Kommentar: Unterschätzte Bedrohung

Kommentar: Unterschätzte Bedrohung

Von Ellen Hasenkamp

Wenn Politiker zur Besonnenheit aufrufen, tun sie das oft aus Eigennutz: Zeit gewinnen, Druck rausnehmen, lautet dann die Devise. Wenn Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) jetzt aber angesichts der Drohnensichtungen in Deutschland mahnt, die Lage „ruhig und nüchtern“ zu betrachten, tut er das Richtige. Es gilt, eine drohende Drohnenhysterie zu verhindern. Natürlich: Die Gefahr durch die Flugobjekte sollte nicht unterschätzt werden. Die Gefahr durch allgemeine Aufregung aber auch nicht. Panikmache würde denen, die das wollen, das Geschäft nur erleichtern.

Es gilt, drei sehr unterschiedliche Bedrohungen auseinanderzuhalten: von Russland ausgesandte Drohnenschwärme – wie kürzlich über Polen –, von Provokateuren oder Spionen hierzulande gesteuerte Objekte und Fehlflüge von Hobbypiloten. Ein Risiko sind sie alle, aber im Einzelfall ist meist nicht zu klären, wer nun den Quadrocopter über den Flughafen oder die Kaserne gesteuert hat.

Was allerdings klar geworden ist: Wie sehr Deutschland und andere europäische Staaten die aufziehende Bedrohung trotz mehr als drei Jahren Drohnenkrieg in der Ukraine unterschätzt haben. Fast noch schlimmer als der technische Rückstand hierzulande ist der administrative: Dass nicht mal die Zuständigkeiten für die Drohnenabwehr zwischen Armee, Landes- und Bundespolizeien geklärt sind, lässt einen beinahe doch wieder hysterisch werden.

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Erstellt:
5. Oktober 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
5. Oktober 2025, 23:55 Uhr

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