Kinderbildungszentrum als Modellprojekt

Die Stadt Murrhardt hat sich für ein Landesförderprogramm beworben, das Kindergärten und Grundschulen dabei unterstützen will, noch besser zusammenzuarbeiten.

Mithilfe des Modellprojekts sollen die Bildungschancen von Kindern verbessert werden (Symbolbild). Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Mithilfe des Modellprojekts sollen die Bildungschancen von Kindern verbessert werden (Symbolbild). Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Unter der Überschrift „Kinderbildungszentren Baden-Württemberg“ möchte das Landesprogramm Kindergärten beziehungsweise Kindertagesstätten, kurz Kitas, und Grundschulen die Möglichkeit bieten, sich im Rahmen eines Modellprojekts noch enger abzustimmen, um die Bildungschancen zu verbessern, Kinder in ihrer Entwicklung individuell und kontinuierlich zu begleiten und die Übergänge von der Kita in die Schule zu erleichtern. Auch die Stadt Murrhardt hat sich für das Programm beworben – mit Erfolg. Nun hat sie die Chance, als einer der bis zu 20 Modellstandorte ein Kinderbildungszentrum einzurichten. Bürgermeister Armin Mößner erläuterte in der jüngsten Gemeinderatssitzung weitere Details und Bedingungen. Zu ihnen gehört, dass sich die teilnehmenden Einrichtungen in räumlicher Nähe zueinander befinden, also eine Art gemeinsamer Campus besteht. Insofern hat sich Murrhardt als Partner die Walterichgrundschule, das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum der Herzog-Christoph-Schule (Primarbereich) sowie den Stadthallenkindergarten ausgeguckt, weil diese in unmittelbarer Nachbarschaft liegen. In Vorgesprächen haben die Verantwortlichen signalisiert, das Projekt miteinander angehen zu wollen, erläuterte Mößner. Ihre Erfahrung soll später auch anderen Grundschulen und Kindergärten zugutekommen. Ziel ist es, ein gemeinsames Bildungskonzept zu erarbeiten.

Der Bürgermeister unterstrich, dass die Einrichtungen eigenständig bleiben – mit ihren jeweiligen Bildungs- und Betreuungsangeboten, gleichzeitig heißt es nun, die vorhandenen Schwerpunkte der Einrichtungen wie Naturparkschule, „Haus der kleinen Forscher“ oder Sprachförderung zu vereinen und weiterzuführen sowie auch neue Vorhaben zu ermöglichen. Das Projekt Kinderbildungszentrum ist auf anderthalb Jahre angelegt und läuft bis Ende 2022. Der Part des Landes ist dabei, die Mittel für die befristete Stelle eines Projektmanagers und einer Fachberatung zur Verfügung zu stellen, die diese Arbeit inhaltlich begleiten und umsetzen. Nach der Bewerbung „sind wir als Standort ausgewählt und wenn Sie sich positiv entscheiden, bekommen wir den Zuschlag“, sagte Mößner in der Sitzung. „Wir halten die Teilnahme für eine Chance.“

Dies sahen die Fraktionssprecher ebenso, hatten aber noch Fragen zum Hintergrund des Projekts. Susanne Barreuther (CDU/FWV) erkundigte sich, wie es zur Bewerbung kam, ob es auch möglich sei, andere Einrichtungen beziehungsweise Kinder miteinzubeziehen, und was nach Auslaufen des Projekts geschehe. Mößner erläuterte, dass man die Ausschreibung gesehen habe und es mit einer Bewerbung versuchen wollte. Da besagte drei Partner auch auf einem gemeinsamen Gelände zu Hause sind, habe man das Gespräch gesucht, um vorzufühlen. Im Anschluss habe Andrea Mulansky, die die Gesamtleitung und Fachberatung der städtischen Kindergärten verantwortet, ein Vorabkonzept für die Bewerbung erarbeitet. Der Bürgermeister machte klar, dass sich das Pilotvorhaben auf die drei Einrichtungen beschränkt. Die Idee sei, dass später natürlich auch andere Kindergärten und Grundschulen von den Erfahrungen profitieren, die bei der gemeinsamen Arbeit entwickelt werden.

Erster Beigeordneter Rainer Braulik regte an, mit dem Familienzentrum der evangelischen Kirchengemeinde zusammenzuarbeiten, das auf dem Gebiet ebenfalls Erfahrungen gesammelt hat. Aber Mößner empfahl von der grundsätzlichen Idee und vom Zuschnitt des Projekts nicht abzuweichen, vorstellen konnte er sich aber beispielsweise einen Erfahrungsaustausch auf der Ebene eines Arbeitskreises. Die Befristung werfe natürlich die Frage auf, was nach der Förderphase geschehe. Grundsätzlich sei eine Option, das Projekt dann abzuschließen, genauso bestehe die Möglichkeit, die Stellen selbst zu finanzieren, wenn man es weiterführen wolle. An dem Punkt hakte Brigitte Kübler (UL) nochmals nach, da sich für sie auch die Frage stellt, ob die jeweilige Kraft nach Projektende dann von der Stadt übernommen werden könnte.

Der Gemeinderat stimmt geschlossen für Modellförderung.

Mößner erläuterte, dass man sich im Fall der positiven Entscheidung des Gremiums an eine Ausschreibung mache und nach einem Projektabschluss bemüht sei, eine Anschlussbeschäftigung zu ermöglichen – eine Garantie kann er natürlich nicht geben. Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) zeigte sich wie seine Vorredner vom Vorhaben angetan. Er hoffe, dass die Arbeit und Erkenntnisse später entsprechend auf weitere Einrichtungen ausstrahlen. Elisabeth Zenker (SPD) erkundigte sich, ob es möglich sei, noch vor Abschluss des Modellprojekts eine inhaltliche Rückmeldung über die Arbeit im Gremium zu bekommen. Das sagte Mößner zu, schlug dafür die Halbzeit vor. Der Gemeinderat stimmte geschlossen für die Teilnahme bei der Modellförderung.

Im Land soll es bis zu 20 geförderte Standorte geben

Die Modellpartner in Murrhardt sind der Kindergarten Stadthalle, die Walterichgrundschule und die Herzog-Christoph-Schule als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Je nach Weiterentwicklung sind auch Kooperationen mit vorhandenen oder neuen Partnern möglich.

Das Murrhardter Kinderbildungszentrum soll den Mädchen und Jungen regelmäßig jahrgangs- und institutionsübergreifende Spiel- und Lernsituationen anbieten. Fachliche Fähigkeiten und Ressourcen können gebündelt und Kooperationen intensiviert werden, ebenso soll die Zusammenarbeit mit Eltern, deren Beratung und Einbindung vertieft werden. Genauso ist die Kooperation mit anderen Kinderbildungszentren möglich.

Die Kinderbildungszentren werden von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung koordiniert und vom Kultusministerium gefördert. In Baden-Württemberg soll es bis zu 20 Modellstandorte geben. Finanziert werden die Personalkosten für das Projektmanagement und die Fachberatung mit bis zu 110000 Euro jährlich, hinzu kommen Sachmittel für Projekte mit bis zu 90000 Euro jährlich (Stadt rechnet mit keinen Kosten).

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Erstellt:
29. Juni 2021, 06:00 Uhr

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