Plastischer Chirurg klärt auf

Kim Kardashians Face Wrap: Wundermittel oder Abzocke?

Reality-Star Kim Kardashian preist ihre Shapewear fürs Gesicht als Lösung gegen Falten an. Doch ein Chirurg vom Marienhospital Stuttgart warnt davor.

Der Nutzen von Kim Kardashian’s Face-Wrap ist aus medizinischer Sicht fraglich. Trotzdem war das Produkt in kurzer Zeit online ausverkauft.

© Jordan Strauss/Invision via AP/d

Der Nutzen von Kim Kardashian’s Face-Wrap ist aus medizinischer Sicht fraglich. Trotzdem war das Produkt in kurzer Zeit online ausverkauft.

Von Savas Savidis

Alles, was sie anfasst, scheint zu Gold zu werden: Reality-Sternchen und Model Kim Kardashian hat ein neues Produkt ihres Bekleidungsunternehmens SKIMS vorgestellt – und natürlich war es nach kurzer Zeit bereits ausverkauft. Der Shapewear Face-Wrap, eine Art Gesichtsbandage, soll über Nacht getragen werden und gleich mehrere Probleme auf einmal lösen. So sollen durch die „ultraweiche Kieferunterstützung“, wie es auf Instagram heißt, Falten bekämpft werden. Auch einer erschlafften Haut, so SKIMS, werde durch das Tragen wieder Kraft und Stärke verliehen. Durch die Kompressionsfunktion des Produkts könnten Unterkiefer- und Halspartie gezielt gestärkt werden.

Doch die kurios anmutende Form, die manche an einen Gesichts-BH erinnert, veranlasste bereits Prominente wie den „Hannibal-Lecter“-Schauspieler Anthony Hopkins, sich über den Face-Wrap lustig zu machen. Sein Tenor: Der Straffer sehe der berüchtigten Maske aus dem Horrorfilm zum Verwechseln ähnlich. Neben dem Design sorgt auch der Preis von 62 Euro für Kritik in den Online-Kommentaren. Eine Nutzerin schreibt auf Instagram, dass Kardashian aufhören solle, kosmetische Unzufriedenheit von Frauen finanziell auszunutzen. „Das ist kein Empowerment für Frauen, sondern finanzielle Ausbeutung von Unsicherheiten“, meint eine andere Userin. Der Skinfluencer xskincare, der auf seinem Instagram-Kanal Kosmetikprodukte unter die Lupe nimmt, hat ebenfalls eine klare Meinung: „Sie [Kim Kardashian] verkauft den Schrott für 62 Euro und die Leute kaufen es.“

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Plastischer Chirurg: Kein Nutzen nachweisbar

Doch abgesehen von der seltsamen Form und dem stolzen Preis bleibt die Frage: Hält das Produkt überhaupt, was es verspricht? Sebastian Haack, Chefarzt für Plastische Chirurgie am Marienhospital Stuttgart, rät von einem Kauf ab: „Die Fachwelt ist sich einig: Solche Wraps bringen nichts. Bei kurzfristigen Schwellungen, beispielsweise an einem Sonntagmorgen mit verquollenen Augen, kann eine Gesichtsmaske helfen.“ Das sei jedoch nur ein kurzfristiger Effekt. Sobald man die Maske wieder abnehme, sei die Wirkung dahin.

Da das Face Wrap aber als Kompression für Kinn- und Halspartie verwendet wird, ist es laut dem Experten auch in dieser Hinsicht wertlos – denn diese Bereiche schwellen im Gegensatz zu den Augen unter normalen Umständen nicht an. Masken dieser Art sind zudem nichts Neues: „Es gibt ähnliche Produkte fürs Gesicht seit langem auf dem Markt. Nach Operationen oder Fettabsaugungen können sie die Wiederanpassung der Haut fördern oder Ödeme zurückdrängen“, erklärt Haack. Dafür gebe es allerdings auch günstigere Alternativen.

In Kardashians Maske sollen außerdem Kollagen-Garne verwoben sein, die die Haut straffen und feucht halten sollen. „Um die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen, brauche ich kein Face Wrap. Und da die Maske immer wieder verwendet wird, werden diese Inhaltsstoffe mit der Zeit abgebaut“, so Haack. Die Versprechungen klingen für ihn deshalb nicht plausibel. Er verweist zudem darauf, dass „keiner weiß, was da genau eingebaut ist. Vom Hersteller gibt es keine genauen Angaben. Das ist sehr dubios.“

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Fazit: Geld sparen und sich von Arzt beraten lassen

Für Sebastian Haack steht fest, dass man sich die 62 Euro für die Bandage sparen kann. Denn der Kauf von solchen Produkten führt schnell zu Frustrationen: „Es werden Erwartungen geweckt, die sich so nicht einlösen lassen. Und die Fokussierung auf bestimmte körperliche Partien, an denen man sich festmacht, ist nicht zielführend.“ Im Gegenteil: „Weil man die Probleme mit diesen Produkten nicht korrigieren kann, leidet man umso mehr darunter.“

Der Chirurg empfiehlt dagegen, bei Problemen mit der Haut professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Fachärzte für Dermatologie und plastische Chirurgie sind geeignete Ansprechpartner. Die können schauen, ob es Probleme mit der Haut selbst gibt oder eher eine Erschlaffung des Unterhautgewebes vorliegt.“ Auf diese Weise lasse sich ein maßgeschneidertes Programm für Patienten und Patientinnen zusammenstellen. Haack warnt: „Es ist meistens nicht damit getan, einfach eine Maske anzuziehen.“ Xskincare bestärkt deshalb seine Zuschauer und Zuschauerinnen auf Instagram darin, auf ihre Attraktivität zu vertrauen: „Ihr seid alle so schön, wie ihr seid! Lasst euch bitte nicht verführen, sowas zu kaufen , ok?“

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Erstellt:
11. August 2025, 13:18 Uhr
Aktualisiert:
11. August 2025, 15:20 Uhr

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