Krankenhaus-Parkplatz wird überbaut
Kreisbaugruppe will die Garage überdeckeln und drei Gebäude darauf errichten – Sozialwohnungen und Arztpraxen geplant
Dort, wo bis vor drei Jahren das Backnanger Krankenhaus stand, wächst zurzeit ein neues Stadtviertel aus dem Boden. Unter anderem werden ein Hospiz, ein Pflegeheim für Demenzkranke und eine Seniorenwohnanlage gebaut. Jetzt kommt noch ein weiteres Projekt hinzu: Die Kreisbaugruppe will die Krankenhaus-Garage überdeckeln und darauf drei Gebäude mit Sozialwohnungen und Gewerbeflächen errichten.

© Pressefotografie Alexander Beche
Die Autos auf dem ehemaligen Krankenhaus-Parkplatz sollen unter einem Deckel verschwinden. Die neuen Gebäude entstehen auf gleichem Niveau wie das Pflegeheim (links).Foto: A. Becher
Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Die Parkgarage mit einem oberirdischen und zwei unterirdischen Parkdecks ist das Einzige, was heute noch an das Backnanger Krankenhaus erinnert. Doch bald soll auch dieser Bereich ein neues Gesicht bekommen. Die Kreisbaugruppe als Eigentümerin will das Bauwerk aus den 80er-Jahren von Grund auf sanieren. Dabei kamen die Verantwortlichen in Waiblingen auf die Idee, die Parkgarage zu überdeckeln. „So gewinnen wir auf einen Schlag 3000 Quadratmeter in allerbester Lage“, sagt Kreisbau-Geschäftsführer Johannes Berner. Eine Chance, die er sich angesichts des Wohnungsmangels im Rems-Murr-Kreis nicht entgehen lassen will. Schließlich hat sich die Wohnbau-Tochter des Landkreises zum Ziel gesetzt, in den nächsten zehn Jahren mindestens 500 bezahlbare Mietwohnungen an Rems und Murr zu bauen.
Knapp 40 davon sollen nun an der Karl-Krische-Straße entstehen: Über der Parkgarage plant die Kreisbau zwei dreistöckige Gebäude in Modulbauweise. Das Unternehmen hat die vom Stuttgarter Architekten Werner Sobek entwickelten Holzmodule bereits vor zwei Jahren für eine Flüchtlingsunterkunft im Winnender Schelmenholz eingesetzt und wurde dafür unter anderem mit dem Deutschen Holzbaupreis ausgezeichnet. In Backnang gehe es aber nicht um die Unterbringung von Flüchtlingen, sondern um bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen, betont Berner.
Die Kreisbau will die Wohnungen mit öffentlicher Förderung errichten und anschließend eine Miete verlangen, die
33 Prozent unter dem Backnanger Mietspiegel liegt. Einziehen dürfen nur Inhaber eines Wohnberechtigungsscheins. Zielgruppe sind nach Angaben des Backnanger Baudezernenten Stefan Setzer vorrangig Einzelpersonen, etwa Senioren. Die Holzmodule, die inklusive Küche und Bad fertig angeliefert werden, haben eine Größe von jeweils 37 Quadratmetern.
Das hölzerne Innenleben soll von außen später aber nicht mehr erkennbar sein: „Man kann diese Module mit allen Fassaden verkleiden, die man sich nur vorstellen kann“, erklärt Berner und verspricht den Backnangern eine moderne Wohnanlage, die sich nahtlos in die umliegende Bebauung einfügt. Mit der Konzeption wurde deshalb auch dasselbe Planungsbüro beauftragt, das schon den städtebaulichen Entwurf für das übrige Klinikareal erarbeitet hatte. Eine glückliche Fügung war dabei, dass das Gelände hinter der obersten Parkebene ansteigt: Die Gebäude auf dem „Deckel“ liegen damit nicht höher als das benachbarte Pflegeheim, das gerade im Bau ist.
Garage auch während
der Bauzeit nutzbar
Neben den beiden Wohnhäusern plant die Kreisbau noch ein drittes Gebäude an der Weissacher Straße, das gewerblich genutzt werden soll. „Wir sehen es als Erweiterung des Gesundheitszentrums“, sagt Johannes Berner. Dort könnten sich beispielsweise Facharztpraxen, Physiotherapeuten und andere Anbieter aus dem Gesundheitsbereich einmieten. Ein Aufzug bringt die Patienten barrierefrei von den Parkdecks auf alle Stockwerke.
Die Umsetzung des Projektes ist gleich in mehrfacher Hinsicht anspruchsvoll. Zum einen stellt die Überbauung der Parkgarage die Statiker vor eine Herausforderung. Zum anderen ist der Zeitplan sehr eng: „Sinnvollerweise lässt sich dieses Projekt nur 2019 umsetzen“, sagt der Kreisbau-Geschäftsführer. Wenn die umliegenden Gebäude erst mal fertig sind, werden die Parkplätze nämlich dringend benötigt. „Wir drücken deshalb wahnsinnig auf die Tube“, so Berner.
Gibt der Backnanger Gemeinderat grünes Licht für die erforderliche Änderung des Bebauungsplans, hofft er, dass spätestens Anfang nächsten Jahres die Bagger anrollen können. Insgesamt will der Investor einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen.
Eine komplette Sperrung der Garage will die Kreisbau auch während der Bauzeit vermeiden. Solange die Einfahrt über das obere Parkdeck nicht möglich ist, will der Bauherr eine neue Zufahrt anlegen, die von der Weissacher Straße direkt ins erste Untergeschoss führt. „Wir wollen, dass das Parkhaus zu jeder Zeit nutzbar bleibt“, kündigt Berner an.
Wie viele der heute 292 Parkplätze am Ende zur Verfügung stehen werden, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall verspricht der Kreisbau-Geschäftsführer mit Blick auf die immer größer werdenden Autos, dass die Stellplätze künftig breiter sein werden als heute, die Verkehrsführung in der Garage wird vereinfacht. Auch wenn dadurch ein paar Parkplätze wegfallen, wird es nach Berners Einschätzung weiterhin genügend Platz für die Autos geben. Aktuell werden ohnehin nur die oberen beiden Parkdecks genutzt. Das unterste ist gesperrt, weil die Zahl der Parker nach der Schließung des Krankenhauses deutlich gesunken ist.