Kinderärzte unterstützen geplante Masern-Impfpflicht

dpa Berlin. Um Masern-Infektionen rigoroser einzudämmen, soll eine Impfpflicht für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen kommen. Dazu starten nun die Beratungen im Bundestag. Mediziner fordern zusätzliche Instrumente.

Um Masern-Infektionen rigoroser einzudämmen, soll eine Impfpflicht für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen kommen. Foto: Friso Gentsch/dpa

Um Masern-Infektionen rigoroser einzudämmen, soll eine Impfpflicht für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen kommen. Foto: Friso Gentsch/dpa

Die Kinderärzte unterstützen die geplante Impflicht gegen Masern in Kitas und Schulen, werben aber auch für weitere Maßnahmen.

„Alle Kinder sollten gegen Masern geimpft werden, weil das ihr Leben schützt“, sagte Hans-Iko Huppertz, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, der Deutschen Presse-Agentur. „Dass künftig ein gewisser Zwang da ist, ist sicherlich gerechtfertigt.“ Auch der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, begrüßte die Impfpflicht. „Das ist ein ganz wichtiges Werkzeug, um die Masern endlich auszurotten“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ/Freitag).

Der Bundestag berät am Freitag erstmals über entsprechende Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Ab März 2020 müssen Eltern demnach vor Aufnahme ihrer Kinder in Kitas oder Schulen nachweisen, dass diese geimpft sind. Die Pflicht soll auch für Personal in Kitas und Schulen sowie für Beschäftigte in medizischen Einrichtungen kommen. Bei Verstößen sollen Bußgelder bis zu 2500 Euro drohen.

„Die Erkrankung ist schwer, eines von 1000 erkrankten Kindern stirbt. Das kann man mit einer völlig harmlosen Maßnahme verhindern“, sagte Huppertz, der auch Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin ist. „Alle Möglichkeiten der Überzeugung sollten weiterhin ausgeschöpft werden. Dazu gehört auch, Ärzte, die von Impfungen abraten, zur Verantwortung zu ziehen.“

Huppertz betonte: „Wir wollen erreichen, dass keine Epidemien mehr auftreten und die Masern möglichst ausgerottet werden.“ Dazu müsse man nicht nur Säuglinge und Kleinkinder impfen, sondern auch ältere Jugendliche und Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden. Da gebe es Impflücken. Sie würden von den bisherigen Plänen aber nicht erfasst.

Berufsverbands-Präsident Fischbach sagte der „NOZ“: „Beim Kampf gegen Masern sind wir bislang nicht vorangekommen. Die Impfquoten liegen noch deutlich zu niedrig. Außerdem impfen wir zu spät.“ Er forderte, auch weitere Impfungen vorzuschreiben: „Eine Impfpflicht für andere ansteckende Krankheiten wie Keuchhusten würde helfen, gerade die kleinsten Kinder zu schützen.“ Nötig sei zudem ein Informationssystem, das Eltern automatisch erinnere, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen - etwa wenn die Versicherten-Karten beim Arztbesuch eingelesen werden oder über Apps.

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Erstellt:
18. Oktober 2019, 06:57 Uhr

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