Kommentar: Der Konflikt zerreißt auch unser Land
Kommentar: Der Konflikt zerreißt auch unser Land
Von André Bochow
Es ist gut und richtig, die Namen der israelischen Opfer öffentlich zu verlesen. Die Flaggen auf halbmast zu setzen ist das Mindeste, was man für diese Opfer und ihre Angehörigen tun kann. Aber dass sich der Bundestag, anders als im vergangenen Jahr, nicht zu einer Schweigeminute verabreden konnte, ist einfach nur traurig.
Wenn es stimmt, dass die Sorge vor Solidaritätsbekundungen mit den Palästinensern der Grund für die Unfähigkeit ist, gemeinsam innezuhalten und zu trauern, gibt das auch wieder, wie sehr die Menschen mit dem ringen, was im Nahen Osten geschieht. Jenseits der realen Gefahren lässt es sich natürlich trefflich streiten. Wie aufgewühlt die Menschen auch hierzulande sind, sollte man aber nicht unterschätzen. Eine der ersten Reaktionen auf die Hamas-Morde vom 7. Oktober war Freude bei einigen Mitbürgern. Die das Verbrechen feierten und Süßigkeiten verteilten, leben weiter unter uns. Das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza macht diese abscheulichen Feiern nicht ungeschehen. Das sollten wir nicht vergessen.
Aber natürlich lassen die Ereignisse, der Hunger, das Leid in Gaza, verursacht vom Kriegskurs der rechten Regierung, niemanden unbeeinflusst. Es ist möglich, mit Israelis und Palästinensern mitzufühlen. Das geht sehr gut, auch ohne Provokationen im Parlament. Und was spricht dagegen, in einer Schweigeminute der israelischen und der palästinensischen Opfer zu gedenken?