Kommentar: Punktsieg für Präsident Selenskyj?
Kommentar: Punktsieg für Präsident Selenskyj?
Von Thomas Spang
Die Ukraine räumt den USA Zugang zu wertvollen Bodenschätzen ein, um die Supermacht als Verbündeten gegen die russische Aggression zu halten. Nach Erpressungsversuchen von US-Präsident Donald Trump und einem Eklat mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im Oval Office in Washington steht nun ein Abkommen. Wer am Ende die Oberhand behielt, bleibt unklar, weil nur wenige Details bekannt sind.
Niemand kann wirklich sagen, wie groß die Vorräte an seltenen Erden in der Ukraine tatsächlich sind und welche Investitionen nötig wären, um sie zu erschließen. Während Russland seine Aggressionen fortsetzt, bleibt die Förderung riskant. Der praktische Nutzen des Deals könnte deshalb beiderseits beschränkt bleiben. Politisch scheint das Abkommen zwar ein Punktsieg für Selenskyj zu sein. Er hat den USA einen Anreiz gegeben, sich für die Zukunft der Ukraine einzusetzen. Die weitergehende Hoffnung, Trump würde sich jetzt für die Befreiung besetzter Gebiete engagieren, um dort lagernde Mineralien zu sichern, erscheint hingegen naiv.
Zumal auch Kreml-Chef Wladimir Putin seinem Bewunderer im Weißen Haus Avancen gemacht hat, die Rohstoffe in den von Russland besetzten Gebieten im Osten der Ukraine gemeinsam auszubeuten. Da Trump von Eigeninteressen und nicht von moralischen Prinzipien geleitet wird, sollte niemand überrascht sein, wenn er am Ende nach dem besseren Angebot greift.