Kommentar: S-Bahn leidet unter Vertrauensverlust

Kommentar: S-Bahn leidet unter Vertrauensverlust

Von Kai Holoch

Stuttgart - Es sind schwere Zeiten für den Verband Region Stuttgart (VRS). Als Träger des S-Bahn-Verkehrs wird er für viele Dinge verantwortlich gemacht, für die er oft wenig und manchmal auch gar nichts kann. Dass sich im Rahmen von Stuttgart 21 der Ausbau zum digitalen Knoten deutlich länger hinzieht als ursprünglich in Aussicht gestellt, lässt sich dem VRS ebenso wenig ankreiden wie die katastrophale Informationspolitik der Deutschen Bahn bezüglich der oft kurzfristig angekündigten Sperrungen. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus.

Dass angesichts kurzfristig angesagter, dafür umso längerer Sperrungen und fast schon notorischen Verspätungen die Bereitschaft der Menschen sinkt, ihr Auto daheim zu lassen und auf den ÖPNV umzusteigen, ist nachvollziehbar. Im vergangenen Jahr hat es vor allem die Menschen im Rems-Murr-Kreis erwischt. Aber auch an anderer Stelle mussten die S-Bahn-Fahrgäste ein hohes Maß an Flexibilität und Geduld aufbringen.

Wie sehr das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der S-Bahnen geschwunden ist, macht die Fahrgastbilanz 2023 deutlich. Statt, wie ursprünglich erhofft, einen weiteren, deutlichen Schritt hin zu den Rekordzahlen von 2019 zu machen, als 133 Millionen Fahrgäste registriert wurden, steht am Ende des Jahres sogar ein kräftiges Minus.

Ebenfalls unbefriedigend: Dem VRS sind auf absehbare Zeit die Hände gebunden. Auch in diesem und im nächsten Jahr werden wieder viele Sperrungen die emotionale Kluft  zwischen  den  Fahrgästen  und ihrer S-Bahn verbreitern. Bis der digitale Knoten funktioniert, wird weitere wichtige Zeit verstreichen. Bleibt nur die Hoffnung, dass irgendwann die Probleme behoben sind. Erst dann kann der Regionalverband richtig daran gehen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Eine Herkulesaufgabe.

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Erstellt:
26. April 2024, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
27. April 2024, 21:56 Uhr

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