Noch kein Papst gewählt
Konklave beginnt in Rom mit schwarzem Rauch
Mit einer feierlichen Zeremonie ist in der Sixtinischen Kapelle das Konklave eröffnet worden, bei dem der 267. Papst der Kirchengeschichte gewählt wird. Der Ausgang ist ungewiss, der Medienrummel in Rom gewaltig: 5300 Journalisten aus der ganzen Welt haben sich beim Heiligen Stuhl akkreditiert.

© Andrew Medichini/AP/dpa/Andrew Medichini
Schwarzer Rauch quillt aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle während des Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes im Vatikan.
Von Dominik Straub
Die Herren Kardinäle haben sich viel Zeit genommen und die über 50 000 Schaulustigen, die am Mittwochabend auf den Petersplatz geströmt sind, lange warten lassen: Statt wie erwartet um 19 oder spätestens 19:30 Uhr stieg der schwarze Rauch über der Sixtinischen Kapelle gestern erst um Punkt 21 Uhr in den Römer Himmel. Dass der Rauch schwarz war und somit im ersten und einzigen Wahlgang des Konklave-Auftakttages noch kein „Habemus Papam“ verkündet werden konnte, war dagegen allgemein erwartet worden. Die Verzögerung der Rauchzeichen dürfte daran gelegen haben, dass schon das Eröffnungszeremoniell in der Sixtinischen Kapelle mit zeitlichem Rückstand zu Ende ging; außerdem ist davon auszugehen, dass die ungewöhnlich hohe Zahl der wahlberechtigten Kardinäle das Wahlprozedere ebenfalls verlängerte.
Über 5300 Journalisten aus aller Welt
Über mangelndes Interesse an der Papstwahl können sich die Kardinäle jedenfalls nicht beklagen: Seit gestern sind die Kameras von hunderten internationalen Fernsehanstalten und Networks auf den Kamin der Sixtinischen Kapelle gerichtet. Über 5300 Journalisten aus der ganzen Welt haben sich für das Konklave beim Heiligen Stuhl akkreditiert, wie Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte. Für die Amtseinführung des neuen Papstes werden, wie schon bei der Beerdigung von Papst Franziskus, eine Viertelmillion Besucher erwartet, darunter erneut zahlreiche gekrönte Häupter, Staatspräsidenten und Regierungschefs. Rom ist in diesen Tagen – wie immer, wenn ein Papst stirbt und dann nach rund zwei Wochen ein neuer gewählt wird – „Caput Mundi“, das Haupt der Welt, im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Noch ist der Neue aber noch nicht gefunden. In der Messe „Pro eligendo Romano Pontifice“ im Petersdom, die jedem Konklave vorangeht, hat der 91-jährige Kardinaldekan Giovanni Battista Re am Mittwoch höhere Kräfte um Hilfe gebeten: „Wir sind hier, um die Unterstützung des Heiligen Geistes zu erbeten, auf dass der Papst gewählt wird, den die Kirche und die Menschheit in diesem schwierigen und komplexen Wendepunkt der Geschichte benötigt“, erklärte Re in Anwesenheit von 5000 Gläubigen und über 200 Kardinälen, darunter sämtliche 133 Papstwähler. Der Kardinaldekan wünschte sich einen Pontifex, der in der Lage sei, „das Gewissen sowie die moralischen und spirituellen Energien aller Menschen aufzuwecken“. Genau dies brauche die heutige Gesellschaft, „die einerseits geprägt ist von großem technologischen Fortschritt, die aber anderseits auch die Tendenz hat, Gott zu vergessen“, betonte Re.
Noch nie so viele Papstwähler
Nach der Messe und einem Mittagessen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, wo die Kardinäle während des Konklaves wohnen, begaben sich die 133 Papstwähler am Nachmittag in den Apostolischen Palast und von dort aus in einer feierlichen Prozession zur Sixtinischen Kapelle. Noch nie hat es an einem Konklave so viele Papstwähler gegeben wie dieses Mal, noch nie stammten sie aus so vielen verschiedenen Ländern. Insgesamt 70 Staaten aus allen Kontinenten sind in der Sixtina vertreten: 52 Kardinäle kommen aus Europa, 16 aus Nordamerika, vier aus Mittelamerika, 17 aus Südamerika, 23 aus Asien, 17 aus Afrika und vier aus Australien und Ozeanien. Der jüngste ist der aus der Ukraine stammende Bischof von Melbourne, Mikola Bychok, mit 45 Jahren, der älteste ist der Spanier Carlos Osoro Sierra mit 79 Jahren. Geleitet wird die Wahl vom ranghöchsten Kardinal in der Sixtinischen Kapelle, dem bisherigen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Der 70-jährige Italiener gilt gleichzeitig als Favorit bei der Papstwahl – was freilich nicht allzu viel zu bedeuten hat.