Klinsmann und die Führungskräfte-Suche beim VfB: „Offen“

dpa/lsw Geislingen/Steige. Jürgen Klinsmann stimmte nach seiner Absage an den VfB Stuttgart versöhnliche Töne an und schließt ein künftiges Engagement nicht aus. Die Führungskonstellation könnte sich Ende des Jahres ändern. Dann ist einer seiner Fürsprecher vielleicht Kandidat fürs Präsidentenamt.

Jürgen Klinsmann läuft im Trikot vom Team „Schwaben“ über das Spielfeld. Foto: Christoph Schmidt

Jürgen Klinsmann läuft im Trikot vom Team „Schwaben“ über das Spielfeld. Foto: Christoph Schmidt

In der zweiten Halbzeit kickten Jürgen Klinsmann und Thomas Hitzlsperger gemeinsam in einem Team. Der Einsatz für den guten Zweck brachte den früheren Weltmeister mit dem VfB-Sportvorstand zusammen. Dass Klinsmann dem VfB Stuttgart auch aufgrund der aktuellen Führungskonstellation erst vor wenigen Tagen abgesagt hatte, änderte daran am Sonntag in Geislingen nichts.

Gut gelaunt verzichtete Klinsmann am Rande eines Benefizspiels in seiner ehemaligen Fußball-Heimat nach den gescheiterten Gesprächen mit dem VfB auf Kritik - ganz anders als Ex-Nationalspieler Thomas Berthold, der die Suche der Schwaben nach neuen Führungskräften als „Provinztheater“ bezeichnete.

Klinsmann hält es für möglich, irgendwann einen Posten beim Zweitligisten zu übernehmen. „Die Tür bleibt immer offen. Ich bin VfB-Fan“, sagte er und wies auch auf die Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts hin: „Wer weiß, wie die Konstellation später mal ist, aber im Moment passt es nicht.“

Der Wahl-Amerikaner hatte mit dem Gedanken gespielt, den neu geschaffenen Posten des Vorstandsvorsitzenden zu übernehmen. Die Gespräche waren jedoch nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen, das Werben des schwäbischen Zweitligisten war seinem Empfinden nach nicht groß genug. VfB-Aufsichtsratschef Bernd Gaiser fand Klinsmanns Entscheidung bedauerlich und dessen Aussagen nicht nachvollziehbar. „Ich will da niemanden angehen“, sagte Klinsmann jetzt versöhnlich.

Bei der Rückkehr zu dem Sportverein, für den er einst in der Jugend spielte, stand für den Ex-Stürmer ein anderes Thema im Fokus. Gemeinsam mit zahlreichen Altstars wie Berthold, Guido Buchwald, Cacau und Gerald Asamoah sammelte er mit seinem Auftritt Geld für ein neues Kinderhaus in Geislingen. Eine Halbzeit lief er im weißblauen Trikot für das Team Schwaben auf und schoss zwei Tore. In der zweiten Hälfte trug er das schwarze Outfit des Team Welt, das im Regen vor rund 3000 Zuschauern 7:6 gewann.

Abseits des Rasens war jedoch seine Absage an seinen Herzensclub und die Zukunft des VfB omnipräsent. Die Führungskonstellation wird sich Mitte Dezember mit der Wahl eines neuen Präsidenten wieder ändern. In das Rennen um die Nachfolge des zurückgetretenen Wolfgang Dietrich könnte auch Klinsmann-Fürsprecher Buchwald einsteigen. Der 58-Jährige kann sich eine Kandidatur vorstellen, hat darüber nach eigenen Worten aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen.

Die Bewerbungsfrist endet am 15. September. „Vielleicht kann man ein paar Dinge besser machen. Das Dringendeste ist, zu vereinen“, sagte der Weltmeister von 1990. Ob Buchwald im Falle des Erfolgs dann doch Klinsmann einbinden würde? „Das ist sehr weit hergeholt“, behauptete er: „Im Moment spielt der Jürgen keine Rolle.“

Wie Buchwald bedauerte auch Berthold, dass Klinsmann und der VfB nicht zusammengekommen sind. Berthold will in den Aufsichtsrat, aus dem Buchwald im Februar zurückgetreten war. Der frühere Verteidiger forderte aber erneut mehr sportliche Kompetenz in den Führungsgremien und übte scharfe Kritik. „Ich bin kein Grüß-Gott-August, der einen freien Platz im Aufsichtsrat anwärmt. Entweder ist man in der Lage, was gemeinsam zu entscheiden mit Leuten, die was vom Geschäft verstehen, oder eben nicht.“ Vorstandsvorsitzender des schwäbischen Zweitligisten wolle er aber nicht werden.

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Erstellt:
8. September 2019, 17:22 Uhr

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