Erlebnisbad Rulantica

Kind sexuell missbraucht – Europapark: „Wir sind alle sehr betroffen“

Nach dem Mann, der eine Sechsjährige aus dem Erlebnisbad, das zum Europapark gehört, verschleppt hat, wird gefahndet. Auch der Betreiber hat sich geäußert.

Aus dem Erlebnisbad ist am Samstagabend ein Mädchen verschwunden.

© Philipp von Ditfurth/dpa

Aus dem Erlebnisbad ist am Samstagabend ein Mädchen verschwunden.

Von Michael Bosch/dpa

Es ist ein Albtraum vieler Eltern: An einem belebten Abend ist ein sechsjähriges Mädchen nach Polizeiangaben aus dem populären Erlebnisbad Rulantica des Europaparks in Rust verschwunden, in einen Wald gelockt und sexuell missbraucht worden. Erst zwei Stunden später fand ein Zeuge das hilflose Kind fünf Kilometer entfernt vom Schwimmbad. Es hatte sich in der Dunkelheit in Badekleidung und mit Schlappen alleine durch den Wald gekämpft und war erst im Nachbarort Kappel-Grafenhausen entdeckt worden.

Zuvor soll der Verdächtige, der sich auf der Flucht befindet, das Kind zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben, teilte die Polizei mit. Anhaltspunkte dafür, dass das Mädchen vergewaltigt worden sei, gebe es nicht. Nach dem 31-jährigen Rumänen wird international gesucht, er konnte durch Überwachungsvideos des Badbetreibers identifiziert werden. Womöglich hat er sich bereits in seine Heimat abgesetzt, hieß es. Es werde länderübergreifend, sowohl offen als auch verdeckt, nach ihm gefahndet.

Europapark: Mitarbeiter seien „sensibilisiert“

Auch der Europapark äußerte sich zu dem Vorfall: „Wir sind alle sehr betroffen“, sagte ein Sprecher. Das Bad hat 700 Mitarbeiter, alle seien „sehr sensibilisiert“, was das Thema angehe. Man versuche, dass die Mitarbeiter die Augen offen hätten. „Wir machen alles, was möglich ist“, sagte der Sprecher.

Die Sechsjährige hatte am Samstagabend ihre Eltern im Bad aus den Augen verloren. Die Situation habe der Verdächtige ausgenutzt und sich offenbar das Vertrauen des Kindes erschlichen, bevor er es gegen 20.20 Uhr in ein angrenzendes Wäldchen geführt habe. Nach der Tat habe er sein Opfer alleine zurückgelassen, teilte die Polizei mit. Währenddessen suchten die Eltern verzweifelt im Bad nach ihrem Kind.

Das Mädchen sei mit großer Wahrscheinlichkeit traumatisiert, sagte Wolfgang Kramer, Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg. „Man kann sich vorstellen, dass es nach einer so schrecklichen Tat um die Seele eines Kindes mit Sicherheit nicht gut bestellt ist.“ Äußerlich sei es nicht größer verletzt worden.

Haftbefehl gegen Europapark-Entführer

Gegen den gesuchten Mann wurde ein Haftbefehl wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes erlassen. Er soll in der Region im Süden Baden-Württembergs wohnen. Am Dienstag wurde den Angaben nach seine Wohnung durchsucht. Dabei stellten die Beamten Kleidungsstücke sicher, die der Mann zum Tatzeitpunkt getragen haben dürfte. Er selbst und sein Reisepass seien nicht gefunden worden, teilte die Polizei mit.

Laut Polizei ist der Mann schon in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt geraten – allerdings nicht wegen Sexualdelikten, sondern weil er gestohlen und sich Leistungen erschlichen haben soll.

Was können Eltern tun?

Julia Wahnschaffe, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Baden-Württemberg rät Eltern, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ihre Kinder gegebenenfalls auf solche Situationen vorbereiten:

  • Stärken: „Versuchen Sie Ihr Kind frühzeitig und in klarer, altersgerechter Sprache zu stärken“, sagt sie. Man solle dem Kind klarmachen, dass es gegenüber dem Fremden gar nichts tun muss und schon gar nicht mitgehen soll - egal, wie freundlich jemand wirkt oder welche Begründung derjenige nennt.
  • Sprechen: „Sprechen Sie regelmäßig über mögliche Situationen, ohne Angst zu machen, und zeigen Sie Ihrem Kind, an wen es sich im Notfall wenden kann, etwa an Ladenpersonal, Lehrkräfte oder die Polizei“, sagt Wahnschaffe. Hilfe holen sei mutig.
  • Aufklären: Kinder sollten zudem altersgemäß über sexuelle Gewalt aufgeklärt werden. „Sprechen Sie mit Kindern und Jugendlichen darüber! So brechen Sie das Tabu und erleichtern es jungen Menschen, sich anzuvertrauen“, schreibt dazu das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch.
  • Üben: Neinsagen will gelernt sein. Eltern sollten mit ihrem Kind üben, deutlich „Nein“ zu sagen und sich Hilfe bei vertrauten Erwachsenen zu holen, sagt Wahnschaffe.
  • Informieren: Kinder sollten wichtige Notfallnummern kennen wie die 110 oder die 112. Außerdem sollten Kinder die Telefonnummer der Eltern oder einer anderen Vertrauensperson auswendig kennen oder aufgeschrieben bei sich tragen, heißt es bei der Initiative „Vermisste Kinder“.

Europapark: Erst andere Männer im Visier der Ermittler

Bevor die Ermittler dem 31-Jährigen auf die Spur kamen, gingen sie nach eigenen Angaben zunächst Hinweisen auf einen anderen Verdächtigen nach. Dieser sei am Sonntag nicht angetroffen worden und habe erst am Montag kontaktiert werden können. Er habe dann schnell als Täter ausgeschlossen werden können. Weitere Auswertungen des Videomaterials hätten dann zu einem unbeteiligten Zeugen geführt, der den Ermittlern am Dienstag gesicherte Hinweise zur Identität des nun gesuchten 31-Jährigen geben konnte.

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Erstellt:
15. August 2025, 08:06 Uhr
Aktualisiert:
15. August 2025, 08:45 Uhr

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