Kommentar: Zur Tafel statt in die Tonne
Kommentar: Zur Tafel statt in die Tonne
Von Rebekka Wiese
Containern nennt man es, wenn Menschen abgelaufene, aber meist noch genießbare Lebensmittel aus den Abfalltonnen von Supermärktenholen. Das gilt jedoch als Diebstahl und ist daher verboten. Die SPD würde das gerne ändern. Die Idee mag in der Sache richtig sein – sie hat allerdings einige rechtliche Fallstricke. Schaut man sich das Problem genauer an, wird klar: Wenn der Staat etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun will, gibt es bessere Wege.
Dass jemand ins Gefängnis kommen könnte, weil er sich an Milch, Brot und Joghurt aus der Tonne bedient hat, ist natürlich ein falsches Signal. Doch die Praxis zeigt: Containern bleibt meist straffrei – die Verfahren werden fast immer eingestellt, in anderen Fällen entschieden sich Gerichte für Verwarnungen. In der Praxis läuft es also weniger absurd, als man meinen könnte.
Das eigentliche Problem liegt woanders: Supermärkte werfen genießbare Produkte weg, während die Tafeln melden, dass sie nicht genug haben. Solange der Bedarf hier so groß ist, dürfte sich die Frage des Containerns eigentlich gar nicht stellen. Würden Supermärkte ihre abgelaufenen, aber noch guten Produkte spenden, könnte sich niemand an ihren Containern bedienen. Viele Supermärkte arbeiten schon mit der Tafel zusammen. Doch zu viele noch nicht. Es braucht daher gesetzliche Regelungen, die dafür sorgen, dass die Lebensmittel zur Tafel kommen – und nicht in die Tonne.
