Overtourism

Kostet Mallorca bald Eintritt?

Venedig, Cinque Terre oder der Seceda-Berg sind schon kostenpflichtig. Andere Orte werden überrannt, sogar für Selfie-Videos von einer Dampflok in den schottischen Highlands.

Der Landgang mit Selfie kostet auf Santorini 20 Euro.

© IMAGO/Nicolas Koutsokostas

Der Landgang mit Selfie kostet auf Santorini 20 Euro.

Von Michael Maier

Europa bringt mit seinen bezaubernden Städten, atemberaubenden Landschaften und reichen Kulturen jedes Jahr Millionen von Touristen in Bewegung. Doch der Sommer hat eine Schattenseite: Overtourism. Die steigenden Besucherzahlen belasten die Infrastruktur, die Umwelt und die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung an immer mehr Orten.

Nehmen wir zum Beispiel Venedig: Die einzigartige Schönheit der Lagunenstadt lockt unzählige Besucher an, doch die Massen an Touristen führen zu Überfüllung, steigenden Preisen und einer Belastung der historischen Gebäude. Bei Vorausbuchung kostet Venedig zudem 5 Euro Eintritt pro Person, spontan und kurzfristig sogar 10 Euro. Einheimische fühlen sich unter Druck, während die authentische venezianische Kultur unter dem Massentourismus zu leiden scheint.

Kostet Mallorca bald Eintritt?

Ähnliche Probleme sind auf Mallorca zu beobachten. Die wunderschönen Strände und das mediterrane Klima ziehen jedes Jahr Millionen an, was zu Umweltbelastungen, Überbauung und teilweise sogar zu einer Verdrängung der lokalen Bevölkerung durch hohe Immobilienpreise und Mieten führt. Die Infrastruktur kämpft mit den Besuchermassen, und die Schönheit der Insel wird durch Staus und Überfüllung beeinträchtigt.

Kurtaxe, Auto-Aufkleber, Landgang-Gebühr

„Eintritt“ bezahlt man auf Mallorca bislang zwar nur in Form einer Kurtaxe auf Nächtigungen, doch ab 2026 könnten auch auswärtige Autofahrer an der Fähre mit einem Aufkleber für die Windschutzscheibe zur Kasse gebeten werden. Die kleine Nachbarinsel Formentera hat ein solches System bereits eingeführt, Ibiza soll noch vor Mallorca an die Reihe kommen – mit Monatsgebühren im dreistelligen Euro-Bereich. Eine interessante Alternative zu den überlaufenen Inseln der Balearen wäre vielleicht das ruhigere Menorca, so der Rat für alle, die das stören sollte.

Für die Inseln Santorini und Mykonos in Griechenland wird von Kreuzfahrtgästen indes sogar eine Gebühr für den Landgang genommen – in der Hochsaison sind es immerhin 20 Euro pro Person.

5 Euro am Seceda-Berg

Auch abseits von malerischen Stränden und monumentalen Städten zeigt sich das Problem. Der Seceda-Berg in Südtirol, mit seinen atemberaubenden Dolomiten-Panoramen, ist zum beliebten Fotomotiv geworden. Die steigenden Besucherzahlen führen zu Parkplatzproblemen, randvollen Wanderwegen und einer Belastung der empfindlichen Natur. Da täglich bis zu 4000 oder 6000 Touristen kommen, wird man neuerdings an einem Drehkreuz mit 5 Euro zur Kasse gebeten.

Overtourism-Beispiele in Europa

  • Venedig: Einführung einer Eintrittsgebühr (5-10 Euro).
  • Mallorca: Umweltbelastung, Überbauung, Kurtaxe, geplante Gebühr für auswärtige Autofahrer ab 2026.
  • Santorini & Mykonos (Griechenland): Landgangsgebühren für Kreuzfahrtgäste (bis zu 20 Euro).
  • Seceda-Berg (Südtirol): Parkplatzprobleme, überfüllte Wanderwege, Eintrittsgebühr (5 Euro).
  • Sardinien: Gebührenpflichtige oder reservierungspflichtige Strände (App-basiert).
  • Cinque Terre (Italien): Einbahnstraßen auf Wanderwegen, kostenpflichtige Chipkarten.
  • Glenfinnan (Schottland): Überfüllung an beliebten Selfie-Spots, Drängeleien.

Strand-App auf Sardinien, Einbahn-Wanderweg in Cinque-Terre

Generell ist Italien führend, was die gebührenpflichtige Steuerung von Besucherströmen betrifft. So kosten einige Strände auf Sardinien inzwischen ein paar Euro Eintritt oder sind zumindest reservierungspflichtig – per App, wie zu Corona-Zeiten dystopisch getestet. Und in der Wanderregion Cinque Terre mit ihren malerischen Dörfern an der ligurischen Küste braucht man eine kostenpflichtige Chipkarte, um einige Strecken zu begehen. Der Andrang ist so groß, dass ein Abschnitt zu bestimmten Tageszeiten als Einbahnstraße ausgewiesen wurde.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Michelle & Joël | Travel & Vanlife (@wolf2go_)

Selfie mit Harry-Potter-Dampflok in Schottland

Sogar in scheinbar abgeschiedenen Gegenden wie Glenfinnan in Schottland, bekannt durch die Harry-Potter-Filme, spürt man die Auswirkungen des Overtourism. Die malerische Landschaft wird von Touristenströmen überrannt. Den Besuchern geht es vor allem darum, ein Selfie-Video von einem Dampfzug aufzunehmen, der einmal täglich um eine Kurve in den Highlands kommt. Dabei herrscht Drängeln, Hauen und Stechen um die besten Plätze.

Overtourism ist ein komplexes Problem, das keine einfachen Lösungen bietet. Jeder einzelne kann seinen Beitrag leisten, indem er verantwortungsvoll reist, die lokale Kultur respektiert, die Umwelt schützt und eventuell Stoßzeiten vermeidet – in Deutschland zum Beispiel den Wochenendbesuch am Eibsee unterhalb der Zugspitze.

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Erstellt:
20. August 2025, 08:37 Uhr

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