Konzernumbau und Konjunkturschwäche: Zahlen bei Continental

dpa Hannover. Für Conti wird 2020 ein entscheidendes Jahr. Der Umbruch zu Software und E-Mobilität kostet viel Geld - und wahrscheinlich auch etliche Arbeitsplätze. Geben die Zahlen aus 2019 ausreichend Rückenwind?

In einem Messraum wird die Funktion eines intelligenten Antennenmoduls mit 5G Transceiver überprüft. Foto: Armin Weigel/dpa

In einem Messraum wird die Funktion eines intelligenten Antennenmoduls mit 5G Transceiver überprüft. Foto: Armin Weigel/dpa

Der Autozulieferer Continental stellt seine Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vor. Für das dritte Quartal 2019 hatte der Dax-Konzern aus Hannover einen deutlich verringerten Gewinn im laufenden Betrieb gemeldet, das Ergebnis war um ein Fünftel auf knapp 615 Millionen Euro gesunken.

Conti muss wie zahlreiche andere Firmen der Branche mit einer schwachen Nachfrage in vielen Ländern zurechtkommen, wegen der mauen Konjunktur entwickelten sich die Verkäufe etlicher Autobauer zuletzt schlecht. Es gibt aber auch hausinterne Faktoren, die das Unternehmen im Griff haben.

So ist mit dem Umbauprogramm „Transformation 2019-2029“ eine grundlegende Umstrukturierung verbunden, die den Konzern jede Menge Geld kostet. Vorstandschef Elmar Degenhart richtet Continental noch stärker als bisher auf Sensorik, Elektronik, Software und E-Mobilität aus - im Gegenzug werden Bereiche der klassischen Hydraulik und Verbrennungsmotor-Technik drastisch gekappt oder sollen zum Teil ganz auslaufen. Möglichst viele Mitarbeiter sollen weiterqualifiziert werden, es könnte jedoch auch einen empfindlichen Personalabbau geben. Bis 2023 dürften weltweit rund 15.000 Arbeitsplätze von „Veränderungen“ betroffen sein, davon 5000 in Deutschland.

In Zukunftsbereichen wie Elektrokomponenten, dem autonomen Fahren, Vernetzung und Dienstleistungen sollen gleichzeitig neue Jobs entstehen. Gewerkschafter sehen den Umbau aber kritisch - viele werfen dem Management ein zu radikales und überhastetes Umsteuern vor. Skeptisch sieht mancher auch die Abspaltung der Antriebssparte in das Unternehmen Vitesco. Hier hatte Conti im Herbst jedoch auch einen wichtigen Großauftrag des PSA-Konzerns gemeldet, Finanzvorstand Wolfgang Schäfer erwartete ein „unverändert starkes Umsatzwachstum“.

Wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus erhöht der weltweit vernetzte Autozulieferer und Reifenhersteller derzeit seine Vorsichtsmaßnahmen. So wurden Geschäftsreisen von und nach China sowie Südkorea und in Teile Italiens eingeschränkt. Nähere Angaben zu den möglichen Auswirkungen machte Continental noch nicht.

Allgemein hieß es, man wolle die Lieferfähigkeit aufrechterhalten. Der Konzern hat Fabriken und Niederlassungen auf allen Kontinenten. In China, wo die Corona-Epidemie ausbrach, hatte er die Produktion nach zeitweiligen Unterbrechungen seit dem 10. Februar wieder schrittweise aufgenommen. Beim Großkunden Volkswagen hieß es zuletzt, die Lage entspanne sich. „Aber wir fahren auch auf Sicht.“

Übernahmen aus früheren Jahren hatten den Konzern zuletzt finanziell belastet. So waren im Rückblick geringer als zunächst angesetzte Firmenwerte ein Grund dafür, dass Continental im dritten Quartal unterm Strich sogar einen Verlust von fast zwei Milliarden Euro verbuchte. Das Unternehmen betonte, dies sei allerdings auf den „Einmaleffekt“ der Neubewertung zurückzuführen: Es sei besser gewesen, die Sonderabschreibungen frühzeitig in die Bücher zu nehmen.

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Erstellt:
5. März 2020, 05:57 Uhr

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