Kommentar: Die Erkenntnis ist längst vorhanden

Kommentar: Die Erkenntnis ist längst vorhanden

Von Guido Bohsem

Die Überschrift versprach viel. Auf dem Gipfel zur „Digitalen Souveränität Europas“ ging es um die ganz großen Fragen. Wie steht der alte Kontinent da im Rennen um die Digitalisierung ganzer Lebens- und Arbeitswelten? Wie reagiert man auf die ungeheure Übermacht der US-Tech-Konzerne, wie auf die Abhängigkeiten, die sich aus den Geschäftsmodellen der Cloud-Speicher ergeben, aus den bahnbrechenden Entwicklungen in Sachen Künstlicher Intelligenz? Das sind übrigens altbekannte Fragen.

Erwartungsgemäß fielen auch die Antworten groß aus. Man werde sich eigenständig auf den Weg machen, den Wettbewerb annehmen, eigene europäische Dienstleistungen entwickeln, bis hin zur Schaffung eines eigenen Social-Media-Angebots. Doch leider hat die Öffentlichkeit diese Antworten nicht zum ersten Mal gehört, sondern sehr oft – und sehr oft ist nur wenig, jedenfalls nicht genug passiert. So haben neue Tech-Unternehmen in Europa zum Beispiel einen Finanzierungsnachteil. Doch über einen gemeinsamen Finanzmarkt, der dieses Hemmnis beseitigen könnte, zerstreiten sich die Staaten seit Jahren.

Richtig ist, dass der Aufbruch europäisch geschehen muss, nicht national. Richtig wäre es aber auch, dafür auf ein Europa der zwei Geschwindigkeiten zu setzen. Wenn eine Handvoll williger Nationen gemeinsam nach vorne schreitet und Erfolg hat, werden die anderen sich anschließen.

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Erstellt:
18. November 2025, 22:18 Uhr
Aktualisiert:
18. November 2025, 23:53 Uhr

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