Hitze-Rekorde und Endlos-Trockenheit
Kommt 2025 wieder ein Jahrhundert-Sommer?
Zu trocken, zu warm, kaum Regen: Der Frühling kann buchstäblich zum Brandbeschleuniger für den Sommer werden. Droht 2025 ein Jahrhundert-Sommer mit Temperaturen über 40 Grad? Meteorologen sind sich uneins, ob solche Prognosen nicht mehr als Kaffeesatzleserei sind.

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Wird es 2025 auf den Feldern wieder so aussehen wie schon im „Jahrhundertsommer“ 2018? So viel steht fest: Nichts Genaues weiß man nicht!
Von Markus Brauer
Der Bauernverband befürchtet die „schlechteste Ernte des Jahrhunderts“. „Ist dieser Sommer noch normal?“, fragt die „FAZ“. Auch „Bild“ meint: „Der Sommer hat das Zeug zu einem Jahrhundertsommer!“ Medien und Meteorologen überbieten sich mit Wetter-Superlativen. Die Temperaturen erreichen Rekordwerte. Die Felder sind knochentrocken, die Wälder brennen beim kleinsten Funken wie Zunder, die Böden sind aufgeplatzt. Kurzum: Es herrscht eine große Dürre.
Endlos-Hitze im Sommer?
Nein, das ist keine Prognose für den Sommer 2025, sondern eine Reminiszenz an den Hitzesommer 2018. Auch in diesem Frühjahr verdichten sich die Anzeichen, dass erneut ein heißer Sommer bevorstehen könnte.
Der Regen bleibt aus und die Temperaturen liegen teils fünf bis zehn Grad über dem Durchschnitt. Und im Netz überschlagen sich aktuell die Meldungen, was uns in den Sommermonaten bevorstehen könnte.
"Jahrhundertsommer" & "Hitzesommer" 2025 - was steckt dahinter? Es gibt diverse Medienberichte über einen bevorstehenden "Jahrhundertsommer". Wir erklären welches Modell dahintersteckt und es gibt "Fabians Gedanken zum Sommer 2025":https://t.co/DEuIUGls25 /FR pic.twitter.com/esTqUuwjQo — Kachelmannwetter (@Kachelmannwettr) May 13, 2025
Wetterprognosen von amerikanischen und europäischen Instituten warnen vor einem langen, heißen #Sommer. Schon jetzt sind die Böden ausgetrocknet.https://t.co/uxzwsaiacr — t-online (@tonline) May 9, 2025
Was jetzt getan werden muss Endlos-Hitze droht im Sommer: „Ganz Deutschland muss anfangen, sich vorzubereiten“https://t.co/bxCSCI8v42 . — Doris-Maria Heilmann (@111publishing) May 13, 2025
Frühjahr ist bisher viel zu trocken
„Die Dürre ist in einigen Regionen aktuell besorgniserregend. Vor allem tiefere Bodenschichten weisen teils deutliche Defizite an Feuchtigkeit auf“, sagt der Meteorologe Dominik Jung von wetter.net.
Unbestreitbar ist das Jahr 2025 bisher zu trocken. Im Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung ist Deutschland derzeit in Tiefrot abgebildet: Es ist viel zu warm für diese Jahreszeit.
In weiten Teilen Deutschlands lag der Niederschlag bereits in den Wintermonaten unter dem langjährigen Mittel. Auch der März und April blieben hinter den Erwartungen zurück. Seit Beginn der Auswertung 1931 war es in Deutschland im Zeitraum von Anfang Februar bis Mitte April noch nie so trocken wie in diesem Jahr, meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Am 1. Mai herrschten am „Tag der Arbeit“ bis zu 30 Grad.
„Um die aktuellen Defizite im Boden auszugleichen, wären überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen über einen längeren Zeitraum nötig – idealerweise in Form von kontinuierlichem Landregen“, erläutert Wetterforscher Jung.
Kommt jetzt die Wetterwende?
Nach Wochen der Trockenheit kündigt sich nun eine mögliche Wetterwende an, so Jung weiter. Allerdings nicht in Form eines erlösenden Landregens, sondern als schwülheiße Wetterlage mit kräftigen Gewittern.
Laut Daten des Wetterdienstes wetter.net deuten mehrere Modelle auf einen spürbaren Temperaturanstieg in der letzten Maidekade hin. Besonders gegen Monatsende könnten wir uns erstmals in diesem Jahr häufiger der 30-Grad-Marke nähern.
Läuft sich der Sommer warm?
Ein zu trockener Frühling kann buchstäblich zum Brandbeschleuniger für den Sommer werden, denn er legt das klimatische Fundament, auf dem Hitzewellen und Dürreperioden bestens gedeihen. Was sich derzeit ankündigt, ist also möglicherweise nicht nur ein heißer Sommer.
Es könnte der Beginn zu einem neuen Wetterextrem in Deutschland. Wenn sich die aktuellen Wettermuster weiter fortsetzen, drohen Deutschland im Sommer monatelange Hitzewellen mit bedrohlicher Trockenheit, erhöhter Waldbrandgefahr und niedrigen Pegelständen in Seen und Flüssen.
Genau dieses Muster zeigte sich bereits in den Jahren 2003, 2018sowie 2022. Damals folgte auf trockene Frühlingsmonate ein besonders heißer Sommer. Das Frühjahr und der Sommer 2024 waren eher feuchte Ausnahmen von der Regel, welche der Klimawandel mehr und mehr bestimmt.
Droht wieder ein Sommer mit Hitzeglocken?
Der physikalische Mechanismus dahinter: Trockene Böden heizen sich schneller auf und mit ihnen die Luft darüber. Meteorologen sprechen von einem „Heat Dome“ – einer Hitzeglocke oder Hitzekuppel. Gemeint ist damit ein stabiles Hochdruckgebiet bezeichnet, das heiße Luft wie ein Deckel in einer Region festhält.
Der Hochdruck verhindert eine Bildung von Wolken, wodurch Sonnenstrahlen ungehindert den Erdboden aufwärmen können. Der Druck lässt zugleich Luftmassen absinken, was die Luft aufwärmt und die Hitze weiter verstärkt.
Die extrem hohen Wassertemperaturen des Mittelmeeres, die jetzt schon Werte von bis zu 30 Grad erreicht haben, tragen zusätzlich zu Hitzewellen bei. „Vereinfacht ausgedrückt funktioniert die Hitzeglocke wie ein Deckel auf einem Topf“, konstatiert der Deutsche Wetterdienst (DWD). Für die Menschen in den betroffenen Gebieten kann sich das anfühlen wie in einem Ofen. Eine Hitzekuppel kann eine Region Tage oder sogar Wochen im Griff haben.
„Höhere Temperaturen führen zu verstärkter Dürre“
Bei plus 1,5 Grad globaler Erwärmung tritt der Mix aus Luftfeuchtigkeit und Hitze häufiger auf und die für Menschen noch erträgliche Grenze wird deutlich überschreiten. In Mitteleuropa werden die Sommer heißer, feuchter und schwüler. Die Sonneneinstrahlung wird intensiver und länger – vor allem im Mittelmeerraum, in Nordeuropa, aber auch im Osten Nordamerikas, in weiten Teilen Afrikas sowie in der Arktis.
„Höhere Temperaturen führen zu verstärkter Dürre, weil aufgrund der stärkeren Verdunstung die Böden und Vegetation schneller austrocknen, wenn es nicht viel regnet“, betont der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
„Zu 70 bis 100 Prozent einer der heißesten Sommer überhaupt“
Noch vor wenigen Jahrzehnten galten Temperaturen von 30 bis 35 Grad in Deutschland als außergewöhnlich hoch. Heute gehören solche Werte in vielen Regionen bereits zum sommerlichen Alltag. Und: Die Extreme verschieben sich weiter nach oben. „Nun gehen wir in den Bereich von 40 bis 45 Grad in den extremen Hitzespitzen über“, warnt Dominik Jung.
Der offizielle deutsche Hitzerekord liegt bei 41,2 Grad Celsius und wurde am 25. Juli 2019 an den Wetterstationen Duisburg-Baerl und Tönisvorst gemessen. Solche Werte dürften in Zukunft kein einmaligen Ausreißer bleiben.
Die Meteorologen von Experten von weather.com warnen: Alle Klimaprognosen würden einen extrem heißen Sommer 2025 in Deutschland und Europa zeigen. „Die Vorhersagen waren noch nie so aggressiv. Zu 70 bis 100 Prozent deutet sich einer der heißesten Sommer überhaupt an. Die Hitze steigt jetzt monatlich in Deutschland. Der bisherige Jahrhundert-Sommer 2003 könnte schon bald abgelöst werden.“
Jahrhundertsommer – alles frei erfunden?
Wetterforscher Jung hält solche Prognosen dagegen für unseriös. Es gebe kein langfristiges Wettermodell, das absolute Höchstwerte für den Sommer „ausspucken“ könne. Das sei alles frei erfunden, stellt er fest. Langfristmodelle könnten nur Abschätzungen abgeben: wärmer, kälter oder trockener, nasser. „Deshalb weiß man aktuell auch überhaupt nicht, gibt es 35 Grad in der Spitze, 37 Grad oder 40 Grad.“
„Das weiß momentan kein Meteorologe, kein selbst ernannter Wetterexperte und auch kein Wettermodell.“ Jung spricht sogar von krassen Unterschieden bei den Prognosemodellen. „Ein Wettermodell sagt, das wird ein nasser Sommer, ein anderes, das wird ein sehr trockener Sommer. Da gibt es noch so gar nichts in Richtung Fahrtrichtung für den Sommer 2025.“