe, was es als Oberbürgermeisterin brauche: Bürgernähe und Gestaltungswillen.

Die Oberbürgermeisterwahl ist am 8. November und damit nur wenige Monate vor der baden-württembergischen Landtagswahl, die für den 14. März terminiert ist. Der Ausgang der OB-Wahl wird deshalb mit Spannung erwartet. Bislang stellen die Grünen mit Kretschmann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn quasi eine Doppelspitze in der Landeshauptstadt. Jedoch hatte Kuhn überraschend erklärt, nicht für eine zweite Amtszeit antreten zu wollen. Damit brachte er seine Grünen in eine unangenehme Lage, da sie mit so einer Entscheidung nicht gerechnet und zunächst keinen Alternativkandidaten hatten.

Die Partei setzte eine Findungskommission ein, in der es nach den Worten der beiden Grünen-Kreischefs Amelie Montigel und Mark Breitenbücher schnell auf Kienzle hinauslief. Die Entscheidung für Kienzle sei einstimmig gefallen. Es war spekuliert worden, dass Landtagspräsidentin Muhterem Aras für das OB-Amt kandidieren könnte, doch Aras nahm sich selbst aus dem Rennen. Sollte Kienzle die Wahl für sich entscheiden, wäre sie die erste Frau an der Spitze der Stadt, die jahrzehntelang CDU-Stadtoberhäupter hatte.

Kienzle sagte, sie werde ab sofort mit all ihrer Kraft und Leidenschaft um das Vertrauen der Bürger werben. „Seit 16 Jahren arbeite ich an der Graswurzel kommunalen Lebens. Und das entspricht meiner Sympathie für die Leute, die sich mit großen Nöten und wenig Unterstützung herumschlagen müssen.“ Zu ihren Zielen sagte Kienzle, Stuttgart müsse schnell klimaneutral und zu einer Modellstadt für neue Mobilitätsformen werden. Zudem will sie für mehr bezahlbare Wohnungen sorgen. Sie wolle den Bürgern mit großer Neugierde zuhören, dann aber auch entschieden auf die Umsetzung von Vorhaben drängen.

Damit ist das Kandidatenfeld für die Oberbürgermeisterwahl weitgehend klar. Die CDU erklärte am Wochenende, den Verwaltungsprofi und bisherigen Oberbürgermeister von Backnang, Frank Nopper, ins Rennen zu schicken. Die SPD hat sich auf den bisherigen Vorsitzenden ihrer Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat, Martin Körner, festgelegt. Zudem tritt der SPD-Mann Marian Schreier an. Er ist bislang Bürgermeister von Tengen im Kreis Konstanz. Schreier wirbt überparteilich für sich, da er keine offizielle SPD-Unterstützung bekommt.

Die Stadt Stuttgart kämpft mit einer Reihe von Problemen: Es gibt einen immensen Wohnungsmangel mit hohen Immobilien- und Mietpreisen. Im Herzen der Stadt klafft die riesige Baustelle des Bahnprojekts Stuttgart 21. Diesel-Fahrverbote sollen die hohen Stickoxid-Werte in der Stadt senken. In der Landeshauptstadt gibt es eine starke grüne Klientel: Im Gemeinderat stellen die Grünen mit 16 Sitzen die stärkste Fraktion - gefolgt von der CDU mit 12 Sitzen.

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Erstellt:
18. Februar 2020, 11:57 Uhr

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