Kommentar: Mit Kanonen auf Spatzen

Kommentar: Mit Kanonen auf Spatzen

Von Norbert Wallet

Berlin - Der deutsche Markt für medizinische Hilfsmittel, vom Rollstuhl bis zum Stützstrumpf, ist groß und angesichts der alternden Gesellschaft auch ein Wachstum verheißendes Betätigungsfeld für die Anbieter. Insofern ist es richtig, wenn die Krankenkassen als Kostenträger ein Auge darauf haben, dass hier nichts aus dem Ruder läuft.

Insofern sind die aktuellen Forderungen der Kassen verständlich, mehr Infos zu bekommen, warum jede fünfte Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln mit Mehrkosten verbunden ist, die Patienten aus eigener Tasche zahlen. Doch bietet der jüngste Mehrkostenbericht des GKV-Spitzenverbandes eine hinreichende Grundlage für eine weitgehende Forderung? Die Kassen wollen nämlich die Anbieter verpflichten, ihnen nicht nur die Höhe der privat getragenen Mehrkosten zu melden, sondern auch die Gründe dafür. Dahinter steckt offenbar die Vermutung, clevere Anbieter könnten mit sehr offensiven Überzeugungsstrategien unnötig kostspielige Produkte verkaufen.

Die Frage ist, ob eine gesetzliche Pflicht nicht ein unnötig schwerwiegender Eingriff ist. Die Zuzahlung kann viele Gründe haben: Dazu zählen nicht nur geschickte Verkaufsgespräche, sondern vielleicht ja auch die Erkenntnis, dass von den Kassen übernommene Hilfsmittel nur einen Basisstandard abdecken und Extrawünsche hinsichtlich Optik oder Komfort bestehen. Man muss nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.

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Erstellt:
31. Juli 2025, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
1. August 2025, 22:05 Uhr

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