Adenauer-Stiftung
Kramp-Karrenbauer gewinnt gegen Merz-Kandidaten
Es ist eine bittere Schlappe für Kanzler Merz: Bei der Vorsitzenden-Wahl der Adenauer-Stiftung fällt sein Kandidat durch. Gewinnerin ist eine Frau, gegen die er schon einmal verloren hat.
© Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Kramp-Karrenbauer setzt sich gegen Krings durch.
Von Von Michael Fischer, dpa
Berlin - Die frühere CDU-Chefin und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ist zur neuen Vorsitzenden der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung gewählt worden. Bei einer Mitgliederversammlung setzte sie sich in einer Kampfabstimmung im ersten Wahlgang gegen den von Bundeskanzler Friedrich Merz nominierten Bundestagsabgeordneten Günter Krings durch. Sie tritt das Amt Anfang 2026 an.
Es ist damit auch eine bittere Schlappe für den CDU-Vorsitzenden Merz, der seinen Wunschkandidaten aus seinem nordrhein-westfälischen Landesverband nicht durchsetzen konnte. Merz gratulierte Kramp-Karrenbauer gleichwohl auf X: "Die Stiftung ist bei Dir in guten Händen", schrieb er. "Ich wünsche Dir viel Erfolg. Auf weiter gute Zusammenarbeit!"
In den ARD-"Tagesthemen" sagte Merz am Abend zu der Wahl: "Wir leben in einer Demokratie und nicht in einer Diktatur." Man müsse Kompromisse machen und auch akzeptieren, "dass in demokratischen Gremien anders entschieden wird als vielleicht der Vorsitzende es will". Das sei normal. Kramp-Karrenbauer werde die Adenauer-Stiftung gut führen.
Lammert tritt nach acht Jahren ab
Kramp-Karrenbauer, die meist kurz AKK genannt wird, erhielt den Angaben zufolge im ersten Wahlgang 28 Stimmen und Krings 21 Stimmen. Es gab eine Enthaltung. Die 63-Jährige tritt damit die Nachfolge von Norbert Lammert an, die offizielle Amtsübernahme ist für den 1. Januar geplant. Der frühere Bundestagspräsident hatte im September erklärt, den Vorsitz nach acht Jahren abgeben zu wollen. Er ist im November 77 geworden. Die Mitgliederversammlung wählte ihn zum Ehrenvorsitzenden der Stiftung.
Erste Kampfabstimmung in 70 Jahren
Erstmals in der 70-jährigen Geschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde in einer Kampfabstimmung über den Vorsitz entschieden. Mit Kramp-Karrenbauer hat sich die deutlich bekanntere Kandidatin durchgesetzt. Die frühere saarländische Ministerpräsidentin war von 2019 bis 2021 Verteidigungsministerin in der schwarz-roten Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel. 2018 setzte sie sich in einer Kampfabstimmung gegen Merz um den CDU-Vorsitz durch und blieb zwei Jahre an der Spitze der Partei. Seit Anfang 2022 führt nun Merz die CDU.
Merz sprach sich im November für Krings aus
Der Kanzler hatte sich Mitte November in einem Brief an Lammert für Krings als Vorsitzenden ausgesprochen. Darin lobt er die national und international "umfangreiche Erfahrungen in vielen Bereichen der Politik und der Wissenschaft". Der 56-Jährige gehört dem Bundestag seit 2002 an, ist stellvertretender Fraktionschef für die Fachbereiche Inneres und Recht und Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen in der Unions-Fraktion, der größten Landesgruppe der CDU im Bundestag.
Merz als Fürsprecher reichte aber nicht aus. Einige in der Union halten es für einen Fehler, dass der Kanzler sich nicht früher formell für Krings ausgesprochen hat. In den Wochen vor der Abstimmung haben dem Vernehmen nach auch Fraktionschef Jens Spahn und Generalsekretär Carsten Linnemann - beide aus Nordrhein-Westfalen - für Krings geworben - vergeblich. Für Merz ist es damit eine weitere Abstimmungspanne - nach der Niederlage im ersten Wahlgang bei der Kanzlerwahl im Mai und der im ersten Anlauf geplatzten Richterwahl im Bundestag im Juli.
Adenauer-Stiftung mit 95 Auslandsbüros
Die weltweit tätige Stiftung trägt den Namen des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, der von 1949 bis 1963 regierte. Nach eigenen Angaben hat die Stiftung mit Sitz in Berlin und Sankt Augustin bei Bonn 95 Auslandsbüros, mit denen sie Projekte in über 100 Ländern betreut. In Deutschland liegt ihr Schwerpunkt auf der politischen Bildung sowie der Erforschung und Dokumentation der Entwicklung der Christdemokratie.
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