Kleinbeträge werden meist in bar bezahlt

Banken sehen Trend zu Kartenzahlung und mobilem Bezahlen – Käufer nutzen diese Verfahren vor allem bei kleinen Summen nicht

Das Eis, das Leberkäsweckle, die Zigarettenpackung: In anderen Ländern ist es gang und gäbe, auch zum Begleichen geringer Beträge die EC-Karte zu zücken. Hierzulande ist das weniger verbreitet. Für den Backnanger Raum ergibt sich ein uneinheitliches Stimmungsbild. Viele Menschen schätzen Bares im Geldbeutel (siehe unten stehende Umfrage). Geschäfte akzeptieren bei Kleinbeträgen Kartenzahlung manchmal nicht. Banken würden es begrüßen, wenn kleine Beträge mit Karte bezahlt würden.

Geht grundsätzlich schon: Das Bezahlen eines Leberkäsweckles mit der EC-Karte. Die Kunden der Metzgerei Kühnle begleichen ihre Rechnungen aber dennoch zu 95 Prozent in bar. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Geht grundsätzlich schon: Das Bezahlen eines Leberkäsweckles mit der EC-Karte. Die Kunden der Metzgerei Kühnle begleichen ihre Rechnungen aber dennoch zu 95 Prozent in bar. Foto: A. Becher

Von Nicola Scharpf

BACKNANG. Ohne Bargeld verlässt fast niemand das Haus. Das war so. Das ist so. Und das wird auch so bleiben? Es ist schwer zu beurteilen, ob und wie lange Bargeld noch die Rolle spielen wird, die es seither gespielt hat; ob und wann es selbstverständlich sein wird, Kleinbeträge wie die Butterbrezel beim Bäcker oder die Zeitschrift am Kiosk mit der Karte zu bezahlen. „Die Anzahl an Kartenzahlungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen“, sagt Jürgen Beerkircher. Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Backnang sieht den Trend weiter in diese Richtung. Auch das mobile Bezahlen erfreue sich immer größerer Beliebtheit, vor allem bei jungen Kunden. Dabei sei das Bezahlen sowohl mit der klassischen Girocard als auch den Kreditkarten mobil möglich. Auch die Kunden der Kreissparkasse Waiblingen nutzen immer häufiger bargeldlose Bezahlverfahren. „Wir als Sparkasse begrüßen und unterstützen diesen Trend, auch bei kleinen Beträgen“, sagt Ines Dietze, Vorsitzende des Vorstands der Kreissparkasse Waiblingen. Die Bezahlverfahren seien für den Kunden bequem und sicher, aber auch transparent, schließlich könne er seine getätigten Transaktionen nachvollziehen. Für die Sparkasse sinke der logistische und sicherheitstechnische Aufwand für den Transport und die Verwahrung von Bargeld. „Übrigens auch für den Einzelhandel, der deswegen das Geldabheben an der Kasse verstärkt anbietet.“

„Im Moment dauert der bargeldlose Zahlvorgang noch länger“

Soweit der Wunsch. Im Alltag vieler sind digitale Bezahlverfahren für Kleinbeträge oft (noch) nicht angekommen. Silke Kühnle von der Backnanger Metzgerei Kühnle sagt, dass 95 Prozent der Kunden bar bezahlen. Grundsätzlich könnten sie zwar auch kleine Beträge mit der EC-Karte begleichen, üblicherweise tun sie es aber erst ab einem Einkaufswert von zehn Euro. Silke Kühnle ist dieses Verhalten gar nicht unrecht: „Im Moment dauert der bargeldlose Zahlvorgang noch länger. Wir haben das schon mit einer Zeitmessung geprüft. Mit der EC-Karte dauert der Zahlvorgang mindestens 24 Sekunden. Die Barzahlung dagegen nur rund 12 Sekunden. Zu stark frequentierten Zeiten kann es dann zu Verzögerungen kommen, was längere Wartezeiten für unsere Kunden bedeutet.“ Ein weiteres Argument für das Bargeld sieht Kühnle in der teilweise schlechten Internetsituation, da die EC-Geräte nicht optimal funktionieren, wenn die Verbindung schlecht ist oder technische Probleme vorliegen. Auch die Kontrolle und Zuordnung der EC-Zahlungen verursache momentan noch mehr Arbeitsaufwand als der Umgang mit dem Bargeld in der Kasse.

Alexander Seidl sieht das anders: Das mehrfache Zählen des Geldes – zuerst in der Filiale, dann in der Zentrale und schließlich in der Bank – raube Zeit, sei anfällig für Fehler und schaffe die Möglichkeit für Diebstahl, so der Assistent der Geschäftsführung der Aspacher Bäckerei Übele. Darüber hinaus hat der Betrieb auch Erfahrung mit Falschgeld. „Wir hatten schon viele falsche Scheine.“ Von daher begrüßt es die Bäckerei, wenn Kunden mit der Karte zahlen, und will dieses Bezahlsystem ausweiten. Im Backnanger Raum kann man momentan nur in der Filiale Oppenweiler mit Karte bezahlen, für zwei weitere Filialen ist es in Planung. Im Raum Heilbronn, wo Übele auch vertreten ist, geht Kartenzahlung in sechs Filialen. Seidl hat festgestellt: Je näher an der Stadt sich die Filiale befindet, desto häufiger wird bargeldlos gezahlt – und vor allem am Wochenende wird die EC-Zahlung genutzt. Warum? Das kann er sich nicht erklären.

Im Bahnhofskiosk bezahlen Kunden auch kleine Beträge mit der Karte

Die gegenüber neuen Bezahlmöglichkeiten aufgeschlossensten Kunden hat in Backnang offenbar der Kiosk Eckert im Bahnhof. Bargeld oder Bankkarte zum Bezahlen, das verteile sich jeweils hälftig, sagt Ilona Lösche. Auch kleine Beträge um einen Euro herum würden mit der EC-Karte bezahlt. Kreditkarten akzeptiert der Kiosk bei Einkäufen ab zehn Euro. Vor allem die ältere Generation wolle aber noch sehen, was sie im Geldbeutel habe. Für die Filialleiterin ist es unerheblich, ob die Kunden in bar oder mit der Karte zahlen – für den Betreiber von Tabak Fakir in der Backnanger Marktstraße dagegen nicht. Er macht Verlust, wenn sein Gewinn am Verkauf eines geringpreisigen Artikels, zum Beispiel einer Schachtel Zigaretten, niedriger ist als das, was ihn eine elektronische Transaktion kostet. Von daher gibt’s Kartenzahlung hier erst ab zehn Euro und die Kunden akzeptieren es.

Zum Artikel

Erstellt:
20. September 2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Thomas Klingseis (links) und Hendrik Turni (rechts) nehmen das Artenspektrum im Waldgebiet Hörnle ein Jahr lang genau unter die Lupe. Philip Gohl (Mitte) ist Projektleiter beim Unternehmen Uhl Windkraft, das hier drei Windkraftanlagen plant. Fotos: Alexander Becher
Top

Stadt & Kreis

Artenschutzkartierung für Windkraftvorhaben im Gebiet Hörnle

Auf der Suche nach Wespenbussard und Co.: Das Unternehmen Uhl Windkraft und das Haus Württemberg planen gemeinsam mit den Kommunen Backnang und Winnenden bis zu drei Windkraftanlagen im Waldgebiet Hörnle südwestlich von Allmersbach im Tal. Aktuell führen Gutachter eine Artenschutzkartierung durch.

Stadt & Kreis

Zustimmung zum Standort: Maximal 40 Flüchtlinge in Mittelbrüden

Der Auenwalder Gemeinderat stimmt dem zuletzt vorgeschlagenen Standort für Wohncontainer mit großer Mehrheit zu. Wie andernorts auch scheint das Thema die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde in verschiedene Lager zu spalten.